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Lieb mich schoener Fremder

Lieb mich schoener Fremder

Titel: Lieb mich schoener Fremder
Autoren: Donna Sterling
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Genau so hatte Diana ihn angeschaut, wenn er irgendeinen Blödsinn verzapft hatte. Und wenn sie ihn dann zur Strafe in die Schulter knuffte, hatte er gelacht und sie in die Arme genommen.
    Jetzt lachte er nicht. Er stand wie angewurzelt da und starrte sie an. Wie konnte eine Frau Diana so sehr ähneln und doch eine andere sein? Oder bildete er sich die Ähnlichkeit nur ein?
    Hatte er den Verstand verloren, weil er ein Leben ohne Diana nicht mehr ertrug? Gaukelte sein gemartertes Hirn ihm ein Ebenbild seiner großen Liebe vor?
    Er merkte, dass er sie schon viel zu lange anstarrte, denn ein irritierter Ausdruck huschte über ihr Gesicht. Ein Gesicht, das nach ästhetischen Maßstäben schöner als Dianas war, weil ihm die liebenswerten kleinen Unvollkommenheiten fehlten. Diese Frau hatte eine kleinere und geradere Nase als Diana, ein klassisches geformtes Kinn, perfekt gemeißelte Jochbögen, eine vollere Unterlippe.
    Sie kam die Stufen herunter und ging ohne einen Blick an ihm vorbei. Ein feiner Duft schwebte in der Luft, rief Erinnerungen an das dufterfüllte Badezimmer zu Hause wach, wenn Diana gebadet hatte. Oder wenn sie zusammen duschten und er mit sinnlichem Genuss die Seife über ihre nasse Haut gleiten ließ. Derselbe Zitronenduft. Dianas Seife!
    Nein, es konnte nicht sein. All diese Übereinstimmungen waren nichts als Phantasiegespinste.
    Er folgte ihr durch halbdunkle Vorratsräume in einen Fahrstuhl und drückte die Nummer fünf. Sie sprachen kein Wort, und Jennifer sah ihn nicht einmal an, während der Lift nach oben surrte. Aber er spürte die elektrisierende sexuelle Spannung, die von ihr ausging.
    Er gab seinem Bedürfnis nach Berührung nach und strich die wellige Strähne zurück, die ihr ins Gesicht gefallen war. Die seidige Weichheit ihres Haars weckte ein vertrautes Gefühl sinnlichen Vergnügens. Dianas Haar war dunkel und kurz gewesen, aber es hatte sich genauso seidig angefühlt.
    "Wie soll ich dich anreden?" fragte er mit belegter Stimme.
    Langsam hob sie den Blick. "Jen", flüsterte sie. "Du kannst mich Jen nennen."
    Er stellte fest, dass sie nun ebenfalls zum Du übergewechselt war. Etwas spät für eine Professionelle, dachte er. Und hatten Prostituierte dies Verlangen, das er in ihren Augen las?
    Sein Verlangen wuchs. Er legte die Hand um ihren Nacken, schwelgte in der samtenen Weichheit ihrer Haut. Er wollte diese Frau. Er begehrte sie mit derselben Intensität, mit der er seit dem Moment ihrer ersten Begegnung Diana begehrt hatte. Aber er wollte nicht, dass sie sich ihm für Geld hingab.
    Ein weiterer Beweis, dass er seinen Verstand verloren hatte. Es war verrückt zu hoffen, dass sie keine Prostituierte war, sondern eine Frau, die ausnahmsweise ihre moralischen Prinzipien über Bord warf, weil sie seiner männlichen Ausstrahlung nicht widerstehen konnte.
    Aber das Fünkchen Hoffnung glomm hartnäckig neben dem Feuer des Begehrens. Auch wenn sich nichts weiter aus dieser Bekanntschaft ergab - er wollte zumindest wissen, ob sie das war, was sie behauptete.
    Der Fahrstuhl hielt. Die Tür glitt auf. Darauf gefasst, dass seine geheimnisvolle Lady es sich im letzten Moment anders überlegte, legte er leicht die Hand auf ihren Rücken. Sie ließ sich widerstandslos aus dem Lift leiten. Sie gingen den langen Korridor hinunter. Würde sie eine Ausrede erfinden und an seiner Zimmertür kehrtmachen?
    Kurz bevor sie sein Zimmer erreichten, legte er den Arm fest um ihre Taille, dann schloss er die Tür auf.
    Jennifer spannte sich an.
    "Es ist alles okay", murmelte er und zog sie in das schwach beleuchtete Zimmer. "Kein Grund, nervös zu werden."
    Er schloss die Tür. Seine beruhigenden Worte klangen wie ein höhnisches Echo in ihm nach. "Kein Grund, nervös zu werden" - lächerlich. Wurde eine Prostituierte nervös, wenn sie mit einem Kunden auf sein Hotelzimmer ging? Mit Sicherheit nicht.
    Aber er hatte ihr Zögern gespürt. Bedeutete das etwas?
    Er fasste sie bei den Schultern, und die luxuriöse Weichheit ihres Cashmere-Pullovers erinnerte ihn an ihre Eleganz. So sehr er sie wollte - wenn sie keine käufliche Frau war, dann durfte er sie nicht zu etwas drängen, was sie später vielleicht bereuen würde. Andererseits warum sollte sie lügen? Und warum zweifelte er ihre Behauptung an?
    Nie in seinem Leben war er verwirrter gewesen. "Wenn du es dir anders überlegt hast", zwang er sich zu sagen, "dann ist es okay. Wir können einfach nur einen Drink nehmen. Uns unterhalten. Oder irgendwo draußen
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