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Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Titel: Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte
Autoren: Kuehnemann Nadine
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auf der Anrichte. Dass Jil noch immer nicht mit dem Frühstück fertig war, schien sie nicht zu interessieren.
    »Wirst du heute wieder in die Stadt gehen?«, fragte Dana, während sie die unbenutzten Teller zurück in den Schrank stellte.
    »Ich weiß noch nicht. Weshalb fragst du?«
    »Weil du mir heute helfen könntest. Das Wetter ist gut, ich wollte ein paar Kleidungsstücke waschen und draußen zum Trocknen aufhängen.«
    »Sonntags?« Jils Stimme kippte vor Empörung.
    »Weshalb denn nicht? Als ob du dich an irgendwelche Tugenden hieltest.« Dana stieß ein kurzes Lachen aus.
    Jil konnte sich einen spöttischen Blick nicht verkneifen. »Und ich dachte immer, du wärest diejenige von uns, die so sittsam und korrekt ist. Gerade du, wo du doch nichts tust, das IHN dort oben verärgern könnte.«
    Dana schoss das Blut in die Wangen. Schnell wandte sie sich ab, doch Jil hatte es längst bemerkt. Sie gab sich noch nicht zufrieden, sondern holte zu einem weiteren verbalen Schlag aus. »Weshalb gehst du stattdessen nicht in die Kirche? Wenn du dich beeilst, schaffst du es noch rechtzeitig.« Jil wusste genau, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte, doch Dana gab sich tapfer.
    »Ich habe keine passende Kleidung«, presste sie mit dünner Stimme hervor.
    »Glaubst du, der liebe Gott interessiert sich für einen feinen Fummel? Ich denke, du schämst dich eher vor der Nachbarschaft.«
    Danas Lippen waren nun schmal vor Zorn. »Ich diskutiere mit dir nicht mehr darüber. Hilf mir beim Waschen, oder ich erzähle Vater, dass du dich weigerst.«
    Jil hatte weder Angst vor einer Standpauke ihres Vaters noch waren ihr die bissigen Kommentare ausgegangen, mit denen sie Dana noch stundenlang hätte ärgern können, doch ihr stand heute nicht der Sinn nach Streit. So fand sie sich eine Stunde später mit einem Korb voll Wäscheklammern im Hof wieder. Dana hockte neben ihr auf dem Boden und schrubbte eine Hose über ein Waschbrett, das in einer Zinkwanne mit Waschwasser steckte.
    »Wie lange willst du das eigentlich noch machen?«, fragte Jil. Sie streckte sich und befestigte die Wäscheleine an einer verkrüppelten Kiefer im Garten.
    »Bis die Hose sauber ist«, knurrte Dana.
    Jil stieß die Luft zischend durch die Zähne aus. »Du weißt genau, was ich meine. Wie lange willst du dich von unserem Vater noch schikanieren lassen?«
    Dana hielt die Hose prüfend in die Luft und suchte sie nach Flecken ab. Dann versenkte sie sie wieder im Waschwasser. »Habe ich eine andere Wahl?«
    Jil war nicht sicher, ob es Traurigkeit oder Ärger war, der in ihrem Tonfall lag. »Du könntest heiraten. Irgendwann bist du zu alt, da will dich keiner mehr«, stichelte sie.
    Dana rollte entnervt mit den Augen. »Auf deine Ratschläge kann ich verzichten. Glaube mir, wenn ich irgendwie die Möglichkeit hätte, aus diesem Leben auszubrechen, hätte ich es längst getan.«
    »Du lässt dich von Brad gängeln und schlagen. Weshalb wehrst du dich nicht?«
    Dana reichte ihr die tropfnasse Hose. Jil wrang sie aus und klemmte sie an der Leine fest.
    »Lass mich einfach in Ruhe«, schnaubte Dana verärgert. »Weshalb befolgst du nicht deinen eigenen Rat und heiratest selbst? Dann kann dein Ehemann sich um dieses Haus kümmern und Geld für uns alle verdienen.« Dana schleuderte ein Hemd ins Waschwasser. Ein zorniges Funkeln glühte in ihren Augen.
    »Ich brauche nicht zu heiraten, ich könnte für mich allein sorgen. Ich könnte zu Firio in die Scheune ziehen.« Jil provozierte gerne mit Absicht. Dana ließ sich auch dieses Mal wieder darauf ein.
    »Hoffentlich weißt du, dass Vater und ich dann den Hungertod sterben müssten. Wenn es dir so großen Spaß bereitet, uns leiden zu sehen, dann geh.« Danas Gesicht färbte sich rot vor Wut.
    »Ach Schwesterherz, du darfst nicht immer alles so ernst nehmen. Du bekommst noch Falten davon, und dann heiratet dich ganz bestimmt niemand mehr. Ich mache doch nur Spaß.« Jil konnte sich ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen.
    »Ich wüsste nicht, was an unserer Situation so komisch sein sollte. Du musst langsam erwachsen werden.« Dana reichte ihr das letzte Kleidungsstück, welches sie nur noch lieblos durchgewaschen hatte.
    »Und du solltest langsam lernen, deine Naivität abzulegen. Mit Ehrlichkeit kommt man in dieser Welt leider nicht weit. Es ist traurig, aber leider wahr.«
    Ein Ausdruck der Empörung trat auf Danas Gesicht. »Willst du damit sagen, ich soll es so machen wie du? Nein danke. Ich weiß, dass
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