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Lichtjahreweit

Lichtjahreweit

Titel: Lichtjahreweit
Autoren: Thomas Ziegler
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in dem drinstand, daß sich Söhnchen nun aber wirklich bald um ’nen Job kümmern müsse. Die Antwort hatte Unger nicht abgeschickt. Jedenfalls beschwor er seinen Alten, ihm noch die Doktorarbeit zu finanzieren.
    Egal, welches Studium der gerissene Hund seinem Alten vorschwindelte: die Höhe der Kosten seiner geplanten Doktorarbeit konnte nur bedeuten, daß er sich ’n akademischen Grad von ’nem Titelhändler kaufen wollte.
    Als ich weitersuchte, stieß ich auf ’n zweites Schreiben. Ging auch um Geld. Der Text war der gleiche, nur die Summe war doppelt so hoch. Bei mir klingelten sämtliche Glocken. Dieser Schrieb war vor Terrils Tod gedichtet worden, wie ich am Datum sah, der andere danach. Hatte das was zu bedeuten? Oder hatte Unger nur Muffensausen vor der eigenen Frechheit bekommen? Jedenfalls steckte ich den Wisch ein.
    Soames haute gerade ab, als ich an seiner Kabine vorbeikam. Er hatte ’n ganzen Schrank voll ziemlich unmännlicher Wäsche. Also war seine Tittengrapscherei nur ’ne Masche gewesen. Und das Motiv, das ich ihm im stillen untergejubelt hatte – heimliche Eifersucht wegen der Schwarzen Jordana – fiel flach.
    In der Destille stand Maggy hinterm Tresen. Sie gab mir mit ’nem ziemlich wütenden Blick zu verstehen, daß ich Mücke machen sollte. Ein schwarzgelockter Gigolo im Stewarddreß musterte mich giftig. »Dein Alter?«
    »Yeah«, zischte sie. »Hau ab! Er wird irre, wenn einer mit mir quatscht.«
    »Was wolltest du von Terril?« fragte ich rotzfrech. »Nur Fleisch vorzeigen?«
    »Zieh Leine.«
    »Red schon. Oder willste deinen Alten noch giftiger machen?«
    »Terril hat mir Geld gegeben.«
    »Ach! Viel?«
    »Tausend Dollar.«
    Potz Galaxis!
    »Für ’ne bestimmte Tätigkeit?«
    Ihr Blick sprach Bände.
    »Horizontal?« knetete ich weiter.
    »Von allen Seiten.«
    »Hör mal«, sagte ich und legte meine Hand auf ihre Fingerchen. »Er hat dir so mir-nichts-dir-nichts für ’ne Rammelei tausend Bucks angedient?«
    »Er war impotent, Voyeur, verstehste?« Dann: »Es ging um Filme. Pornos.«
    »Filme? Wollte er welche aufnehmen?«
    Sie nickte, stellte aber die Platte ab, weil ihr Alter zähnefletschend auf uns zukam. Ich machte ’ne Fliege und ging zu Terrils Kabine; keine leichte Sache, denn der Boden war weich wie ’n Zweiminutenei. So hatte ich mir die Raumfahrt auch nicht vorgestellt.
    Es gab sechs Kabinen auf dem Winzgang. Terrils Hütte lag in der Mitte. Wenn er hatte filmen wollen, dann von einer leeren Kabine aus. Sie waren verschlossen, aber kein Problem für mich.
    Die Sache war klar: Da waren Kameras aufgebaut, die auch im Dunkeln aufnehmen konnten und deren Streifen abgelaufen waren. Jemand hatte winzige Löcher in die Kabinenwände gebohrt, gerad groß genug, daß die Objektive durchpaßten. Terril hatte alles clever getarnt, mit nylondünnen Schleiern, die vor den Wänden hingen, aber fein genug waren, um was auf den Filmen verewigen zu können.
    Ich machte fast ’n Luftsprung. Wenn ich Schwein hatte, war alles drauf, und da Meister Terril eh im Finstern hatte aufnehmen wollen (mit Infrarot oder so was), mußte es allerhand zu gaffen geben. Ich schaltete TiVi und Videorecorder ein und ließ die erste Kassette abschmieren.
    ’n Flop, ’n paar Weiber wälzten sich auf ’nem Riesenbett, röchelten und stöhnten (Sssslaash. Argh. Hmmm. Da, da, steck den Finger reinaaah!), und ab und zu sprang ’n lederverkleideter Sado wie ’n Eintänzer aus ’ner Fischbratküche über den Bildschirm und verteilte Hiebe mit ’ner Reitgerte. Eine der Tanten schien das ganz reizend zu finden, denn sie reckte ihren Achtersteven in die Höh’, zuckte wie ’n Hering aufm Trockenen (winselte Hau mich, Pappi, hau mich, huuhuu!), und kam sich ganz schön verdorben vor.
    Schmiß die Kassette zur Seite und griff nach ’ner neuen.
    Ich kippte fast aus den Latschen. Unger! Stand der Kerl doch über ’nem Fratz, der wohl grad erst in die Pubertät geschlüpft war.
    Weißt du, Mann, ich bin ja einiges gewöhnt, hatte ja selber ’nen Fernseher in meiner Bude stehn, aber was der da trieb, hätte ihm ohne weiteres ’n paar Jährchen in ’ner Wohngemeinschaft mit täglichem Frühsport und Blechnapfverpflegung eingebracht.
    Dann kam noch ’ne Tante mit Riesenballons dazu, gefolgt von ’nem Pomadenjüngling, der daherdackelte, als hätte er ’n Riesengewicht zu schleppen. Was auch stimmte, wie mir beim genauen Hinsehen klar wurde. Unger nagelte die Tante, und nahm sich dann den Pomadigen vor,
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