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Liebe auf den letzten Blick

Liebe auf den letzten Blick

Titel: Liebe auf den letzten Blick
Autoren: L Beck
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Diamant gepresst werden und muss für ewig im erdfeuchten Grab …« Sie stockt, fischt in der Tasche ihrer schwarzen Hose nach einem Taschentuch und trocknet ihre Tränen. »Ich hab nur noch dieses Wochenende Zeit. Der Urnen-Eddie hat Ottos Ankunft aus Frankreich für Montag angekündigt und mich gebeten, eine Urne auszusuchen.«
    »Wer ist Ottos Anwalt?«, frage ich sie.
    »Welcher Anwalt?«
    »Na, von dem im Brief die Rede war. Mit dem solltest du offensichtlich zuerst reden«, antworte ich.
    Ächzend erhebt sie sich, streicht ihre Hosen glatt und schaut mich verzagt an. »Keine Ahnung … Aber in Ottos Handy findet sich eventuell ein Eintrag.«
    Langsam werde ich ungeduldig. »Und wo ist denn nun das Gerät?«
    »Ich habe es in einen der Koffer gepackt, und die …« Sie bricht ab.
    »Das Gepäck steht noch unten im Salon«, mischt Ameliesich ein und zieht Irma mit sich. »Wasch dir erst mal das Gesicht.«
    Folgsam lässt sich Irma in das angrenzende Badezimmer bugsieren. Der von Tageslicht durchflutete Raum hat die Ausmaße unserer Küche und wurde im Originalzustand belassen. Die Wände sind weiß gefliest und eine freistehende Wanne auf Löwenpfoten lädt zum Planschen ein. An den beiden altmodischen Säulenwaschbecken hätte auch eine ganze Familie Platz. Die darüber angebrachten, leicht fleckigen Kristallspiegel zeichnen ein mildes Bild und zeigen nicht allzu viele Falten. Durchbrochen wird die Harmonie von türkisfarbenen Handtüchern, einer Batterie edelster Parfümflaschen, Cremetöpfen, Badezusätzen sowie einer kunterbunten Entenschar, die eindeutig Irma gehört.
    Amelie lässt sich auf der Badewanne nieder. Ich bleibe im Türrahmen stehen. Irma dreht den antiken Wasserhahn auf und schaufelt sich Wasser ins Gesicht, als könne sie ihre Sorgen damit ertränken.
    »So, jetzt reicht’s«, unterbreche ich sie schließlich. »Ich hätte jetzt gern den versprochenen Port.«
    Irma stöhnt auf, greift aber nach dem Frottiertuch und trocknet sich ab. Endlich begeben wir uns ins Erdgeschoss, in den Salon.
    Ein schlichtes Wohnzimmer wie unseres habe ich natürlich nicht erwartet. Aber auf edle chinesische Antiquitäten mit Perlmuttintarsien war ich auch nicht vorbereitet. Einige der Stücke, wie das lackglänzende schwarze Sideboard, wirken wie aus einem alten Hollywoodfilm, in dem jeden Moment Marlene Dietrich auftritt.
    Irma weist mit einer Handbewegung zu einem niedrigen bemalten Beistelltisch, auf dem diverse Flaschen und Gläser stehen. »Bitte, bedien dich.«
    »Danke. Sonst noch jemand?«, erkundige ich mich. »Port ist allerdings keiner da. Sherry wäre im Angebot.«
    »Vielleicht nehme ich auch ein winziges Schlückchen«, meint Amelie. »Es ist ein Brauch von alters her, wer Sorgen hat, hat auch Likör.«
    Irma schüttelt den Kopf und macht sich schweigend über die Koffer her. Erst nachdem sie Ottos Klamotten auf sämtlichen Korbsesseln und den zwei breiten Sofas verstreut hat, findet sie das Telefon.
    »Mist!« Sie drückt ungeduldig auf den Tastern rum. »Es lässt sich nicht einschalten.«
    »Dann ist wohl der Akku leer«, beruhige ich sie und frage nach dem Ladegerät.
    Es vergehen weitere Minuten mit Suchen, bis Irma es endlich gefunden hat.
    Inzwischen hat Amelie den zweiten Sherry gekippt. Ich nippe noch am ersten Glas, und das steigt mir schon in den Kopf.
    »Hast du ein Knäckebrot oder ein paar Kekse im Haus?«, frage ich. »Mir ist ganz flau im Magen.«
    »In der Küche«, antwortet Irma. »Irgendwo in einem der Oberschränke. Direkt gegenüber.«
    Als ich die moderne schwarzweiße Designerküche betrete, fällt mir sofort ein kleines rotes Licht neben dem Fenster auf. An der Wand ist ein Telefon befestigt, das hektisch blinkt.
    Ich gehe zurück in den Salon. »Irma, hast du den Anrufbeantworter abgehört?«
    »Nein, wieso?«
    »Er blinkt«, informiere ich sie. »Es sind Nachrichten darauf. Könnte wichtig sein.«
    »Na los, sofort«, drängelt Amelie, zieht Irma vom Sofa hoch und schiebt sie vor sich her.
    Widerwillig drückt Irma auf einigen Tasten rum.
    »Hier ist Dr. Rossberg«, ertönt eine Männerstimme. »Liebe Frau Behringer oder wer immer das hört … Ich suche Frau Irmgard Schöller. Dringend. Bitte, kontaktieren Sie mich so schnell wie möglich …« Er spricht die Nummer seiner Kanzlei sowie seine Handynummer auf Band.
    Grabesstille. Keine von uns sagt etwas.
    »Der Anwalt!«, erklärt Irma schließlich. »Er wird den Hausschlüssel wollen. Vermutlich beobachtet Ottos
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