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Liebe ist der größte Schatz

Liebe ist der größte Schatz

Titel: Liebe ist der größte Schatz
Autoren: SOPHIA JAMES
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noch immer spüren. Eine kurze Berührung hatte genügt, um ihr Herz zum Rasen zu bringen – eine Wirkung, die Emerald den Umständen ihrer zweiten Begegnung und der Erinnerung an ihre erste zuschrieb. Die vergangenen fünf Jahre war sie Nacht für Nacht mit seinem Antlitz vor Augen zu Bett gegangen und hatte von ihm geträumt.
    Immer den gleichen Traum, immer der gleiche Ort.
    Die Szenerie hatte sich ihr inzwischen so stark eingeprägt, dass sie jedes einzelne Detail kannte. Die Gerüche, die Klänge, die Sonne und den Wind vor der Küste der Turks Inseln – und die riesigen weißen Segel des Schiffes.
    Sie schüttelte den Kopf und versuchte sich wieder auf die Gegenwart zu konzentrieren. Sie wollte sich nicht mit Asher Wellingham befassen, doch die Vorstellung, ihm nahe zu sein, erzeugte ihr einen süßen Schmerz und trieb ihr das Blut in die Wangen.
    Wie es wohl war, durch sein schwarzes Haar zu fahren und seine Haut unter ihren liebkosenden Händen zu spüren? Allein der Gedanke, über seine angespannten Muskeln und Sehnen zu streicheln, sandte ein Kribbeln durch ihren Körper und machte sie so unruhig, dass sie sich im Bett hin und her zu wälzen begann.
    Himmel, was tat sie da? Emerald öffnete die Augen und setzte sich ruckartig auf. Ihr fröstelte, als sie sich das grauenvolle Ereignis, welches nun fünf Jahre zurücklag, in Erinnerung rief.
    Asher Wellingham war ihr Feind. Der Feind ihres Vaters.
    Wut und Schmerz gewannen die Oberhand in ihr, und sie warf die Bettdecke beiseite. Heute Nacht würde sie keinen Schlaf finden. Sie erhob sich, legte ein weiteres Scheit in den Kamin und nahm einen schmalen Band von dem Bücherstapel, der sich auf dem Stuhl neben ihrem Bett türmte. Es war ein Werk Juvenals, in dem sich der römische Dichter über die Lasterhaftigkeit der Menschen entrüstete. Beau hatte das kostbar gebundene Buch bevorzugt zur Hand genommen, um ihr die lateinischen Verben beizubringen.
    Der Hauch eines Lächelns formte sich auf Emeralds Lippen. Damals war er ein geduldiger Mensch und ein guter Vater, dachte sie wehmütig.
    Und obwohl er kein Engel gewesen war, hatte er eine solch schwere Vergeltungsmaßnahme, wie sie ihm durch den Duke of Carisbrook zuteilgeworden war, nicht verdient. Angeschlagen aufgrund eines heftigen Sturmes im Golf von Mexiko, war die „Mariposa“ auf dem Weg in die Heimat gewesen, als Beaus Widersacher Wellingham sie angegriffen hatte. Mit dreimal so starker Besatzung war er ihrem Vater gefolgt, um Beaus Brigantine mit militärischer Präzision zu zerstören. Erst hatte Wellingham die Masten unter Beschuss genommen und das Kampfschiff anschließend mit unablässigem Kanonenfeuer vollständig zertrümmert.
    Azziz hatte ihr die Geschichte erzählt, nachdem er auf einem Baltimore-Klipper, der die Überlebenden aus dem Meer gefischt hatte, nach Jamaika zurückgekehrt war. Der Duke hatte ihrem Vater nicht die Möglichkeit gegeben, von Bord zu springen, sondern ihn auf dem sinkenden Wrack zum Duell gefordert.
    Der Kampf hatte nur eine Minute gedauert – eine einzige Minute –, dann war Beau unter dem tödlichen Säbelstich Carisbrooks zusammengebrochen.
    Emerald stiegen Tränen in die Augen. Ihr Vater hatte vom Säbel gelebt und war durch den Säbel umgekommen. Es hatte jedoch auch eine Zeit gegeben, in der Literatur und die Kultur der Römer und Griechen Beaus Lebensinhalt gewesen waren – als ihre Mutter noch bei ihnen gelebt hatte. Als sie St. Clair und nicht die „Mariposa“ als ihr Zuhause betrachtet hatten.
    Doch von diesem längst versunkenen Leben existierte nichts mehr außer einer schmerzhaften Sehnsucht – und der Erinnerung an Versprechungen und falsche Hoffnungen.
    Seither war ihr Dasein ein fortwährender Kampf gewesen.
    Behutsam legte Emerald das Buch zurück auf den Stapel und nahm sich vor, nicht mehr zurückzublicken und stattdessen Kraft für ihr Vorhaben zu sammeln. Sie würde den Spazierstock finden und umgehend nach Jamaika zurückkehren, um dort ein normales Leben zu führen. Mit Ruby und Miriam daheim in St. Clair, das sie wieder aufbauen wollte.
    Heimat. Bei diesem Wort wurde ihr schwer ums Herz, auch wenn ihr Asher Wellingham mit seinen faszinieren den bernsteinfarbenen Augen, die so erregend aufgeleuch tet waren, als er sie angesehen hatte, nicht aus dem Kopf ging. Er weckte verbotene Gefühle in ihr, die sie dazu verleiten konnten, unachtsam zu werden. Um keinen Preis durfte er erfahren, wer sie war, andernfalls wäre ihr Schicksal ein für
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