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Liebe auf den letzten Blick

Liebe auf den letzten Blick

Titel: Liebe auf den letzten Blick
Autoren: L Beck
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alternde Playboys sich mit jungen Gespielinnen zeigen und behaupten, jeden Tag Sex zu haben, natürlich mehrmals. Logisch. Aber ich kann einfach nicht glauben, dass 80-Jährige ihre Schrumpelschniedel zu anderen Zwecken als zum Pinkeln aus dem Stall holen. Aber wer weiß, vielleicht können bald selbst 80-jährige Frauen noch Kinder gebären.
    Heute präsentiert man dem geneigten Leser jedoch keine Sexbeichten von tattrigen Ladykillern oder unmündigen Silikonbarbies, sondern tatsächlich Wissenswertes: Otto Goldbach wurde für eine seiner Arbeiten als Regisseur an einem Theater in London für den »Shakespeare«, einen englischen Theaterpreis, nominiert. Als einer seiner großen Fans drücke ich Otto natürlich ganz fest die Daumen und hoffe, dass er die Konkurrenz auf die unteren Plätze verweist.
    Ein leises Klopfen an meine Tür unterbricht meine Lektüre.
    »Morgen, Mathilde. Happy Dreißig.« Irma lehnt barfuß in einem knielangen Shirt mit Entenaufdruck am Türrahmen.
    Wer Irma als erfolgreiche Hairstylistin aus dem »Chez Schorschi« kennt, erlebt sie immer tipptopp frisiert, geschminkt und ausschließlich in Designerklamotten. In Wahrheit ist sie ein klassischer Fall von: draußen hui, zu Hause pfui. Sie selbst bezeichnet das als: Stylingpause. Auch Irmas Vorliebe für Enten, ein Überbleibsel aus ihrer Hippiezeit, passt nichts ins durchgestylte Bild.
    »Guck mal.« Irma schwenkt den vermeintlich gestohlenen Staubwedel. »Dein Geschenk.«
    Entgeistert starre ich über meine Brille hinweg auf die rosa Schicht in ihrem Gesicht. »Hast du Ausschlag?«
    »Das ist eine Kaviarextrakt-Maske!« Sie lacht mich an. »Damit ich zur Feier faltenfrei antanze. Jetzt wollte ich bei dir mal durchwirbeln. Das Wohnzimmer ist bereits staubfrei.«
    »Nicht nötig, aber danke … Auch fürs Wohnzimmer. Dann hast du ja Zeit, das hier zu lesen.« Ich halte ihr die Zeitung entgegen.
    Irma kommt angeschlurft, lässt sich am Fußende des Betts nieder und schnappt sich die Zeitung, die sie noch immer ohne Brille lesen kann.
    Murmelnd überfliegt sie den Artikel. »Hoffentlich klappt es diesmal.« Sie seufzt besorgt. »Otto war schon zwei Mal für diese Auszeichnung nominiert. Ich finde, seine Inszenierungen sind wirklich gut. Erinnerst du dich an das Stück von diesem österreichischen Autor?«
    »Ja, das war schön schräg. Wie hieß es gleich noch mal? Irgendwas mit Leber …«
    »Ganz genau kann ich mich auch nicht mehr erinnern«, sagt Irma. »Aber ich glaube:
Meine Leber ist sinnlos
«
    »Klasse Titel«, entgegne ich und prophezeie zuversichtlich, dass Otto den Preis bekommen wird. »Aller guten Dinge sind …«
    Ein gellender Schrei unterbricht mich. Erschrocken sehen wir uns an und murmeln einstimmig: »Amelie!«
    Irma rennt los, ich springe aus dem Bett und sause hinterher.
    Schon ertönt der nächste Schrei. Besorgt reißen wir die Zimmertür auf – und finden Amelie auf einem Sessel stehend.
    In einem kurzen bunten Fummel bibbernd, starrt sie uns mit schreckgeweiteten Augen an. Ihrem Panikschrei nach zu urteilen, ist sie mindestens vor einer Riesenratte von der Größe einer Hauskatze in die Höhe geflüchtet.
    »Wer brüllt denn hier so laut?«, ertönt eine dunkle Stimme aus dem Flur.
    Gustl, lediglich bekleidet mit seinem MAKE-LOVE-Shirt und Unterhose und mit braunen Lederpantoffeln an den Füßen, gesellt sich dazu.
    »Da!«, piepst Amelie und deutet mit spitzem Zeigefinger auf ihr rosageblümtes Polsterbett. Beim nächsten Atemzug springt sie vom Stuhl auf Gustl zu und wirft sich ihm mit dem schrillen Ruf »Eine Spinneee!« an den Hals.
    Er klopft ihr beruhigend auf den Rücken, befreit sich sanft aus ihrer Umarmung, zieht seinen rechten Schlappen aus und murmelt ungerührt: »Das haben wir gleich.«
    Irma und ich können uns vor Lachen nicht mehr halten und prusten los.
    »Ihr glaubt mir wohl nicht?«, mault Amelie beleidigt und zeigt einen Kreis von der Größe eines Kuchentellers. »Die war sooo groß. Bestimmt eine Vogelspinne. Ich wusste es ja, meine Tarotkarten haben mir gestern eine unangenehme Überraschung vorhergesagt.«
    »Na, dann hast du das Schlimmste überstanden und kannst dich jetzt entspannen«, entgegnet Irma ungerührt.
    Schlappenkrieger Gustl inspiziert derweil das Bett, das zwischen den zwei geöffneten Fenstern vor einer blassblauen Wand steht. Er hebt zuerst die Decke und dann die unzähligen bunten Kissen nacheinander hoch, wobei er den Lederschlappen stets zum tödlichen Angriff auf das
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