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Lichtraum: Roman (German Edition)

Lichtraum: Roman (German Edition)

Titel: Lichtraum: Roman (German Edition)
Autoren: Gary Gibson
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aber wir können nicht sicher sein, ob er uns tatsächlich ignoriert.«
     
    Weitere Tage vergingen, und das Sternenschiff lernte, immer mehr der Daten zu entschlüsseln, die durch die Transceiver der gekaperten Komponente strömten. Zum ersten Mal begann sich ein akkurates Bild von den Ursprüngen des Schwarms zu formen, nachdem Dakota lediglich unzusammenhängende Fragmente
gewährt wurden, die sie mit Hilfe von Spekulationen versucht hatte, zu einem vagen Gesamteindruck zu kombinieren.
    Nachdem das Sternenschiff erst einmal die Fähigkeit erworben hatte, die Sinne des Schwarms anzuzapfen, war Dakota imstande, das Universum durch unzählige Augen zu betrachten.
    Sie erfuhr, dass der Schwarm uralt war – und er war nicht der einzige seiner Art. Es gab noch mehr Schwärme, über ferne Galaxien verteilt, die sich über unvorstellbar große Zeiträume hinweg selbst im gesamten Universum ausgesät hatten. Der Ursprung dieses speziellen Schwarms lag in einer Epoche, als sich die Sonne der Erde noch kaum aus interstellarem Staub verdichtet hatte.
    Offenkundig hielten diese Schwärme untereinander Kontakt, trotz der enormen Distanzen, die sie voneinander trennten, obwohl Dakota noch nicht begriff, welchen Mediums sie sich dabei bedienten. Zwar fand eine Tach-Net-Kommunikation ohne Zeitverzögerung statt, doch die erforderliche Energiemenge, um ein Signal so unglaublich weit zu senden, war schwindelerregend hoch. Wie es dem Schwarm gelang, diese Energie aufzubringen, blieb eine Frage, die sie zumindest vorläufig nicht beantworten konnte.
    Mos Hadroch. Dieser Begriff tauchte immer wieder auf, und bald wurde ersichtlich, dass der Schwarm dieses wie auch immer geartete Ding als eine große Bedrohung für seine vorrangige Mission betrachtete, auch wenn nach wie vor frustrierend unklar blieb, worin genau die Aufgabe des Schwarms bestand.
     
    »Sämtliche unserer Versuche herauszufinden, was es mit diesem Mos Hadroch auf sich hat, führen zu nichts«, erklärte Dakota. »Ich werde mit den anderen Navigatoren zu Hause in Kontakt treten; mal sehen, ob sie uns weiterhelfen können.«
    Sie stand mit Josefs Geist auf dem Dach eines mehrere Kilometer hohen Gebäudes, auf einer ansonsten verlassenen Welt,
die aus dem Memory-Speicher des Schiffs stammte. Über ihnen schwebte ein Realzeit-Bild des Roten Riesen, der gewaltige Schleifen aus feurigem Plasma von seiner Oberfläche ins All schleuderte, welche den Verlauf seiner Magnetfelder anzeigten.
    Mit zweifelnder Miene blickte Josefs Geist sie an. »Was könnten sie denn tun? Nach allem, was wir wissen, befindet sich der Mos Hadroch möglicherweise irgendwo innerhalb der Großen Magellanschen Wolke – falls er überhaupt noch existiert. Vielleicht sollten wir uns etwas völlig Neues einfallen lassen.«
    »Nein, du verstehst mich nicht. Die Shoal gaben ein Kernschiff auf, ehe sie unseren Teil der Galaxis verließen. Angenommen, in dessen Datenbanken gibt es einen Hinweis auf den Mos Hadroch. Oder in dem Wrack des Godkillers im Ocean’s-Deep-System? Daheim gibt es Navigatoren, die mittlerweile seit ein paar Jahren ihre eigenen Sternenschiffe der Weisen fliegen. Wenn ich denen sämtliche Informationen schicke, über die wir verfügen, finden sie womöglich binnen weniger Minuten eine Korrelation.«
    Ich spreche mit mir selbst, dachte Dakota, während sie den Geist ansah. Denn genau das stellt er dar – einen Teil von mir, der glaubt, er gehöre zu jemand anders. Ein weiteres Indiz dafür, dass sie langsam durchdrehte.
    »Das Risiko, mit der Heimat Kontakt aufzunehmen, ist enorm, Dakota. Es läuft auf Selbstmord hinaus.«
    »Wie meinst du das?«
    Der Geist wandte ihr sein Gesicht zu. »Denk doch nur, wie viel Energie nötig ist, um ein Signal über eine Entfernung von siebzehntausend Lichtjahren bis nach Ocean’s Deep zu senden. Reicht die Energie nicht aus, wird es sich in ein bedeutungsloses Geräusch auflösen, noch ehe es sein Ziel erreicht hat. Um sicherzugehen, dass die Navigatoren daheim deine Botschaft erhalten, wirst du die Energiereserven des Antriebs voll aufbrauchen müssen.«
    »Ja, und?«
    »Das Schiff braucht dann etliche Tage, ehe es neue Energie aus dem Vakuum ziehen kann, und so lange kann es keine überlichtschnellen Sprünge durchführen. Sollte der Schwarm sich dazu entschließen, uns anzugreifen, sind wir ihm schutzlos ausgeliefert.«
    »Wir sind ohnehin an einem toten Punkt angelangt«, beharrte Dakota. »Wir müssen handeln, und zwar sofort.«
    »Es ist ein
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