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Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Titel: Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)
Autoren: Rainer M. Schröder
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wo er seine braune Kutte ins Gras hatte fallen lassen. Hastig warf er sie sich über, griff zu seinem schlichten Ledergürtel und fuhr in seine Sandalen.
    Im selben Augenblick tauchte aus der Schwärze bei den Eichen eine Gestalt in der blausilbrigen Kutte eines Electors auf. Der weiß leuchtende Gürtel verkündete den Alpha-Status.
    Kendira blieb vor Schreck fast das Herz stehen. Von einem Mitbruder oder einer Mitschwester aus dem Electorenkonvent erwischt zu werden, war kaum weniger schlimm, als in dieser Lage von einer Rotkutte zur Rede gestellt zu werden.
    Doch schon im nächsten Moment, als mehr Mondlicht auf die näher kommende Gestalt fiel, atmete sie erleichtert auf. Denn das Mädchen mit den rabenschwarzen, extrem krausen Haaren und der Haut von der Farbe heller Schokolade war ihre beste Freundin Nekia.
    » Sag mal, haben mir meine Augen einen Streich gespielt oder habe ich dich gerade wirklich bei einem Date mit einem Servanten ertappt? « , fragte Nekia spöttisch, während sie zu Dante hinüberblickte, der sich eiligst aus dem Staub machte und sich im nächsten Augenblick auch schon in der Dunkelheit auflöste.
    » Spinnst du? Das war kein Date! «
    » Aber ein Servant war er schon! Und zwar dieser gut aussehende mit dem kleinen Zopf und mit den melancholischen Augen, oder? «
    Kendira nickte. » Ja, das war der Servant Dante und er ist mir hier zufällig über den Weg gelaufen. Aber dass er melancholische Augen haben soll, ist mir neu. «
    » Vielleicht schaust du ihn dir ja mal näher an, wenn er dir mal wieder bei Tageslicht über den Weg läuft. «
    » Sehr witzig. « Kendira verzog das Gesicht, nahm ihr die Frotzelei jedoch nicht übel. Nekia war in Ordnung und auf ihre tiefe Freundschaft war Verlass. Aber was hier wirklich vorgefallen war, behielt Kendira trotzdem lieber für sich.
    Und darum wechselte sie jetzt eiligst das Thema: » Sag mal, wie kommt es, dass auch du dich hier so früh am Morgen herumtreibst? «
    Nekia grinste. » Ich musste mal dringend. Und da sah ich dich den Gang zur Servantenstiege hinunterschleichen. Am liebsten wäre ich dir sofort hinterhergelaufen. Aber ich wusste ja ohnehin, wo ich dich zu dieser Nachtstunde finden würde– natürlich hier oben auf dem Vista Hill. «
    Kendira nickte und zwang sich zu einem Lächeln. Dabei war sie mit ihren Gedanken immer noch bei den sonderbaren Fragen und Bemerkungen, mit denen Dante sie verstört hatte.
    Nekia blickte kurz nach Osten. » Was meinst du, ob wir noch genug Zeit haben, um uns oben… «
    Sie brauchte die Frage gar nicht mehr zu beenden, um eine Antwort darauf zu erhalten. Die Antwort kam jedoch nicht von Kendira, sondern aus der Richtung der Lichtburg.
    Denn in diesem Moment zerrissen sphärisch klingende Fanfarenstöße in einem an- und abschwellenden Rhythmus die Stille der Nacht. Gleichzeitig stiegen Lichtkaskaden in den Himmel und tauchten die Lichtburg und das umliegende Gelände in gleißende Helle. Der Tag in der Sicherheitszone von Liberty 9 begann für alle früh, und zwar immer und zu jeder Jahreszeit in der kurzen halbstündigen Spanne zwischen Nacht und Morgengrauen.
    » Los, jetzt heißt es rennen! « , rief Kendira gegen das Getöse der Sphärenfanfaren an und packte ihre Freundin am Arm. Sie war erleichtert, Nekia nicht länger Rede und Antwort stehen zu müssen. » Sonst kriegen wir Ärger mit Master Seyward, wenn wir nicht pünktlich zum Appell auf dem Platz sind und er den Alpha-Block nicht als vollzählig angetreten melden kann! «
    » Ach, der kleine Seyward wird es auch noch lernen, weniger nervös zu sein, wenn mal eines seiner Schäfchen zu spät kommt! « , spottete Nekia. » Und wenn er erst mal ein volles Jahr bei uns ist, wird er vielleicht auch nicht jedes Mal wie eine reife Tomate anlaufen, wenn mir die Kutte im Unterricht mal bis über die Knie hochrutscht– was natürlich rein zufällig geschieht. «
    Sie lachten beide schallend, dann rannten sie los.

5
    Als die Brücke über den Rabbit Creek hinter Kendira und Nekia lag, fiel ihr Blick ungehindert auf das imposante Gebäude aus rotbraunem Sandstein, das seit ihrer Berufung zum Elector ihr Zuhause war. Die Lichtburg, ein mächtiges dreistöckiges Geviert mit dem Kreuzgang der Lichtwelten in der Mitte und der angrenzenden Lichtbasilika an seiner nördlichen Flanke, bot einen faszinierenden Anblick.
    Zahlreiche Strahler von unterschiedlicher Größe, Leuchtkraft und Lichtfarbe, die überall in die mit Erkern und kleinen Türmen verzierte
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