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Lichtjahreweit

Lichtjahreweit

Titel: Lichtjahreweit
Autoren: Thomas Ziegler
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reingezogen werde. Ich mach’ nicht mehr mit!« Warf sich in die Kissen, reckte den nackten Hintern und schluchzte, daß es einem in den Lauschern klingelte.
    »Noch jemand mit ’nem Filmvertrag in diesem Theater?« fragte ich leutselig.
    Unger nickte. »Kann keine Unannehmlichkeiten gebrauchen. Mein Alter hält mich knapp. Wenn das an die Glocke kommt, kann ich in die Fremdenlegion gehn oder gleich auf Centauri bleiben.«
    »Soames?«
    »Hab’ nichts zu befürchten. Von mir aus könnense sogar Ede Zimmermann informieren.« Er sah wütend aus, schien sich von allen verdächtigt zu fühlen. Paranoid, aber lieb. Ein Mörder? Keiner mit Vorbedacht. Wer war schon so irre und jagte einen übern Jordan, wenn vier oder fünf Zeugen in der Nähe waren?
    »Vielleicht wars keiner von uns«, faselte Soames. »Wenn nun jemand heimlich hier reingekommen ist …«
    Jemand wieherte höhnisch.
    »Auf die Nase hat er mich gehaun«, winselte Claryssa. Sie stand auf, hob ihren Slip und zog ihn an. Ich sah interessiert zu.
    »Ein Motiv ist das wohl nicht«, ließ sich Jordana vernehmen. »Ebensowenig wie Ungers Gebrüll.«
    »Tja …« Ich massierte mir das Kinn, wie immer, wenn mir nix einfallen will und ich vorhab’, trotzdem helle zu wirken. »Ich weiß nich mehr weiter. Muß ich zugeben.«
    »Holen wir nun den Käptn?« fragte Soames.
    »Mein Film!« zeterte Claryssa.
    »Sie werfen mich raus«, flüsterte Maggy.
    Ich hatte eigentlich auch nicht vor, meine Tantiemen in einem außerirdischen Knast zu verbraten. »Irgendwelche Vorschläge?«
    »Wir schmeißen ihn in den Müllschlucker«, sagte die Filmklunte. Ihre Augen glitzerten wie falsche Klunker. »Keiner weiß was von unserer Party heute abend. Wir schmeißen ihn in den Müllschlucker und sind alle Sorgen los. Der ganze Scheiß wird zerkleinert und in den Raum geblasen.«
    »Bist du eigentlich bescheuert, du Hurenmensch?« fauchte Soames. »Das ist doch nicht dein Ernst?«
    Alle quasselten durcheinander. Mich nervte der Speed, und ich drückte jedem erstmal ’ne Flasche in die Pfoten.
    Hatte ich was zu verlieren? Ich war in dem Alter, wo einem die Haare ausfallen, meine Knochen knackten manchmal schaurig, und die Schuhbänder wollten auch immer schwerer zugehn. Auf meine alten Tage im Kasten? Lebenslänglich – vielleicht wegen Beihilfe? Wenn sie den echten Schlitzer nicht fanden – und den fanden sie nicht, wenn alle stur behaupteten, nichts geschnallt zu haben –, würden die Cops zwar niemand wegen Mord, aber vielleicht alle wegen Beihilfe verknacken. Wenn man uns an die Erde auslieferte. Kein Arsch wußte, wie die Anderen auf Mord reagierten.
    »Jemand dagegen, daß wir ihn auf’n Müll werfen?« fragte ich.
    Claryssa sagte: »Nein.«
    Unger sagte: »Nein.«
    Jordana wackelte mit der Rübe. Soames winselte: »Ich schließe mich der Mehrheit an. Aber privat bin ich dagegen.«
    Unger packte seine Krawatte. »Hör zu, du Hühnerficker, entweder alle für die Halde oder keiner! Denk an deine Zukunft, Mann! Besser ein Leben lang ein schlechtes Gewissen als unschuldig eingebuchtet.«
    »Urg«, meinte Soames. »Jetzt fehlte nur noch die Barmaid.«
    Sie war weiß wie ’n Leichentuch, als müßte sie selbst den Müllschlucker füttern, aber sie nickte und sagte: »Tut es. Es geht mir nicht ums Gefeuertwerden. Wenn erst mal rauskommt, an was für ’ner Veranstaltung ich teilgenommen hab’, bringt mein Alter mich um.«
    So taten wir’s dann. Schleppten den mausetoten Terril auf’n Gang, pirschten zum Müllschlucker an der Ecke, öffneten die Klappe und warfen ihn rein. Es polterte, dann ein Gurgeln, dann Stille. Danach machten wir die Kabine reine.
    Was würdest du tun, Mann, in so ’ner Lage? Zur Jungfrau Maria beten?
     
    Die Schiffsmacker schnallten erst am nächsten Abend, daß mit Terril was nicht stimmte. Der Steward, der ihm die Fressalien bringen wollte, rauschte am Morgen wieder ab, weil er glaubte, Terril futtere heute im Speisesaal. Mittags stand er mit seinen Terrinen wieder vor der Tür und machte ’n blödes Gesicht. Beim Abendfraß war wieder kein Terril da. Und irgendwie sprach sich das rum.
    Ein Goldbetreßter machte mich an. Wollte wissen, wo Terril steckte.
    »Keine blasse Ahnung, Admiral«, sagte ich. »Weiß nich, wo er sich rumtreibt.« Was die Wahrheit war, weil seine Moleküle irgendwo zwischen Erde und Centauri im All verteilt waren und wir die Stelle eh nie wiederfinden würden.
    »Mr. Terril ist heute noch nirgendwo gesehen worden«, meinte der
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