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Liebe auf den letzten Blick

Liebe auf den letzten Blick

Titel: Liebe auf den letzten Blick
Autoren: L Beck
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schnaubend losstürmen will.
    O ja, stimme ich Gustl insgeheim zu, so ist das Leben. Ausgerechnet jetzt, in Irmas schwerster Stunde, wo sie alles verloren hat, könnte ich vor Glück laut lossingen. »Love is in the Air« oder so etwas in der Richtung. Ich habe meine rosarote Brille wiedergefunden, und all meine Sorgen haben sich mit diesem attraktiven Mann an meiner Seite in Luft aufgelöst. Solange er meine Hand hält, ist mir alles egal. Was kümmern mich Geldprobleme oder meine wankelmütigen Mitbewohner. Ich bin glücklich, sogar meine Hitzewallungen sind wie weggezaubert.
    Amelies durchdringender Blick bremst meine romantischen Gedankengänge aus.
    »Wenn du möchtest, rede ich mit ihm«, erbietet sich Fred.
    Sein freundliches Angebot löst etwas in mir aus, was ich seit Ewigkeiten nicht mehr gefühlt habe. Ein süßes Kribbeln läuft durch meinen Körper.
    »Danke, Fred«, antwortet Irma. »Aber damit würde ich das Problem nur vor mir herschieben. Ich erledige das lieber sofort und verkrieche mich danach in irgendeinem Loch.« Sie schaut uns der Reihe nach an, als hoffe sie auf unsere Zustimmung.
    »Wir begleiten dich!«, bestimme ich und erkundige mich, ob noch Abrechnungen zu erledigen wären.
    »Alles geregelt«, antwortet sie. »Der Bestatter kümmert sich um Ottos Asche, den Diamanten erhalte ich dann in ein paar Wochen.«
    Amelie spielt verträumt mit ihren Ketten. »Ich werde mich auch pressen lassen.« Verzückt gibt sie Gustl einen Kuss auf die Wange. »Dann kannst du dir einen Schlüsselanhänger daraus machen lassen und hast mich immer bei dir.«
    »Und wenn ich den Schlüssel verliere?«, fragt Gustl grinsend.
    »Ach was«, antwortet sie. »Du wirst doch gut auf dein geliebtes Gummibärchen aufpassen, oder?«
    Tja, für Amelie ist das Leben mit dem Tod eben noch lange nicht beendet, es nimmt nur eine andere Form an. Und wenn es schön glitzert, umso besser.
    Vor dem Kino stehen noch die letzten Raucher, die Irma tröstend zulächeln. Dr. Rossberg erwartet Irma lässig an seinem Mercedes lehnend, als plante er mit ihr ein Picknick. Gemeinsam schreiten wir auf ihn zu wie eine Rentnergang.
    Irma kramt in ihrer Handtasche und holt einen Schlüssel hervor, den sie Dr. Rossberg unter die Nase hält. »Hier! Ich müsste aber noch einige Sachen aus dem Haus holen.«
    Der Anwalt nickt schmunzelnd. »Wie wäre es jetzt gleich? Ich chauffiere Sie.«
    Irma blickt mich an.
    »Es spricht doch nichts dagegen, dass wir Irma begleiten, oder?«, sage ich in einem Ton, der keinen Widerspruch duldet.
    »Nein, natürlich nicht«, entgegnet er, beeilt sich, für Irma die Beifahrertür zu öffnen, und fragt uns: »Möchte noch jemand mitfahren?«
    Fred, Sophie und ich nehmen im Fond Platz. Amelie und Gustl besteigen ihren Beulen-Panda, der wenige Meter entfernt geparkt ist.
    Die kurze Fahrt verläuft schweigend. Irmas leise Seufzer kann man nicht als Gespräch werten, auch wenn ich sie verstehe.
     
    Als Dr. Rossberg vor Ottos Haus anhält, erwartet uns eine Überraschung. Ich traue meinen Augen nicht. Doch bevor ichrealisiere, was ich sehe, lässt ein dumpfer Knall uns zusammenzucken.
    Durch die Heckscheibe sehe ich hinter uns Amelie in ihrem Panda, die unschuldig mit den Schultern zuckt, und höre förmlich, wie sie »Ups« kichert. Sie ist mit ihrem ollen Kleinwagen auf den schicken Mercedes des Anwalts geknallt.
    Erstaunlicherweise verzieht Dr. Rossbach keine Miene, sondern fragt nur: »Alle unverletzt?« Auf unser Nicken steigt er aus, geht zur Beifahrertür und reicht Irma formvollendet die Hand. »Wenn Sie mir bitte folgen würden.«
    Seltsam berührt laufen wir hinter Dr. Rossberg auf das Anwesen zu. Irgendjemand hat ein breites rotes Band um die Villa geschlungen, das an der Haustür in einer großen Schleife endet und sie wie ein Geschenk aussehen lässt. Kein Wunder, dass Amelie bei diesem Anblick vergessen hat, auf die Bremse zu treten.
    »Hochgradig sensibel, der feine Herr Anwalt«, wispere ich Fred zu und werfe einen besorgten Blick auf Irma, die mit gesenktem Kopf durch das Gartentor tritt.
    Dr. Rossberg ist zur Haustür vorausgeeilt. Als wir bei ihm ankommen, streckt er Irma den Hausschlüssel entgegen. »Für Sie, Frau Schöller!«
    Irma tauscht irritierte Blicke mit uns. »Ähm … wie soll ich das verstehen?«
    Schmunzelnd angelt er einen blassrosa Umschlag aus seinem Jackett und überreicht ihn ihr mit den Worten: »Ottos Testament.«
    Irma starrt den Brief an. »Und was steht da drin?«
    »Ich
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