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Level 4 Kids 01 - Diebe im Netz

Level 4 Kids 01 - Diebe im Netz

Titel: Level 4 Kids 01 - Diebe im Netz
Autoren: Andreas Schlueter
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nach einer kleinen Weile. »Die Tür zum Westen!«
    »Kann sein«, antwortete Herr Dickmann. »Hab ich mir noch nie Gedanken drüber gemacht.«
    »Ich weiß gern, wo ich bin«, erklärte Kio. »Bei Sonnenschein wird es durch die Fenster blenden!«
    Herr Dickmann nickte verblüfft. »Stimmt. In den ersten beiden Stunden sehe ich manchmal nur die Hälfte der Tafel!«
    Kio beschloss, künftig eine Sonnenbrille mit in die Schule zu nehmen. Aber heute war es ja bewölkt.

Der erste Fall
    H err Dickmann wusste vom ersten Moment an: Kio war etwas ganz Besonderes. Anders als alle Jungs, die er bisher kennengelernt hatte. Das gefiel Herrn Dickmann sehr gut. Denn er selbst war auch anders als alle, die er bisher kennengelernt hatte.
    Kio schien das genaue Gegenteil von Herrn Dickmann zu sein. Herr Dickmann war groß, breit, fett, schwerfällig, kam schnell aus der Puste und lachte viel und laut. Kio war klein, zart und schmächtig, geschmeidig und wendig wie eine Katze, betrachtete seine Umgebung ernst und interessiert und statt brüllendem Gelächter kam ihm höchstens ein leichtes Schmunzeln über die Lippen. Vielleicht kam das aber auch nur daher, weil er neu in der Klasse war.
    In der ersten Stunde hatte Herr Dickmann drei Comics und den Anfang eines neuen Abenteuerromans gelesen. Kio aber hatte sich zehnmal gemeldet. Wohlgemerkt: Kio hatte sich gemeldet, obwohl Lehrer Krautmilch gar nichts gefragt hatte. Herr Krautmilch stellte nämlich keine Fragen. Er redete nur. Und redete. Und redete. Und redete. Zwischendurch kritzelte er etwas an die Tafel und dann redete er wieder. Als Kio sich das erste Mal gemeldet hatte, war es eine absolute Sensation gewesen. Noch nie hatte sich jemand bei Herrn Krautmilch zu Wort gemeldet. Alle 28 Schüler hatten ihre Beschäftigungen unterbrochen und Kio angestarrt, als käme er von einem anderen Stern. Und so ähnlich hatte er auch gesprochen. Sie behandelten das Thema »Silbentrennung«. Wenn Kio sich meldete, sprach er in Silben. Zum Bei-spiel: »Ich freu-e mich, Ih-nen fol-gen-de Ant-wort mit-tei-len zu kön-nen.« Er klang fast wie Kuzip zwölf, fand Herr Dickmann. Die Kinder lachten und Herr Krautmilch wollte Kio gerade ermahnen, den Unterricht ein wenig ernster zu nehmen, dabegann der kleine Fips aus der ersten Reihe genauso zu sprechen. Auf Fips folgte Johann und dann sprach die ganze Klasse nur noch in der Robotersprache. Herr Krautmilch schaute erst ganz komisch. Doch dann strahlte er übers ganze Gesicht. Die Klasse sprach in korrekter Silbentrennung. Eine bessere Übung konnte es gar nicht geben! Irgendwann läutete es und Herr Krautmilch rief: »Pau-se!« Unter lautem Gejohle und Gelächter strömten die Kinder hinaus.

    Als Kio sein Nutellabrötchen auspackte, bemerkte er die begehrlichen Blicke von Herrn Dickmann. Dessen Eltern hatten beschlossen, dass er dringend zehn Kilo abnehmen müsse, deshalb gab es für ihn nur eine Karotte und ein Stück Salatgurke.
    »Tauschen?«, fragte Herr Dickmann hoffnungsvoll.
    Kio schüttelte den Kopf. »Ist mir zu gesund!«
    Herr Dickmann nickte seufzend. »Wem sagst du das!«
    Der kleine Fips kam vorbei.
    »Dei-ne Schwes-ter heu-elt!«, sagte er. Er redete noch immer wie ein Roboter.
    »Das heißt heult«, korrigierte Kio. »Heult lässt sich nicht trennen!«
    »Trotz-dem heult sie!«, beharrte Fips.
    »Ich habe keine Schwester!«, erklärte Kio.
    »A-ber er!« Fips zeigte auf Herrn Dickmann.
    Herr Dickmann drehte sich um und sah Minni über den Schulhof rennen. Sie rannte versehentlich gegen ein Mädchen aus der 7. Klasse, ließ das Mädchen stehen und rannte weiter. Neben dem Papierkorb ließ sie sich auf die Sitzbank fallen und schluchzte hemmungslos. Das Mädchenaus der 7. Klasse ging auf sie zu und fragte, warum Minni so weinte. Sie reichte ihr ein Papiertaschentuch. Herr Dickmann lief zu seiner Schwester, Kio begleitete ihn.
    »Was hast du denn?«, fragte Herr Dickmann. So kannte er Minni gar nicht. Normalerweise war Minni fröhlich und laut und ließ sich nicht so leicht kleinkriegen. Jetzt aber saß sie wie ein Häufchen Elend vor ihm. »War der Fotograf schon da?«
    Minni sah kurz auf und schüttelte den Kopf.
    »Quatsch!«, schluchzte sie. »Mein Discman ist verschwunden.«
    Herr Dickmann zog die Augenbrauen hoch. Es war nichts Neues, dass seine Schwester etwas vermisste. Niemand auf der Welt besaß eine größere Begabung, Dinge zu verlieren. Nach Herrn Dickmanns Meinung hatte seine Schwester große Ähnlichkeit mit einem
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