Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe auf den letzten Blick

Liebe auf den letzten Blick

Titel: Liebe auf den letzten Blick
Autoren: L Beck
Vom Netzwerk:
geheimnisvoller Geliebter das Haus.«
    »Ach was«, winke ich ab, um sie zu beruhigen. »Ruf ihn an, dann erfährst du, worum es sich handelt.«
    Amelie lässt abermals ihr Pendel aus der Hand gleiten. »Ich kann ausloten, ob er gute oder schlechte Neuigkeiten für dich hat.«
    Irma tippt sich an die Stirn. »Frau Specht hat eindeutig ’ne Meise.«
    Amelie zuckt die Schultern und pendelt stattdessen über dem Spülbecken. Keine Ahnung, was sie da finden möchte. Vielleicht eine Proseccoquelle?
    »Würdest du für mich anrufen?« Irma hält mir den schnurlosen Apparat hin. »Ich trau mich nicht.«
    Ich nicke lächelnd. Irma lässt die Ansage erneut laufen, um die Nummern aufzuschreiben.
    »Good news«, verkündet Amelie triumphierend.
    Irma quittiert Minervas Weissagung mit einer abwertenden Handbewegung.
    Amelie stützt die Fäuste in die rundlich gewordene Taille und mustert sie. »Was bekomme ich, wenn ich recht habe?«
    »Das schönste Zimmer im Haus – wenn ich es tatsächlich erbe«, antwortet Irma.
    »Und ich will mit dem Porsche fahren!«, fordert Amelie.
    Wir mustern sie ungläubig.
    »Keine Sorge, ich bin immer noch gegen Spritfresser, schnelles Fahren und das alles«, erklärt sie. »Aber bevor ich ins Nirwana verschwinde, möchte ich nur ein einziges Mal nachts mit einhundertfünfzig Sachen über die Leopoldstraße rasen. Du weißt doch, je oller, je doller … …«
    »Schluss jetzt, ihr zwei«, unterbreche ich sie. »Es hat doch überhaupt keinen Sinn zu spekulieren. Ich rufe den Rossbach jetzt an, und dann werden wir ja erfahren, was Irma erbt oder auch nicht.«
    Ich erreiche den Anwalt tatsächlich. Das Gespräch dauert keine drei Minuten, wobei er spricht und ich nur einsilbig antworte.
    Nachdem ich die Auflegetaste gedrückt habe, muss ich erst einmal durchatmen, wobei mich Irma keine Sekunde aus den Augen lässt.
    »Und?«, drängelt sie mit hektischen roten Flecken im Gesicht. »Was hat er gesagt?«
    »Es ging um Ottos Beerdigung. Ob du dich darum kümmerst?«
    »Würde ich ja gern«, sagt Irma bedrückt. »Aber solange ich die verdammten Unterlagen nicht habe, kann …«
    »Er hat sie.«
    »Wirklich?« Irma reißt ungläubig die Augen auf.
    »Ja, wirklich!« Ich nicke. »Auch den Zeremonienplan, den Otto in diesem Brief erwähnt …«
    Sie atmet erleichtert auf. »Und was noch?«
    »Jetzt kommen die good news.«, antworte ich.
    »Ha!«, kräht Amelie dazwischen. »Ich hab’s gewusst.«
    Ich gebe ihr mit einem stummen Augenbrauenheben zu verstehen, dass sie sich zurückhalten soll.
    »Otto hatte einen Bestattungsfonds«, verkünde ich. »Dumöchtest dich mit Rossbach in Verbindung setzen, um alle Details zu besprechen.«
    »Bestattungsfonds?«, wiederholt Irma verwundert. »Was bedeutet das?«
    »Dir entstehen keine Kosten«, kläre ich sie auf. »Otto hat vorgesorgt.«
    »Das klingt ja ganz nett«, mischt Amelie sich ein. »Und wer erbt Haus und Hof und den geilen Flitzer?«
    Ich zucke die Schultern. »Keine Ahnung.«
    Meine Vermutung, dass Otto Goldbach doch Familie hatte, die ihn nun beerbt, behalte ich lieber für mich.

24
    Knapp eine Woche später findet Ottos letzte Abschiedsgala im Arri-Kino statt. Kein Ort wäre geeigneter als das Traditionskino in der Türkenstraße, um sich von einem beliebten und prominenten Schauspieler wie Otto Goldbach zu verabschieden und ihn ein letztes Mal zu feiern.
    Die »Show« beginnt um acht Uhr. Morgens.
    Wer mich wirklich geliebt hat, wird auch bereit sein, früh aufzustehen
, stand in der Verfügung, die Dr. Rossbach uns vorgelesen hat.
    Eine halbe Stunde vor Beginn füllt sich Ottos Lieblingsfilmtheater langsam. Gutgelaunte Trauergäste in farbenfroher Kleidung schreiten vor den Kameras der Presse über den roten Teppich.
    Ich möchte bei meiner ›letzten Vorstellung‹ keine schwarzen Klamotten, keine Sonnenbrillen und erst recht keine Trauermienen sehen,
hat Otto verfügt.
Und wer auf der Feier weint, mit dem rede ich nie wieder ein Wort!
    Amelie war ziemlich enttäuscht, hatte sie doch gehofft, dieses »scharfe schwarze Kleid« tragen zu können, zu dem ihr nur ein toller Hut mit Schleier gefehlt hätte. Ein winziges Hütchen in Blumenform mit Schleierverzierung wurde dennoch angeschafft, passend zu einem farbenfrohen Hippiekleid aus ihrer Vor-Minerva-Phase.
    Gustl hat sich einen feinen hellen Leinenzwirn geleistet und sieht aus wie ein wohlgenährter englischer Landlord beim Pferderennen in Ascot.
    Ich habe zu diesem besonderen Anlass endlich ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher