Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lewis, CS - Narnia 1

Lewis, CS - Narnia 1

Titel: Lewis, CS - Narnia 1
Autoren: Das Wunder von Narnia
Vom Netzwerk:
geheimnisvolles Gesicht, daß Digory einen Augenblick lang wirklich fand, da habe sein Onkel etwas Schönes gesagt. Doch dann fiel ihm Onkel Andrews häßlicher Gesichtsausdruck kurz vor Pollys Verschwinden wieder ein. Und im selben Augenblick durchschaute er die großspurigen Worte seines Onkels. Das bedeutet lediglich, daß er der Meinung ist, ihm sei alles erlaubt, egal was er erreichen will, dachte Digory.
    »Selbstredend habe ich lange nicht gewagt, die Schatulle zu öffnen, denn ich wußte, daß sie vielleicht höchst gefährliche Objekte enthielt. Meine Patin war nämlich eine sehr außergewöhnliche Frau. Sie war eine der letzten Sterblichen dieses Landes, in deren Adern Feenblut floß. Sie hat mir erzählt, daß es außer ihr damals noch zwei weitere solche Frauen gab–die eine war Herzogin, die andere Putzfrau. Du stehst also höchstwahrscheinlich vor dem allerletzten Mann, der eine Patin hatte mit Feenblut in den Adern. Was sagst du dazu? Das ist sicher eine schöne Erinnerung für dich, wenn du mal alt bist.«
    Ich wette, sie war eine böse Fee, dachte Digory. Laut fügte er hinzu: »Aber was ist jetzt mit Polly?«
    »Weshalb mußt du denn immer wieder davon anfangen?« zeterte Onkel Andrew. »Als wäre das so wichtig! Meine erste Aufgabe war es natürlich, die Schatulle selbst zu untersuchen. Sie war uralt. Sogar damals wußte ich schon, daß sie nicht griechisch sein konnte, nicht altägyptisch, babylonisch, hethitisch oder chinesisch. Sie war älter als all diese Kulturen. Ah–welch großer Tag, als ich endlich die Wahrheit erfuhr! Die Schatulle kam aus Atlantis, der verschollenen Insel. Das bedeutet, daß sie viele Jahrhunderte älter war als all die Dinge aus der Steinzeit, die man in Europa ausgegraben hat. Sie war auch nicht so ungeschlacht und so grob wie die Sachen von damals. Denn schon zu Anbeginn aller Zeiten war Atlantis eine mächtige Stadt mit Palästen, Tempeln und Gelehrten.«
    Er schwieg einen Augenblick, als warte er auf einen Kommentar von Digory. Aber der konnte seinen Onkel von Minute zu Minute weniger leiden, also hielt er den Mund.
    »Inzwischen lernte ich viele andere Dinge über die Magie ganz im allgemeinen«, fuhr Onkel Andrew fort. »Aber das kann ich dir nicht alles erklären. Dafür bist du zu jung. Mit der Zeit konnte ich mir dann recht gut vorstellen, was für Dinge sich in der Schatulle befinden mochten. Durch die verschiedenen Versuche engte ich die Möglichkeiten weitgehend ein. Ich mußte einige–nun ja, einige außerordentlich eigenartige Leute kennenlernen und ein paar sehr unangenehme Erfahrungen machen. Dabei ergraute mein Haar. Man wird kein Zauberer, ohne seinen Preis dafür zu zahlen. Gegen Ende habe ich mir auch noch die Gesundheit ruiniert. Aber ich machte Fortschritte. Und schließlich und endlich erfuhr ich die Wahrheit.«
    Obwohl nicht die geringste Möglichkeit bestand, daß einer lauschte, beugte er sich vor und flüsterte: »Die Schatulle aus Atlantis enthielt etwas, was ganz zu Anbeginn unserer Welt aus einer anderen Welt hierhergebracht wurde.«
    »Was?« fragte Digory. Ganz gegen seinen Willen packte ihn jetzt die Neugierde.
    »Nur Staub«, sagte Onkel Andrew. »Feiner, trockener Staub. Sah nicht nach viel aus. Es war nichts, was man für eine lebenslange Schufterei hätte vorzeigen können. Doch als ich den Staub ansah–ich war äußerst achtsam, ihn nicht zu berühren–, da mußte ich daran denken, daß sich jedes Staubkorn einst in einer anderen Welt befunden hatte. Nicht auf einem anderen Planeten, nein, die gehören zu unserer Welt, und zu ihnen kann man gelangen, wenn man nur weit genug fliegt. Nein, in einer ganz anderen Welt, einer anderen Natur, einem anderen Universum, an einem Ort, den man nie erreicht, auch wenn man bis in alle Ewigkeit durch unser Universum reist. In einer Welt, die man nur durch Zauberei erreichen kann!« Hier rieb sich Onkel Andrew die Hände, bis seine Gelenke knackten wie Feuerwerkskörper.
    »Mir war klar, daß der Staub die Kraft hatte, einen dorthin zu ziehen, wo er ursprünglich hergekommen ist«, fuhr er fort. »Man mußte ihn nur in die richtige Form bringen. Das war das Problem. Meine früheren Experimente waren Fehlschläge. Ich habe mit Meerschweinchen gearbeitet. Einige starben, andere explodierten wie Bomben…«
    »Das war aber schrecklich grausam«, entrüstete sich Digory, der selbst einmal ein Meerschweinchen gehabt hatte.
    »Wieso mußt du denn laufend vom Thema ablenken?« fragte Onkel Andrew.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher