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Lichtjahreweit

Lichtjahreweit

Titel: Lichtjahreweit
Autoren: Thomas Ziegler
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während die Tante dem Fratz ans Leder ging.
    Nachdenklich griff ich nach Ungers Schrieb und las ihn im Flackern des TiVis: Lieber Pappi, um akademisch zu werden, brauch’ ich noch ’n paar Kröten & wär dir verdammt dankbar, wenn du deinen Arsch in die Höhe liftest und 50.000 Mäuse ausscheißt, da ich vorm Einflattern des Pulvers nimmernich Onkel Doktor geheißen werd. Gruß & Kuß – Dein Julius. Weiß nicht, ob der Text genau hinhaut, Mann, aber der Inhalt stimmt schon. Und mit Brief Nr. 2 hatte der Bastard nur 25.000 Kröten verlangt. Und der wurde nach Terrils Abgang gedichtet. Und Terril besaß ’n Streifen, den Old Unger besser nicht zu sehen bekam, alldieweil er sonst seinem sauberen Sprößling den Geldhahn zugedreht hätte.
    Unger hatte also ’n verdammt guten Grund, Terril ’n Kopf kürzer zu machen. Erpressung? Das paßte zu der Bande. Ich stoppte (Keuch, keuch, keu), langte nach der Kassette, die noch in der Videokamera steckte, schob sie in den Recorder und schaltete ein.
    Alles easy, dachte ich. Sah mich eintreten, mit ’nem ausgesprochen blöden Gesichtsausdruck, und dann flimmerten auch schon Terril, Claryssa, Unger, Soames und die anderen Figuren über den Bildschirm. War ganz schön spaßig, die ganze Scheiße nochmal zu erleben. Endlich kam der Streifen zu den wichtigen Stellen.
    Terril und die Schwarze Jordana wirbelten über den Teppich. Claryssa rollte dazu und bettelte um Hiebe. Ich trat Soames vors Bein; er kippte um und zertrümmerte ’n paar Pullen Fusel. Maggy an meiner Seite grinste idiotisch. Dann schmiß Unger die Laterne um. Es wurde kurz finster, dann war alles wieder klar, sah man von ’nem leicht rötlichen Schimmer ab, der wohl von der Infrabeleuchtung stammte. Wir anderen standen blöd & blind in der Gegend rum, während Unger plötzlich ’n Messer rausholte, auf Terril zusprang und an seinem Hals rumsäbelte. Gleich drauf warf er Soames den Dolch vor die Treter und machte sich aus dem Staub.
    Ich schaltete den Streifen ab, spulte zurück und steckte mir die Cassette unters Hemd. Ich war ganz schön fickerig, Mann, und grad wollte ich raus auf’n Gang latschen und Unger eins hinter die Löffel geben, als mich ein Pferd trat und ich gegen die Wand knallte.
    Beim Arsch des Propheten! dachte ich, was is’n das? Sah niemand. Wollte schon nach der Kavallerie brüllen, als die Kabine plötzlich den Drehwurm kriegte und mordsmäßig zu rotieren anfing. Das Licht war grün und sah leicht angeschimmelt aus. Ich segelte hin und her und holte mir ’n paar blaue Flecke. Irgendwo kreischte ’ne Sirene. Der Boden bockte. Auf und ab. Mir wurde speiübel, und ich kotzte, wo ich lag. Dann ’n neuer Stoß. Schlug mit der Birne irgendwo gegen und sah ’n Haufen Sterne. Noch ’ne Sirene. Kreischen. Schreie. Flüche.
    Der gottverdammte Hypersturm! Er nahm das Schiff auseinander! Ich kriegte Muffe, hatte absolut keine Lust, hier unten im Schiffsbauch wie ’ne Laus zerquetscht zu werden. Ich riß mit letzter Kraft die Luke auf und torkelte auf’n Gang. Hier war das Schlingern noch wilder. Es herrschte ’n Höllenlärm. Ich wetzte zur Nottreppe und stieg zum Hauptdeck hoch, wo sich die Beiboote befanden. Die ganze Bande schien auszuflippen. Überall rannten quiekende Tanten rum, einige ohne Perücke und mit lackiertem Kahlkopf, blökten nach ihren Mackern, die aber was besseres zu tun hatten, als sich um ihre angetrauten Leichname zu kümmern.
    Ich sah mir das Theater ’ne Weile an und versuchte ’n paar bekannte Visagen rauszupicken, was aber für die Katz war, da niemand daran gedacht hatte, die Schminke anzukleben, und jeder wie’n Waldschrat aussah. ’n Haufen Typen wimmelten in der Nähe der Katapulte rum und nervten den Käptn, der mit ’n paar Sternmatrosen Ordnung in das Chaos bringen wollte. Ich packte mir ’n tittenwippende Klunte, die in Slip & Straps an mir vorbeikreischte, verpaßte ihr ’ne saftige Ohrfeige und schüttelte sie hin und her.
    »Was is’n los?« fragte ich. Sie starrte mich nur blöd an, begriff zuerst gar nicht, was ich überhaupt von ihr wollte, ächzte dann wie’n morscher Baum und lehnte sich an mich.
    »Jetzt ist nicht der richtige Moment für Vertraulichkeiten«, klärte ich sie auf. »Was is’ passiert?«
    »Hypersturm«, röchelte sie. »Maschinenschaden. Wir gehn kaputt. Ungh.« Dann: »Halt mich. Ich brauch’ was Starkes bei mir.«
    Ich machte ’nen starken Abgang. ’n Steward verteilte Raumanzüge, orangerot, die zu seinem grünen
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