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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Männer Rache genommen wird. Unter diesen Umständen würden sechs Wochen Urlaub nichts anderes sein als sechs Wochen unbarmherziger Krieg.«
    »Sie haben es erkannt, Herr Zipka«, antwortete Kathinka ruhig. »Genügt Ihnen das als Erklärung für meine Zeitungsanzeige?«
    »Akzeptiert!« Zipka beugte sich vor und stellte das Autoradio an. Flotte Tanzmusik erklang. »Womit beginnen wir? Wie eröffnen Sie den Krieg, Tinka?«
    »Indem ich zähle, wie oft Sie noch ›Tinka‹ sagen und Ihnen später für jedes Tinka einen Tritt gegen das Schienbein verpasse.« Sie lächelte ihn an. Es war ein böses Lächeln, wenigstens sollte es so aussehen. »Ich nenne Sie ja auch nicht Lu.«
    »Das wäre auch ungerecht. Lu klingt so schwül, das träfe nicht meinen Charakter. Aber wenn wir uns auf ›Wig‹ einigen könnten, wäre ich einverstanden.«
    »Wig? Soll das etwa originell sein?«
    »Ja. Wig könnte ein Markenzeichen werden. Als Abkürzung für ›wird immer geliebt‹! Wenn Sie Wig rufen, wüßte ich immer, daß Ihr Herz spricht.«
    »Albernheit! Das wäre wie ein Rückfall in die Stammelsprache.«
    Zipka zuckte hoch und warf die Arme nach oben. »Halt!« schrie er. »Bremsen! Nach rechts …«
    »Was ist denn los?« Kathinka umklammerte das Lenkrad. Statt zu bremsen, drückte sie das Gaspedal voll durch. »Warum brüllen Sie denn?«
    »Da war eine Tankstelle! Ich wollte doch raus!«
    »Zu spät! Jetzt sehen Sie, wie Ihre dummen Reden die Konzentration beeinträchtigen.«
    »Die nächste Tankstelle ist 54 Kilometerweiter.«
    »Die überleben wir auch noch.«
    »Aber das Taxi wird immer teurer.«
    »Ich spendiere die Hälfte des Fahrpreises. Einverstanden?«
    »Angenommen.« Zipka lehnte sich von neuem in das Polster zurück. Weiches naturfarbenes Leder, das etwas süßlich duftete. »Tinka …«
    »Noch ein Tritt – nachher!«
    »Ich freue mich auf die Camargue.«
    »Sie werden sie nie erreichen.«
    »Wenn Sie so weiterrasen, glaube ich das auch.«
    Kathinka Braun zögerte, dann nahm sie den Fuß vom Gaspedal und fuhr vernünftig. Von weitem näherte sich der blaue VW. Der Fahrer pfiff durch die Zähne und wischte sich mit dem Ellbogen den Schweiß aus der Stirn. Der junge Mann neben ihm sagte laut »Uff!« und suchte dann in seiner Jackentasche nach der Zigarettenschachtel. »Wenn die immer so aufdreht, rast sie uns davon! So'n Blödsinn, mit 'nem alten VW diesen Flitzer zu verfolgen.«
    »Wenn wir die Kohlen haben, kannste dir auch einen Sportwagen leisten!«
    »Und wo willst du das Ding steigen lassen?«
    »Wie geplant, in Frankreich. Da kann sie uns nicht davonfahren, da ist harte Geschwindigkeitsbegrenzung.«
    »Was mir gar nicht gefällt, ist der Typ bei ihr. Wohin mit dem? Sollen wir den etwa auch mit rumschleppen?«
    »Wir können ihn nicht wegblasen.«
    »Warum nicht?«
    Die beiden sahen sich kurz an. Sie hatten aufgeholt und fuhren jetzt direkt hinter Kathinka Braun her. Sie sahen, wie ihr Begleiter auf dem Sitz kniete und in den Gepäckstücken auf der schmalen Hinterbank wühlte. Er holte einen hellgelben Plastiksack hervor und nahm den Deckel ab.
    »Der Kerl frißt Bananen«, stellte der Fahrer des blauen VW fest. »Wenn der wüßte, was in Frankreich mit ihm passiert …«
    Kathinka Braun sah mißbilligend auf den Plastikkasten mit Butterbroten und den drei Bananen. Zipka schälte gerade ein Prachtexemplar mit liebevoller Hingabe.
    »Das fehlte mir gerade noch!« sagte sie giftig. »Ein Freßpaket! Kartoffelsalat mit Würstchen!«
    »Nein. Vollkornbrot mit Käse. Und Bananen! Vollkornbrot fördert die Verdauung, enthält Mineralien und Spurenelemente, wirkt entschlackend. Von einem Reisebegleiter dürfen Sie erwarten, daß er gesund ist, Tinka.«
    »Nummer fünf!« Sie trommelte nervös gegen das Lenkrad. »Müssen Sie jetzt unbedingt essen?«
    »Ich bin noch nüchtern.«
    »Ich auch.«
    »Ein leerer Magen am Morgen macht mißgestimmt.«
    »Ich habe Tee getrunken.«
    »Das genügt nicht. Obwohl wir getrennte Kasse ausgemacht haben, will ich nicht kleinlich sein und mit Ihnen mein Frühstück teilen. Ich habe Camembert und Trappistenkäse auf den Broten.«
    »Trappisten? Das ist doch der Mönchsorden, der ewiges Schweigen gelobt hat? Ein Trappist darf nicht mehr reden …«
    »Richtig. Der Käse dieses Namens beeindruckt mich immer wieder. Es strömt so viel Beruhigendes von ihm aus.«
    »Himmel! Um Ihnen zuzuhören, muß man Nerven wie Drahtseile haben.«
    Sie ging mit der Geschwindigkeit noch mehr herunter,
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