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Lewis, CS - Narnia 1

Lewis, CS - Narnia 1

Titel: Lewis, CS - Narnia 1
Autoren: Das Wunder von Narnia
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daß er gar nicht naß war.
    Er mußte auch nicht nach Luft japsen, so wie das ja eigentlich normal ist, wenn man eben aus dem Wasser auftaucht.
    Er stand im Wald, am Rand eines winzigen Teichs, kaum drei Meter im Durchmesser. Die Bäume standen dicht an dicht, und sie waren so belaubt, daß er kein einziges Himmelsfleckchen sehen konnte. Das durch das Laubwerk hereinfallende Licht war vollkommen grün. Eine äußerst starke Sonne mußte über den Bäumen stehen, denn das grüne Licht strahlte und wärmte. Es war der stillste Wald, den man sich überhaupt vorstellen kann. Es gab keine Vögel, keine Insekten, kein sonstiges Getier und keinen Wind. Fast konnte man spüren, wie die Bäume wuchsen.
    Der Teich, aus dem Digory eben geklettert war, war nicht der einzige. Soweit das Auge reichte, lagen dicht nebeneinander noch weitere Teiche. Fast meinte man zu fühlen, wie die Bäume mit ihren Wurzeln das Wasser aufsogen.
    Ein ausgesprochen lebendiger Wald war es. Wenn Digory ihn später zu beschreiben versuchte, dann sagte er immer: Es war ein üppiger Ort, so üppig wie Pflaumenkuchen.
    Das Eigenartigste war, daß Digory schon fast vergessen hatte, wie er hierhergekommen war, noch bevor er sich recht umschaute. Jedenfalls dachte er keineswegs an Polly oder an seinen Onkel–ja nicht einmal an seine Mutter. Kein bißchen Angst hatte er, und aufgeregt oder neugierig war er auch nicht. Wenn ihn einer gefragt hätte: »Wo kommst du her?« hätte er wohl geantwortet: »Ich war schon immer hier.« Und so kam es ihm auch vor–als wäre er schon immer an diesem Ort gewesen und hätte noch nie Langeweile verspürt, obwohl nie etwas passierte.
    Lange danach sagte er: »Es war kein Ort, an dem etwas geschieht. Die Bäume wachsen, und das ist alles.«
    Nachdem Digory den Wald lange betrachtet hatte, entdeckte er, daß ein paar Schritte weiter am Fuß eines Baumes ein Mädchen lag. Ihre Augen hatte sie ein winziges bißchen geöffnet, so als wäre sie gerade eben am Aufwachen. Lange schaute er sie schweigend an. Schließlich öffnete sie die Augen ganz. Auch sie sah ihn lange an, und auch sie schwieg. Doch dann sagte sie mit einer Stimme, die ganz verträumt und glücklich klang: »Mir scheint, ich hab’dich schon mal gesehen.«
    »Ich dich auch, glaube ich«, antwortete Digory. »Bist du schon lange hier?«
    »Oh, schon immer«, sagte das Mädchen. »Auf jeden Fall schon–ich weiß nicht–sehr lange.«
    »Ich auch.«
    »Das stimmt nicht«, widersprach das Mädchen. »Ich habe dich eben erst aus dem Teich klettern sehen.«
    »Vermutlich hast du recht«, sagte Digory. Er sah ziemlich verwirrt aus. »Das hatte ich vergessen.«
    Lange Zeit schwiegen beide.
    »Hör mal«, sagte das Mädchen nach einem Weilchen.
    »Meinst du, wir haben uns wirklich schon mal getroffen? Mir kam eben so was wie ein Bild in den Sinn, von einem Jungen und einem Mädchen–so wie wir–, die irgendwo lebten, wo alles ganz anders war. Und die beiden machten alles mögliche zusammen. Aber vielleicht war es nur ein Traum.«
    »Ich hatte den gleichen Traum, glaube ich«, sagte Digory. »Von einem Mädchen und einem Jungen, die nebeneinander wohnten, und sie kletterten auf Balken herum oder so. Ich weiß noch, das Mädchen hatte ein ganz schmutziges Gesicht.«
    »Das mußt du verwechseln! In meinem Traum hatte der Junge ein schmutziges Gesicht.«
    »An das Gesicht des Jungen erinnere ich mich nicht«, sagte Digory. Dann fügte er hinzu: »He! Was ist denn das?«
    »Oh! Ein Meerschweinchen!« rief das Mädchen. Und tatsächlich schnupperte da ein fettes Meerschweinchen im Gras umher. Um den Bauch trug es ein Band, und an dem Band war ein leuchtendgelber Ring befestigt.
    »Sieh nur!« rief Digory. »Schau dir den Ring an! Du hast auch so einen am Finger. Und ich ebenfalls.«
    Das Mädchen setzte sich auf. Jetzt wurde es neugierig.
    Die beiden Kinder starrten einander durchdringend an und versuchten krampfhaft, sich zu erinnern. »Mr. Ketterley!« rief das Mädchen, und genau im selben Augenblick rief der Junge: »Onkel Andrew!« Jetzt wußten sie, wer sie waren, und alles fiel ihnen wieder ein. Nach einem kurzen Gespräch klärte sich die ganze Geschichte.
    Digory erzählte, wie gräßlich sich sein Onkel verhalten hatte.
    »Was machen wir jetzt?« fragte Polly. »Sollen wir das Meerschweinchen nehmen und nach Hause verschwinden?«
    »Wir brauchen uns nicht zu beeilen«, sagte Digory und gähnte ausgiebig.
    »Doch«, widersprach Polly. »Hier ist es zu still. Es
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