Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)

Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)

Titel: Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)
Autoren: Rachel Gibson
Vom Netzwerk:
zurückkommen, um sie abzuholen. Die Kinder in der Schule würden es wahrscheinlich herausbekommen und sie auslachen.
    Georgeanne hasste es, ausgelacht zu werden.
    Oder sie würden sie verspotten wie Gilbert Massey. Gilbert hatte in der zweiten Klasse noch in die Hose gemacht, und niemand hatte ihn das je vergessen lassen. Sie nannten ihn jetzt Gilbert Nassey. Georgeanne wollte nicht mal darüber nachdenken, wie sie sie nennen würden.
    Und wenn sie dabei draufging, sie war wild entschlossen, dass niemand je herausfinden sollte, dass sie anders war. Sie war wild entschlossen, dass niemand je herausfinden würde, dass Georgeanne Howard eine Funktionsstörung des Gehirns hatte.

EINS
    1989
     
    In der Nacht vor Virgil Duffys Hochzeit prasselte ein Sommerregen auf den Puget-Sound. Am nächsten Morgen waren die grauen Wolken verschwunden und gaben den Blick auf die Elliot-Bucht und die atemberaubende Skyline der Innenstadt von Seattle frei. Mehrere von Virgils Hochzeitsgästen schauten zum klaren Himmel und fragten sich, ob er Mutter Natur genauso kontrollierte wie sein Reederei-Imperium. Sie fragten sich, ob er auch seine junge Braut kontrollieren konnte oder ob sie für ihn bloß ein Spielzeug war wie sein Eishockeyteam.
    Während die Gäste auf den Beginn der Zeremonie warteten, tranken sie in kleinen Schlückchen aus Champagnerflöten und spekulierten darüber, wie lange die Ehe zwischen der blutjungen Frau und dem älteren Mann halten würde. Nicht lange, lautete der allgemeine Konsens.
    John Kowalsky ignorierte den gemurmelten Austausch von Klatsch und Tratsch um ihn herum. Er hatte ganz andere Sorgen. Er hob ein Becherglas aus Kristall an die Lippen und kippte den hundert Jahre alten Scotch weg wie Wasser. In seinem Kopf hämmerte ein unaufhörlicher Schmerz, in seinen Augenhöhlen pochte es, und ihm taten die Zähne weh. Offensichtlich hatte er sich letzte Nacht blendend amüsiert. Er wünschte bloß, er könnte sich daran erinnern.
    Von seinem Platz auf der Terrasse schaute er auf einen quergeschnittenen smaragdgrünen Rasen, mustergültig gepflegte Blumenbeete und spritzende Springbrunnen. In Armani und Donna Karan gehüllte Hochzeitsgäste schlenderten zu den weißen Stuhlreihen gegenüber einer Laube, die mit Blumen, Bändern und irgendwas Hauchzartem in Pink geschmückt war.
    Johns Blick wanderte zu seinen Mannschaftskameraden, die mit ihren marineblauen Blazern und abgewetzten Loafers deplatziert wirkten und sich unwohl fühlten. Sie machten den Eindruck, als hätten sie genauso wenig Lust wie er, mitten in der High Society von Seattle festzusitzen.
    Links von ihm setzte sich eine dünne Frau in einem fließenden lavendelfarbenen Kleid und dazu passenden Schuhen an ihre Harfe, lehnte das Instrument an ihre Schulter und begann, nur geringfügig lauter als die Geräusche, die vom Puget-Sound widerhallten, an den Saiten zu zupfen. Sie schaute zu ihm auf und schenkte ihm ein Lächeln, das er sofort erkannte. Das Interesse der Frau überraschte ihn nicht, und er ließ den Blick ganz bewusst über ihren Körper wandern. Mit seinen achtundzwanzig Jahren hatte John schon Frauen in allen Formen und Größen und mit den unterschiedlichsten sozialen und intellektuellen Niveaus gehabt. Er war grundsätzlich nicht abgeneigt, im Groupie-Pool zu schwimmen, doch er stand nicht besonders auf Gerippe. Während ein paar seiner Teamkameraden mit Models ausgingen, zog John weiche Rundungen vor. Wenn er eine Frau anfasste, wollte er keine Knochen spüren, sondern richtig was in der Hand haben.
    Das Lächeln der Harfenistin wurde koketter, und John schaute weg. Nicht nur, dass die Frau zu dürr war, sondern er hasste Harfenmusik fast so sehr wie Hochzeiten. Er hatte schon zwei eigene hinter sich, und keine davon war besonders
glücklich verlaufen. Das letzte Mal, als er einen so schlimmen Kater gehabt hatte wie heute, war vor sechs Monaten in Las Vegas gewesen, als er in einer Hochzeitssuite aus rotem Samt aufgewacht und urplötzlich mit einer Stripperin namens DeeDee Delight verheiratet gewesen war. Die Ehe hatte nicht viel länger gedauert als die Hochzeitsnacht. Und das echt Beschissene daran war, dass er sich nicht mal erinnerte, ob DeeDee ihrem Namen Ehre gemacht hatte.
    »Danke, dass Sie gekommen sind, Junge.« Der Besitzer der Seattle Chinooks näherte sich John von hinten und tätschelte ihm die Schulter.
    »Ich glaube, wir hatten keine Wahl«, konterte John und schaute in Virgil Duffys faltiges Gesicht.
    Virgil lachte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher