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Liberator

Liberator

Titel: Liberator
Autoren: Richard Harland
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aufgeflogen war. Danach hatte seine Großmutter Ebnolia Riff zur Korrekturkammer abführen lassen, aber er hatte sie gerettet … und dann hatten sie gemeinsam die Revolution begonnen …
    »Ich kann mich gut an diesen schönen Tag erinnern«, sagte Professor Twillip. Er musste ihnen vom anderen Tischende her zugehört haben.
    »Oh.« Quinnea blickte ihn an.
    »Gehörten Sie zu den Gratulanten oder waren Sie zum Empfang geladen?«
    »Zum Empfang«, erwiderte der Professor mit einer kleinen Verbeugung.
    Es war eine unschuldige Frage, denn Großmutter Ebnolia war es, die die Gästeliste zusammengestellt hatte. Normalerweise gehörte der Professor allerdings nicht in ihre soziale Schicht. Septimus zum Beispiel war gewiss nicht geladen gewesen.
    »Erinnerst du dich an die Zeremonie in der Kapelle?« Quinnea hatte sich wieder Col zugewandt. »Du in deinem dunkelgrauen Frack sahst sehr elegant aus. Und erst einmal deine Braut in ihrem wunderschönen Brautkleid und mit dem perlenbesetzten Diadem. Und dein kleiner Bruder in seinem winzigen Frack mit der rosafarbenen Knopflochblume! Wie ein echter kleiner Gentleman. Nicht wahr, Antrobus?«
    Antrobus’ einzige Reaktion war ein feierlicher Blick seiner kleinen Eulenaugen.
    »Sag doch was!«, feuerte Col ihn an.
    Niemand erwartete eine Antwort von Antrobus, und er gab auch keine. Nur Col wusste, dass er sprechen konnte , denn beim Tod ihres Großvaters hatte er Antrobus sprechen hören. Aber dieses Wunder hatte sich nicht wiederholt. Die einzige andere Person, die seinerzeit dabei gewesen war, Riff, konnte er kaum als Zeugin anführen. Das war frustrierend und ärgerlich. Zwar hatte niemand Col ins Gesicht gesagt, dass er ihm nicht glaubte, doch war es deutlich, dass seine Familie dachte, er habe es sich nur eingebildet.
    »Hier sieht es aus wie in einem Schweinestall!«Gillabeth kam mit einem Besen in der Hand auf den großen Tisch in der Mitte der Bibliothek zu. »Seht euch diese Bücher an! Unordnung! Chaos! Durcheinander!«
    Sie näherte sich den Büchern und Dokumenten, die neben den Tischbeinen aufgestapelt waren, und vollführte drohende Bewegungen mit dem Besen. Für ihre Recherchen brauchten Professor Twillip und Septimus Massen an unterschiedlich gekennzeichneten Büchern und zahlreiche Notizblätter.
    »Nein!«, rief Septimus und sprang auf.
    »Das darfst du nicht!« – »Dann räumt die Sachen auf!«
    »Und wohin bitte?« – »Na, auf den Tisch natürlich!«
    Gillabeth schnaubte.
    »Wo legt man Bücher denn sonst hin?«
    Sofort krabbelten Professor Twillip und Septimus unter den Tisch, sammelten Bücher und Notizblätter zusammen und luden sie auf dem Tisch ab. Gillabeth stand mit verschränkten Armen daneben und beobachtete die beiden. Als sie näher herantrat, um alles zu kontrollieren, hob sie Antrobus fast automatisch hoch und arrangierte auch ihn symmetrisch auf der Tischplatte. Mit seinen großen starrenden Augen sah er tatsächlich ein bisschen wie Tischschmuck aus.
    Gillabeth drehte ihnen mit einem verächtlichen Schnauben den Rücken zu und machte weiter mit ihrer Aufräumorgie. Sie klopfte Matratzen aus, schüttelte Kissen auf und räumte alles um und auf, was ihr vor die Füße kam. Col folgte ihr. Er hatte diese Laune bei seiner Schwester schon öfter erlebt, aber noch nie so ausgeprägt. Während sie aufräumte, murmelte sie die ganze Zeit vor sich hin: »Wenn ich die Verantwortung habe, klappt alles … niemand kann mir nachsagen … das sollen sie mal wagen …«
    »Ähm, Gillabeth!«
    Mit einem Kissen in der Hand drehte sie sich schwungvoll zu ihm. »Was?«
    »Morgen um zehn Uhr findet eine Ratsversammlung statt.«
    »Na und?« – »Gehst du hin?«
    »Phh! Sie haben sich entschlossen, ohne meine Hilfe auszukommen. Sie können auf sich selbst aufpassen. Sie werden ja sehen, wie weit sie damit kommen.«
    »Aber es ist in unserem Interesse …«
    »Dann geh du doch! Und hechle der schwarzhaarigen Schönheit hinterher!« – »Meinst du Lye?«
    »Aussehen! Immer nur Aussehen! Das einzige, was zählt bei einem Mädchen! Padder hat sich schon halb in sie verguckt, und um Shiv ist es vollständig geschehen.«
    »Du meinst, Shiv und Lye …?«
    Gillabeth biss sich auf die Lippe. »Er ist ein Idiot. Woher soll sie denn wissen, wie die Maschinen bedient werden. Ich wette, die schafft es nicht einmal, pünktlich aufzustehen.«
    »Sie wird ihn im Rat unterstützen!«
    »Ihn unterstützen. Viel mehr als das. Sie wird seine Marionette sein. Die hat doch gar
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