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Licht (Gone) (German Edition)

Licht (Gone) (German Edition)

Titel: Licht (Gone) (German Edition)
Autoren: Michael Grant
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Kids an der Barriere konnte er von seiner Position aus nicht sehen, aber er wusste, dass sie da waren. Sie waren ja auch nicht zu überhören. Manche schrien in einer Lautstärke, als könnten sie einfach nicht glauben, dass kein Ton nach draußen drang.
    Ein Mädchen rief immer wieder nach seiner Mama. Es schien zu denken, das Leiden hätte bald ein Ende und die Barriere würde fallen.
    Caine, der selbst ernannte König, hatte gewollt, dass Orcdie Leute von der Barriere wegholte. Sie mussten zurück an die Arbeit, weil es in der FAYZ nie länger als ein paar Tage dauerte, bis eine Hungersnot ausbrach.
    Orc hatte sich geweigert. Nie im Leben würde er da runtergehen. Wenn er sich unten zeigte, wäre im nächsten Augenblick jede einzelne Kamera auf ihn gerichtet. Die Leute würden anfangen zu schreien. Er könnte sie nicht hören, dafür aber sehen – ihre aufgerissenen Münder, das Entsetzen in ihren Gesichtern und die Finger, mit denen sie auf ihn zeigen würden.
    Orc war immer schon groß gewesen, doch jetzt war er ein über zwei Meter langer und fast genauso breiter Hüne mit Armen und Beinen wie Baumstämmen. Sein Körper sah aus, als bestünde er aus feuchtem Kiesel – aus lauter kleinen Steinchen, die eine graue, noch nicht ganz trockene Betonschicht bildeten.
    Er sah aus wie ein Monster.
    Jetzt hätte er gerne etwas zu trinken gehabt. Wenn er sich volllaufen ließe, könnte er vielleicht da runtergehen.
    Vielleicht war seine Mom ja da – vorausgesetzt, sein Dad hatte sie noch nicht umgebracht.
    Er versuchte, sie sich vorzustellen. Und dann versuchte er, sie sich noch einmal ohne blaue Flecken im Gesicht und ohne Hand im Gipsverband vorzustellen, doch das schaffte er nicht.
    Seinen Vater wollte er sich lieber nicht vorstellen, aber die Bilder kamen ganz von selbst. Dieses ständig besoffene, durch und durch böse Schwein, das ihn eiskalt abschätzte, sich vergewisserte, dass Charles Merriman, den alle Orc nannten, seinem Blick auswich und den Kopf hängen ließ. Das dafür sorgte, dass sein Sohn Angst vor ihm hatte.
    Ob sein Vater wusste, dass er hierherkommen und ihn durch die Scheibe anstarren konnte? Und was er wohl sagen würde, wenn er Orc so sähe? Würde er immer noch sein verächtliches Schnauben ausstoßen, dieses Geräusch, mit dem er ihm sagte, du bist nichts wert?
    Sollte es je wieder dazu kommen …
    Sein Vater war ein großer Mann. Aber Orc war inzwischen nicht nur größer als er, er hatte auch unermessliche Kräfte. Er könnte ihn entzweibrechen wie einen dürren Ast.
    Orc berührte das letzte Stück Haut neben seinem Mund. Das kitzelte.
    Wenn die Barriere herunterkam, würden ihn die hellen Scheinwerfer der Fernsehkameras einfangen. Spätestens dann würden ihn alle sehen. Auch sein Vater – früher oder später.
    Eines wusste Orc mit Sicherheit: Sollte sein Dad ihm jemals wieder über den Weg laufen, dann würde er ihn umbringen.

Zwei
    78 Stunden, 26 Minuten
    Der Wirbelwind war berühmt.
    Die Today Show hatte sie interviewt. Zwar nicht auf die übliche Art, da sie mit dem Reporter Matt Lauer ja nicht sprechen konnte.
    Die Kommunikation mit der Außenwelt lief rein visuell ab. Die Welt konnte hereinsehen, die Kids der FAYZ hinaus. Das war’s.
    Interviews verliefen daher wie eine Art primitives Twittern. Der Interviewer schrieb seine Frage auf ein Tablet oder übertrug sie wie im Fall der Today Show auf einen HD -Bildschirm, während die Leute im Inneren ihre Antworten auf Zettel oder Schilder schrieben und diese dann hochhielten.
    Dadurch wurde jedes Interview zu einer extrem mühseligen Angelegenheit. Der Moderator konnte die Fragen gebündelt auf den Bildschirm laden, aber die Kids hinter der Barriere mussten ihre Antworten erst aufschreiben. Und das dauerte sehr, sehr lange.
    Jedoch nicht bei Brianna.
    Ausgerüstet mit einem Stück Tafel, das sie von einer Schulwand gerissen hatte, und ein paar Kreidestücken, konnte sie schneller schreiben als die meisten Menschen zu sprechen vermochten.
    Nur war Brianna nicht gerade der feinfühligste oder vernünftigste Mensch in der FAYZ . Sie war unglaublich mutig, in einem Kampf extrem gefährlich und auf ihre draufgängerische Art charmant, aber keine, die sich ihre Antworten erst einmal gut überlegte.
    Als Matt Lauer wissen wollte, ob in der FAYZ auch schon Kinder gestorben seien, lautete ihre blitzschnelle Antwort: Ja. Ständig verreckt irgendwer. Wir sind hier nicht in Disneyland .
    Was an sich stimmte, die anwesenden Eltern jedoch in
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