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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Echo blieb.
    »Natürlich. Ich habe nur einen Schluck Tee getrunken.«
    »Sie sind Teetrinker? Fabelhaft! Ich auch! Meine Teemischung stelle ich selbst her. Grundlage: Darjeeling, Frühlingsernte. Die zarten Spitzen – die geben eine wundervolle hellgoldene Tasse Tee, wenn man einen Krümel Ceylon dazu mischt. Nicht länger als höchstens zwei, drei Minuten ziehen lassen! Ich kann Ihnen sagen, das rauscht in die Glieder und ins Gemüt! Da werden die Gelenke munter! Da tiriliert schon morgens ein Paradiesvöglein in den Hirnwindungen …«
    »Was tut es?« fragte Kathinka verwirrt.
    »Tiriliert! Pieppieptsitsiriririri …«
    »Daß Sie kindisch sind, weiß ich seit unserer ersten Begegnung. Aber daß es so schlimm mit Ihnen steht …«
    »Ihrer Stimmung nach müssen Sie starken Assamtee trinken.«
    »Was wollen Sie eigentlich?« unterbrach ihn Kathinka barsch.
    »Morgen ist der dritte Juni! Um wieviel Uhr geht es los? Frühmorgens? Das ist die beste Zeit, um in den Urlaub aufzubrechen. Frühmorgens, wenn die Hähne kräh'n …«
    »Ich fahre nicht in Urlaub.«
    »Dann muß die ganze Welt auf dem Kopf stehen.«
    »Wieso?«
    »Ich bin seit drei Tagen in Hannover …«
    »Muß man Ihnen ins Gesicht sagen, daß Sie mir lästig fallen?«
    »In Ihrer Firma sagte man mir – ich erlaubte mir anzurufen und mich als Fabrikant von geblümten Klobecken vorzustellen –, man sagte mir wörtlich: ›Die Chefin ist in Urlaub.‹ Die Chefin, sagten sie. Toll! Sie haben aber Zug in dem Laden! Die Chefin! Man hörte förmlich die Ehrfurcht gegen die Rippen hämmern.«
    »Ich mache zu Hause Urlaub.«
    »In Ihrer Autowerkstatt haben Sie an ihrem Todesflitzer eine große Inspektion vornehmen lassen. Zitat von Ihnen: ›Ich brauche ihn für eine Fahrt in den Süden. Er muß hundertprozentig in Ordnung sein.‹ Stimmt's?«
    »Sie spionieren mir nach? Also, das ist eine bodenlose Frechheit!«
    »Ich würde es lieber Vorsicht oder Selbsterhaltungstrieb nennen.« Zipka lachte jungenhaft. »Ich muß mich schließlich informieren, ob ich mich dieser vierrädrigen Rakete anvertrauen kann! Der Werkstattmeister sagte mir, der Wagen laufe jetzt wie eine Eins!«
    »Ich werde die Werkstatt wechseln.«
    »Kathinka Braun, warum sind Sie so verbittert? Sechs sonnige Wochen liegen vor uns. Die Riviera! Ich rieche schon den Lavendel. Ich kenne einige verträumte Strandbuchten, die noch ihren ursprünglichen Reiz bewahrt haben und wo es wirklich noch nach Lavendel riecht.«
    »Ich habe keine Lust, Ihnen länger zuzuhören!« Kathinka Braun nahm wieder einen Schluck Tee, er war leider kalt geworden. »Riviera ist gestrichen! Wenn ich fahre, hören Sie, wenn ich fahre, dann in die Camargue. Aber ich fahre nicht!«
    »Die Camargue«, sagte Zipka. Seine Stimme nahm einen verträumt-romantischen Klang an. »Welch ein verzaubertes Fleckchen Welt! Das riesige Rhônedelta, die Etangs mit ihren Flamingoschwärmen, die Salzseen, das mannshohe Gras und der wilde Galopp von Herden weißer Pferde! Darüber ein unendlicher Himmel, eine Weite überall, in der der Mensch seine Winzigkeit begreift. Ein Urlaub, wo die Natur wirklich noch Gottes Schöpfung ist und nicht das Zeichenbrettwerk von Landschaftsgestaltern. Alles atmet Größe und unberührte Schönheit. Camargue – das ist ein blendender Gedanke von Ihnen! Durch die Myriaden von Mücken, Käfern und anderen Insekten sind die Fische dort maßlos verwöhnt. Ich werde eine neue Anglerfliege konstruieren: Die Zipkasche Camargue-Fliege!«
    »Ende!« sagte Kathinka hart und legte auf. Dann saß sie vor dem Telefon, wartete, rauchte nervös eine Zigarette und kaute an einem Brötchen mit Honig. Als es wieder klingelte, zählte sie bis acht. Erst dann meldete sie sich.
    »Ja?« Es sollte unbefangen und gleichgültig klingen.
    »Ich habe einmal ein Buch über die Camargue gelesen«, sagte Zipka, als sei er nicht unterbrochen worden. »Ein herrliches, dramatisches Buch. Da verliebte sich ein weißer Hengst in seine Reiterin.«
    »Ich lege sofort wieder auf«, zischte Kathinka.
    »Bitte, nicht! Wann fahren wir?«
    »Gar nicht! Ihre Sturheit ist anscheinend krankhaft! Sie hätten sich alle Unkosten sparen können. Die Fahrt hierher, das Hotel …«
    »Hotel ›Welfenpark‹«, warf er ein.
    »Ich dachte es mir. Herr Zipka, mein letztes Wort: Ich habe kein Interesse daran, Sie wiederzusehen.«
    Sie legte auf, bevor er antworten konnte. Sie atmete tief durch, trank den kalten Tee aus und ging dann an das große
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