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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman
Autoren: Jakob Ejersbob
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Starre an die Decke. Zittere. Schlafe unruhig. Wache im Lauf des Nachmittags mehrfach auf. Als es dunkel zu werden beginnt, gehe ich hinaus. Finde eine Garküche unter einem Baum. Esse Maisgrütze und Bohnen. Muss sparen. Ich habe genügend Geld für die Fahrt, aber in der Serengeti kann das Benzin teuer werden. Trinke Tee mit Milch und Rohrzucker. Gehe zurück ins Guesthouse.
    Würde gern trinken, aber das darf ich nicht. Habe Lust, einen Joint zu rauchen, kaue khat . Dieser ganze Scheiß war Teil meiner Zerstörung. Ich liege auf dem Bett. Der Brand im Liberty … ich schlucke meine schleimige Spucke. Sie haben den Nachtwächter des Liberty nicht unter Eid genommen. Versicherungsschwindel. Der Besitzer des Liberty könnte meine Anlage versichert haben, obwohl sie ihm nicht gehörte. Ein bisschen den Versicherungsvertreter bestochen, und es ist geritzt. Möglicherweise mithilfe der Unterlagen aus meiner Transportkiste – sie weisen den Wert in Dollar aus, zumindest für die Teile, die ich seinerzeit über die Kirche ins Land geholt habe; außerdem den Wert des Plattenspielers und der Lichtanlage, die ich bei meinem Besuch aus Dänemark mitgebracht hatte. Die afrikanischen Methoden des Überlebens sind vielfältig. In der Kiste liegt auch das Papier, auf dem ich die Anlage Rogarth übertragen habe. Um vorbereitet zu sein und eventuelle Angriffe der Behörden wegen der fehlenden Arbeitserlaubnis abzuwehren. Wieso habe ich Rogarths Absichten nicht durchschaut? Dass er mich im Stich lassen würde? Ich habe mir mein eigenes Grab geschaufelt. Und der Brand: ein neues Liberty statt der alten Lagerhalle. Wer hat das organisiert? Rogarth ist nicht schlau genug, sonst hätte er es längst getan. Und Abdullah besteht nur aus Muskeln. Tariq ist lediglich ein großer Junge. Nein – das war der originale Garvey Dread: Marcus Kamoti.
    Dunkelheit. Erwache aus meinem Halbschlaf. Mein Körper juckt. Ich kann mich selbst und die Matratze riechen, die Insekten, die ich im Schlaf zerquetscht habe. Stehe in der Dunkelheit auf. Finde den Lichtschalter. Es gibt keinen Strom. Ziehe die Gardinen zur Seite. Schwaches graues Licht dringt ins Zimmer. Montagmorgen. Ich werde von den Einwanderungsbeamten in Moshi erwartet. Rasch ziehe ich mich an, gehe hinaus, lege die Zimmerschlüssel auf den Tresen, neben den wolligen Kopf des Rezeptionisten, den er auf die Arme gelegt hat. Er schnarcht leise. Gehe zurück ins Zimmer und schiebe das Motorrad hinaus auf die Straße. Öffne den Tank und schüttele ihn. Ich muss an der letzten Tankstelle vor der Serengeti tanken. Dort wissen sie, ob man im Park Benzin bekommt. Sonst muss ich einen Kanister kaufen und hinten draufschnallen. Ich trete den Kickstarter. Fahre in das graue Licht. Friere wie ein junger Hund. Die Sonne geht auf, als ich den Stadtrand von Arusha erreiche. Halte an einem Café am Straßenrand. Esse Chapati, ein hart gekochtes Ei und trinke Tee mit Milch und Rohrzucker, bis ich das Gefühl eines vollen Magens habe. Denke an Marcus und mich auf dem Motorrad zum West-Kilimandscharo. Die gleiche Kälte, die gleiche Diät. Ich werde den Berg vermissen. Verlasse die Stadt und fahre durch Massailand zur Serengeti. Hier hat es geregnet. Die Asphaltstraße schlängelt sich durch weiche grüne, grasbedeckte Hügel. Tanke in Karatu und esse ein paar schlappe Sandwichs. Werde registriert und bezahle am Lodware Gate. Fahre direkt an Ngorongoro vorbei, ohne anzuhalten, um Seronera zu erreichen, bevor es zu spät wird. Schaffe es. Trocken und staubig. Ein deutscher Student, der an seiner Doktorarbeit werkelt, lässt mich auf dem Fußboden seines Zimmers in der Jugendherberge übernachten. Ich bekomme etwas zu essen. Ein Bad. Schüttele den Staub aus meinen Sachen und wasche das T-Shirt mit Seife, weil es stinkt. Tanke am nächsten Morgen an der Lodge. Der Fahrer einer Safarigesellschaft erzählt mir, die Straße durch den Westkorridor sei noch immer befahrbar, da es kaum geregnet hat. Fahre in aller Ruhe durch die heiße Steppe. Durch das Ndabaka Gate hinaus, Mittagessen in Lamadai. In Ngudu verbringe ich eine schlaflose Nacht in einem Guesthouse mit Wanzen. Starte früh am nächsten Morgen. Erreiche die sich weit erstreckenden Baumwollfelder um Shinyanga. Bin dehydriert. Grau. Ich halte im Stadtzentrum. Frage einen Mann nach dem Weg zum ushirika -Hauptbüro, der Baumwollunion, für die Vater arbeitet. Ich finde das Gebäude. Frage nach bwana Knudsen. Bekomme ein Büro gezeigt. Klopfe an die Tür.
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