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Liebe auf den letzten Blick

Liebe auf den letzten Blick

Titel: Liebe auf den letzten Blick
Autoren: L Beck
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gefährliche Monster bereithält.
    »Nichts!« Gustl dreht sich zu uns und mustert Amelie fragend.
    »Aber da war eine ganz große fette Spinne. Ehrlich!«, verteidigt sie sich leise. »Vielleicht ist sie ja unters Bett gekrochen.«
    Gustl lässt den Schlappen fallen. »Hmm.« Nachdenklich kratzt er sich am Hinterkopf. »Da komme ich nicht ran. Sind ja kaum zwei Zentimeter Platz zwischen Bettunterkante und Parkett.«
    »Sollen wir den Kammerjäger bestellen?«, wispert Amelie.
    Irma tippt sich an die Stirn. »Wegen
einer
Spinne? Da machen wir uns ja lächerlich.«
    »Und selbst wenn kein Ungeziefer zu finden ist, wird er dennoch etwas berechnen«, gebe ich zu bedenken.
    »Solange das Vieh in meinem Zimmer wohnt, kann ich hier nicht schlafen«, verkündet Amelie nun in weinerlichem Ton und schaut dabei in Gustls Richtung.
    Ahhh! Daher weht der Wind. Sie sucht ein
spinnenfreies
Nachtlager. Bei wem sie da wohl anklopfen wird?
    Mittlerweile kniet Gustl vorm Bett und versucht, darunterzuspähen, was ziemlich lustig aussieht, weil er völlig ungeniert seinen Po in Unterhosen in die Luft reckt. Genauestens beäugt von Amelie.
    Nach wenigen Sekunden gibt er auf und erhebt sich ächzend. »Ohne Brille kann ich nichts sehen.«
    Ich reiche ihm meine.
    »Danke, Mathilde«, sagte er und schickt mich in die Küche. »Unter der Spüle steht ’ne Dose Insektenspray.«
    »Nein, nicht umbringen«, piepst Amelie, die sich offenbar ihrer Naturverbundenheit erinnert, und hält mich am Arm zurück.
    Ich muss schon wieder ein Lachen unterdrücken: Spinne am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen!
    Irma empfiehlt Haarspray. »Einfach ’ne ordentliche Ladung unters Bett sprühen, dann ergreift das Biest die Flucht.«
    Amelie zieht eine Schnute und protestiert. »Na danke, und mein Bett stinkt dann nach Friseursalon. Außerdem halte ichmich an die buddhistische Regel, dass man keinem Lebewesen etwas zuleide tun soll. Auch keinem ekligen.«
    »War nur ein Vorschlag.« Irma hebt abweisend die Hände und verzieht sich mit der Bemerkung, dass sie nun das Bad putzen würde. »Um zwei sitzt meine beste Kundin vor dem Spiegel – trotz meines Urlaubs. Münchens angesagteste Modedesignerin würde es mir nie verzeihen, wenn sie auch nur ein Sekündchen auf mich warten müsste.«
    »Wir sehen uns später«, rufe ich, als sie im Badezimmer verschwindet.
    Irma hat mir nämlich zum Geburtstag einen Termin bei ihr geschenkt, wie jedes Jahr, seit wir uns kennen. Waschen, schneiden, legen. Nach der Designerin bin ich dran.
    Gustl gibt mir meine Brille zurück, hakt Amelie und mich unter und zieht uns in die Küche. »Ich werde uns ein stärkendes Jubiläumsfrühstück zubereiten, das beruhigt die Nerven. Danach stürzen wir uns in die Vorbereitungen für die Party, und später schau ich noch mal nach dem Spinnentier.«
    Amelie blinzelt ihn an. »Ach, Gustl, du hast immer die besten Ideen. Und bitte, erschrick nicht, die Küche ist noch nicht aufgeräumt.«
    »Sellerie – so ist das Leben«, entgegnet er generös.
    »Irma und ich haben es gestern leider nicht mehr geschafft«, erklärt sie schuldbewusst.
    »Leider?«, frage ich sie streng.
    Fast unmerklich zuckt sie zusammen. »Ja,
leider «
, betont sie und taxiert mich unverwandt. »Ich habe nämlich für
dich
in die Zukunft geschaut. Eigentlich wollte ich es dir erst heute Abend verraten, aber bitte, dann sage ich es dir eben jetzt: Du wirst sehr bald deinem Traummann begegnen und dich unsterblich verlieben!«
    »Nein!«
    »Doch!«, beharrt sie trotzig. »Die Karten lügen nicht.«
    Ich verkneife mir ein Lachen und bemühe mich, ernst zu bleiben. »Danke, Amelie, das ist wirklich eine tolle Geburtstagsüberraschung. Hoffentlich verliebt sich der Mann auch in mich.«

3
    Pünktlich um zwei treffe ich im »Chez Schorschi« ein.
    Ich liebe Friseursalons, Entschuldigung, Coiffeursalons. Schorschi legt Wert darauf, nicht als Friseur bezeichnet zu werden. Irma hat mir erklärt, der Unterschied zwischen einem popeligen Haarschneider und einem Coiffeur betrüge rund zweihundert Euro pro Schnitt. Die Atmosphäre dagegen dürfte sich kaum unterscheiden; immer surren leise die Haartrockner, irgendwo plätschert Wasser und verführerische Düfte wabern umher. Allein der Gedanke an teure Shampoos, wohltuende Spülungen, feuchtigkeitsspendende Fluids und was sonst noch alles an Wundermitteln auf den Köpfen verteilt wird, nährt in mir jedes Mal die Hoffnung, wie aus einem Jungbrunnen rundum erneuert aufzutauchen. Bisher
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