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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman
Autoren: Jakob Ejersbob
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Einwanderungsbehörde. Nein. Wir sind nicht zusammen. Wir sind getrennt. Und du bist im falschen Land – meinem Land.«
    »Das ist doch nicht dein Land, du Halbschwede.« Er lacht.
    »Doch, es ist meins. Ich dachte, ich wäre Schwede, aber das bin ich nicht. Das war nur ein Traum.«
    »Verflucht. Um der alten Tage willen, Marcus? Ich bitte dich.«
    »Gibst du zu, dass es sich auch um meine Dinge handelt?«
    »Hej, natürlich können wir sagen, es sind auch deine Sachen, aber das hilft nichts, wenn sie geklaut sind.«
    »Du würdest niemals zugeben, dass du die gesamten Einnahmen des Kopierladens genommen hast, um dafür die Ausrüstung zu kaufen. Und dann hast du mich auf der Stelle aus dem Geschäft getreten.«
    »Na ja … Okay, so wie es abgelaufen ist, war es falsch«, sagt Christian.
    »Falsch? Ich erinnere mich an die falschen Zöllner, die ich in Dar bezahlen sollte. Währenddessen stand die Anlage bereits bei dir hier in Moshi.«
    »Ja, entschuldige.«
    Claire kommt mit Redemption auf dem Arm aus dem Wohnzimmer.
    » Tsk «, sagt sie, als sie Christian sieht. Sie grüßt ihn nicht.
    »Hej, wer ist das?«, fragt er.
    »Mein Redemption«, sage ich, als Claire wieder ins Haus geht.
    »Guter Name«, sagt Christian. Ich sehe ihn an. Rauche meine Zigarette.
    »Also noch mal, wo ist das Problem?«
    Christian seufzt: »Die anderen haben die Ausrüstung geklaut.«
    »Wer?« Nur eine Wand trennt ihn von einigen Teilen der Anlage, die unter meinem Bett stehen.
    »Ich weiß es nicht …«
    »Nein, du weißt es nicht. Du verstehst die Wirklichkeit um dich herum nicht. Aber du steckst mittendrin. Du bist jetzt nichts: nicht schwarz, nicht weiß, nur ein grauer Junge. Du kommst hier nur zurecht mit Geld, das du aus Dänemark hast. Und du kommst in deinem Heimatland nicht zurecht, weil dein Gehirn dumm ist wie bei einem unwissenden Neger vom Dorf. Und wenn du hier bist, dann hintergehst du die falschen Menschen, als wärst du noch blinder als der unwissende Neger.« So rede ich mit ihm, wie eine Axt der Wahrheit. Er sagt nichts. »Du hast es auf die leichte Tour probiert, aber der schnelle Weg zum Geld ist in einem Lokus aus Lügen abgesoffen.«
    »Hast du irgendwas gehört, Marcus? Ich begreife nicht, was passiert ist?«
    »Deine Ausrüstung ist weg«, sage ich. »Aber dich haben sie nicht totgeschlagen. Du hast Glück gehabt.«
    »Hast du …?«
    »Ja, ich habe dafür gesorgt, dass sie deinen Körper unversehrt gelassen haben. Das gehörte nicht zu ihrem Plan. Aber du bist noch immer ganz – du kannst flüchten.« Eeehhh , er ist schockiert. Jetzt erlebt er, wie es mir ergangen ist, als er mich hintergangen hat: Gemüse in der Sonne schleppen, scheißende Hühner mitten im Haus, und Chemikaliendämpfe von der Batikproduktion einatmen, so dass auch noch die Familie vernichtet wird.
    »Ich müsste dich verprügeln, Marcus. Das sollte ich wirklich tun«, sagt er. Und er meint es tatsächlich ernst – möglicherweise macht er es wahr.
    »Ja, du stammst aus einer Mörderfamilie. Dein Blut ist voller Bosheit und Hass.«
    »Verdammt, wovon redest du überhaupt?«
    »Wie ist Jonas gestorben? Was glaubst du wohl?«
    Christian schaut mich nur an. »Was ist damals passiert?«, frage ich noch einmal.
    »Er ist in der Sauna dehydriert, was hat das mit mir zu tun?«
    »Du meinst, der Ofen hätte die ganze Nacht mit dem Brennholz durchgebrannt, das um zehn Uhr abends aufgelegt worden ist?«, frage ich. »Und gleichzeitig springt der Ofen auf und versetzt Jonas einen Schlag, durch den er eine Riesenbeule am Kopf bekommt?« Christian sieht mich verwirrt an.
    »Ich weiß nicht, Marcus. Er hat vielleicht noch einmal Holz nachgelegt, weil er schwitzen wollte, und dann ist er über den Ofen gestolpert, weil er total besoffen war.«
    »Jonas hat sich mit seiner Frau gestritten, und dein Vater wollte dazwischengehen – du erinnerst dich doch. Und dann geht Jonas – total voll und außerdem total bekifft vom bhangi – in die Sauna, um dort zu schlafen. Weg von seiner Frau, weg vom Lärm der Kinder. Um in Ruhe zu schlafen und morgens nicht den Negersklaven Marcus zu hören, der die Kinder versorgt.«
    »Ja, und was dann?«, fragt Christian.
    »Und dann brennt der Ofen in der Sauna die ganze Nacht bis zum frühen Morgen – bei fest geschlossener Tür? Wer legt Holz in den Ofen? Wer macht die Beule an seinem Kopf? Er lag auf der Bank, als ich ihn am nächsten Tag fand. Er fällt also und schlägt sich den Kopf, und dann fliegt er wie ein Engel
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