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Liebe auf Dauer

Titel: Liebe auf Dauer
Autoren: Hans Jellouschek
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Bedürfnis in ihrer Seele nach echter tiefer Bindung bleibt dabei trotzdem unbefriedigt, und oft enttäuschen sie mit ihrer Nichtentscheidung den Partner, der den Schritt in die Verbindlichkeit machen möchte, so tief, dass die Beziehung immer mehr in die Gefahrenzone der Auflösung gerät.
    Wenn ein Paar spürt, dass es den Schritt in die Verbindlichkeit nicht schafft, ist es also nützlich, sich zu fragen: Hat einer oder haben beide Partner vielleicht eine tief sitzende Angst vor Bindung, weil sie vielleicht unsicher gebundene Kinder waren und in ihrer Seele immer noch sind? Es ginge dann darum, miteinander oder auch einzeln in einer Therapie den Weg der Heilung zu suchen. Sonst werden ihre erwachsenen Beziehungen immer wieder an diesen schwierigen Bindungserfahrungen scheitern. Vermeidung von Bindung und Verbindlichkeit kann aber auch noch eine andere Ursache haben:
Angst vor Trennung
    Es kann sein, dass ein Paar oder einer der Partner die Frage nach einer klaren Beziehungsdefinition deshalb vermeidet, weil die Antwort lauten müsste: Ein Paar fürs Leben sind wir nicht! Wir sind vielleicht eine Notgemeinschaft oder ein geschwisterlich befreundetes Paar. Aber wenn wir die Frage nach der Verbindlichkeit ernstlich stellen würden, müssten wir uns trennen. Dieser Trennungsgedanke macht Angst. Allein dazustehen ist womöglich noch schlimmer, als diese unbefriedigende Beziehung weiter aufrechtzuerhalten. Also lässt man es lieber so weiterplätschern.
    Oft legt sich dann allerdings ein dunkler Schatten von untergründiger Traurigkeit auf solche Beziehungen oder derMehltau tödlicher Langeweile, und die Beziehung wird in höchstem Maße krisenanfällig. Wenn einer der beiden sich dann plötzlich heftig in einen Dritten verliebt, sind solche Beziehungen oft abrupt zu Ende, begleitet von vielen Verletzungen und Enttäuschungen, und je länger man in dem undefinierten Zustand der alten Beziehung verharrte, desto zerstörerischer für die Betroffenen kann dann eine solche Trennung werden.
    Auch hier wieder die Frage: Was steckt möglicherweise dahinter, wenn die Angst vor Trennung so groß ist, dass man sie so lange hinauszögert? Frauen und Männer, die dieses Problem haben, leben mit ihren Partnern wie Geschwister oder wie Kinder mit ihren Eltern. Man ist sich oft sehr nah, man ist sehr vertraut miteinander, aber es fehlt die Spannung zwischen Mann und Frau. Der Partner bekommt väterliche Züge, die Frau töchterliche. Oder die Frau wird quasi zur Mutter des Mannes. Oder sie fühlen sich wie Bruder und Schwester: tief verbunden, aber nicht als männliches/weibliches Gegenüber. Die innerfamiliären Beziehungen Eltern-Kind und Bruder-Schwester aus ihren Herkunftsfamilien werden hier auf die Mann-Frau-Beziehung übertragen. Er oder sie oder beide sind nicht abgelöst von diesen Familien, sie setzen deren Muster miteinander einfach fort. Eine bewusst vollzogene Trennung voneinander wäre hier deshalb so wichtig, weil damit zugleich auch – endlich! – die Ablösung von den eigenen Herkunftsfamilien vollzogen und zu Ende geführt würde, sodass sie freier und erwachsener in eine nächste Beziehung gehen könnten. Auch hier kann es nötig sein, Therapie in Anspruch zu nehmen, um den Mut zur Trennung zu entwickeln. Diese muss unter Umständen gar nicht endgültig sein. Es kann sein, dass eine kräftige Distanzierung voneinander genügt, um die nötigen Schritte ins Erwachsen-Werden zu ermöglichen, sodass die beiden sich wieder neu begegnen können und dann fähig sind, den Schritt in die Verbindlichkeit miteinander zu wagen.
Heiraten, weil ein Kind unterwegs ist?
    Es gibt übrigens eine sehr versteckte und immer beliebter werdende Möglichkeit, den Schritt in die Verbindlichkeit zu vermeiden: Man heiratet, weil ein Kind unterwegs ist. Damit vollzieht man zwar eine klare Beziehungsdefinition, aber diese wird »wegen des Kindes« vorgenommen und nicht, »weil ich Mann mich dir als Frau geben« und »ich Frau mich dir als Mann geben will«. Es sollen hier keine generellen Unterstellungen gemacht werden. Es muss sicher nicht immer so sein. Oft ist das Kind, das sich anmeldet, der Anlass, den bereits vorher als fällig gefühlten Schritt in die Verbindlichkeit endlich zu tun. Das Kind hilft dem oder den Zögerlichen, seine/ihre Ängste zu überwinden. Dennoch scheint mir die kritische Anfrage berechtigt, ob der Heiratsentschluss erst angesichts der Schwangerschaft nicht doch auch ein Herummogeln um die Entscheidung füreinander
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