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Liebe für Anfänger

Liebe für Anfänger

Titel: Liebe für Anfänger
Autoren: Janet Evanovich
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wirkte plötzlich bockig. »Ich dachte, mein Make-up wäre hier drin.«
    Billie warf einen flüchtigen Blick in den Koffer. »Sieht eher wie Wäsche aus.«
    »Mist.« Deedee trampelte die Treppe hinunter und fing an, Gepäckstücke aufzumachen. Schließlich stand sie mit in die Seiten gestemmten Armen da und warf sich das rote Haar über die Schulter. »Es ist nicht da. Nick muss es mit meinen Schuhen zurückgelassen haben. So wie ich ihn kenne, hat er das wahrscheinlich extra gemacht.«
    »Aber Sie sind doch geschminkt.«
    Deedee schüttelte den Kopf. »Das ist nur mein Morgen-Make-up. Ich muss gleich das Nachmittags-Make-up auflegen und so gegen fünf das Abend-Make-up. Das ist nämlich durchaus ein Unterschied.«
    »Da wäre ich gar nicht drauf gekommen, aber ich bin in Sachen Mode und Kosmetik auch nicht gerade auf dem neusten Stand.« Billies Make-up bestand aus Foundation, Rouge und Mascara.
    »Ich war mal Schönheitskönigin, Süße. Ich
musste
diese Dinge schon ganz früh lernen.«
    »Schönheitskönigin? Im Ernst?«
    »Den ersten Wettbewerb habe ich mit vier Jahren gewonnen. Dann habe ich den …« Sie unterbrach sich, und ihre hübsche Stirn furchte sich, während sie angestrengt nachdachte. »Oh, das muss ich mir abgewöhnen«, sagte sie und zog die Brauen hoch, sodass die Falten verschwanden. Sie glättete ihre Stirn mit den Fingern, wie um alle Spuren zu beseitigen. »Jedenfalls, ich weiß gar nicht mehr genau, wie viele ich gewonnen habe, aber Sie sollten mal die ganzen Pokale sehen.« Sie reckte stolz das Kinn vor. »Ich weiß, wie man ein Publikum mitreißt.«
    Billie nickte. »Ich bin beeindruckt.«
    »Und deswegen brauche ich mein Make-up. Ich kann es mir nicht leisten, mich gehen zu lassen.« Sie seufzte tief.
    »Ich bin sicher, dass Nick das absichtlich gemacht hat. Erst hat er mich im Morgengrauen buchstäblich aus dem Bett gezerrt und mir befohlen, mit Hilfe eines Feldarbeiters meine Sachen zu packen, der ungefähr so intelligent war wie ein Troll. Was ihn nicht davon abgehalten hat, mich die ganze Zeit anzustarren. Und dann, als hätte das noch nicht gereicht, hat Nick mich
und
mein Designergepäck in den Pick-up geworfen, in dem er sonst Heu und Pferdefutter und weiß der Geier was noch transportiert. Können Sie sich das vorstellen? Ich war völlig traumatisiert von der ganzen Sache!« Sie unterbrach sich und schauderte. »Ich hätte das alles gar nicht erst zugelassen, wenn mein kleiner Sportwagen nicht in der Werkstatt wäre. Keine Ahnung, wann ich ihn wiederbekomme. Das kommt davon, wenn man ausländische Autos fährt.«
    »Ich wette, Nick lacht sich gerade darüber kaputt«, fuhr sie fort, ohne Luft zu holen. »Er weiß ganz genau, dass ich ohne meine Schuhe nicht zurechtkomme. Klar, ohne die richtigen Schuhe würde ich dieses Haus nicht verlassen. Ich müsste mal Ihr Telefon benutzen, Süße. Entweder Nick bringt mir meine Sachen, oder ich mache einen Aufstand, wie ihn die Stadt noch nicht erlebt hat.«
    Billie griff sofort nach dem tragbaren Wandtelefon und reichte es ihr. »Hier«, sagte sie. Deedees Stimme hatte keinen Zweifel gelassen, dass sie es ernst meinte, und Billie konnte auf einen Aufstand getrost verzichten.
    Eine Stunde später kam Nick mit fünf Kartons voll Schuhen und drei weiteren Gepäckstücken an. »Wie läuft‘s?«, fragte er Billie, wobei er sich mächtig Mühe gab, locker zu klingen.
    Sie zog eine Augenbraue hoch. »Ich würde Sie gern in der Küche sprechen.«
    »Ich muss sofort zum Stall zurück. Ich musste einen Kerl feuern, und das hat er nicht gerade locker genommen.«
    »In die Küche, Kaharchek.« Das war die Stimme, mit der sie ihre Schüler in das Zimmer des Direktors bestellte, wenn sie sie bei Doktorspielen in der Besenkammer erwischt hatte. Dieser Stimme wagte sich niemand zu widersetzen. Nicht einmal Nick Kaharchek.
    Er folgte ihr in die Küche und lehnte sich mit dem Rücken an den Kühlschrank, die Hände in den Taschen seiner ausgewaschenen Jeans, die Füße in gespielter Lässigkeit übereinander geschlagen. Billie sah seine Mokassins an und stellte fest, dass sie sauber waren. Deedee wäre begeistert.
    »Sie wollten mich sprechen?«, sagte er.
    Sie humpelte zur Kaffeekanne, schenkte sich noch eine Tasse ein und trank einen Schluck, bevor sie antwortete.
    Auch so eine Technik, die sie als Lehrerin der sechsten Klasse gelernt hatte. Respekt einflößendes Hinauszögern.
    Das Opfer nie die Oberhand gewinnen lassen. Es stets auf den gefürchteten
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