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Leute, mein Herz glueht

Titel: Leute, mein Herz glueht
Autoren: Alexa Hennig Lange
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erstbesten Gelegenheit werde ich Johannes so was von heimleuchten, das kann ich euch flüstern. Es wird Zeit, dass ich meine Wut nach außen richte. Dem breche ich den Unterkiefer und mehrere Rippen - wenn nicht sogar die Beine. Knack! Knack!
    Helmuth räuspert sich verlegen, und Cotsch grinst lasziv rum, dass ich sofort merke: Irgendwas ist hier im Busche. Papa merkt wohl auch was. Jedenfalls zieht er die Stirn in Falten und atmet plötzlich nur noch durch den Mund ein. Das macht er immer, kurz bevor er eine Stufe höher schaltet und den Leuten klarmacht, wer hier das Zepter in der Hand hält. Wenn Papa eine Sache nicht leiden kann, dann, wenn er seine älteste Tochter irgendwelchen Männern überlassen soll. Da wird er richtig eifersüchtig.
    Mama lächelt lieb und dann schießt Helmuth auch schon seinen Vogel ab: »Um es kurz zu machen: Wie ihr wisst, zähle ich nicht mehr zu den Jüngsten.«
    Das braucht er uns nicht zu sagen. Wir sehen es ja. Papa nickt hektisch rum, aber nur weil er nicht weiß, was er sonst machen soll. Schließlich ist er mindestens drei Jahre älter als Helmuth. Was soll er da sagen?
    Und Mama meint schnell: »Helmuth, du doch nicht.«
    Nur ich sage nichts, weil ich noch immer mit der Enttäuschung zu kämpfen habe. Helmuth lächelt Mama dankbar an, dann beugt er sich zu seiner mitgebrachten Sporttasche runter und zieht eine Flasche Schampus daraus hervor. Die stellt er feierlich neben dem Apfelkuchen ab, als hätte er einen goldenen Pokal gewonnen. Als wir die Flasche alle für ein paar Sekunden stumm bestaunt haben, nimmt er sie wieder vom Tisch runter und fängt mit zittrigen Fingern an, die Goldfolie vom Deckel zu knibbeln. Aber weil er ja schon so alt ist, hat er einige Probleme damit. Also nimmt Cotsch ihm die Pulle kurzerhand wieder ab und meint mit so einem sexy Unterton in der Stimme: »Lass mich mal, Schatz.«
    Helmuth grinst geschmeichelt und wischt sich mit einem seiner Schweißbänder über die gebräunte Stirn. »Tja, gegen den Zauber der Frauen kommen wir Männer nicht an, was, Bernhard?«
    Papa guckt, als käme Helmuth frisch von einem anderen Stern. »Wenn du meinst.«
    In null Komma nichts hat Cotsch die Goldfolie abgefingert und macht sich daran, die Flasche zu entkorken. Das klappt auf Anhieb. Der Plastikpfropfen schießt Papa voll auf die Nase, sodass er für einen Moment die Augen schließen muss, um nicht die Besinnung zu verlieren. Mama will sofort in die Küche springen, um ihm einen Eisbeutel zu holen. Doch Papa greift nach ihrem Rockzipfel und brüllt mit einem Mal volle Pulle los: »Bleib endlich sitzen!«
    Und das ist der Moment, in dem mein Handy klingelt. Rein aus Reflex ziehe ich es aus meiner Jeans hervor und will es aufklappen, da schlägt Cotsch es mir auch schon mit Schwung aus der Hand. »Wage es ja nicht!«
    Und zack, fliegt mein Handy im hohen Bogen in die üppig bepflanzten Rabatten. Wo es ungerührt weiterklingelt.
    Jetzt bin ich aber sauer! »Was soll das denn?«
    Augenblicklich setzt meine Schwester ihre Super-Nanny-Miene auf. Die kenne ich schon aus Babyzeiten. Ständig hat Cotsch versucht, an mir rumzuerziehen. Eigentlich versucht sie es noch immer: »Ich habe gesagt: Du gehst nicht dran!«
    »Das hast du doch gar nicht zu bestimmen!«
    »Glaub mir, Lelle. Ich will nur dein Bestes!«
    Zwischen den violetten Astern klingelt mein Telefon lustig weiter und Helmuth meint zu Papa: »Bernhard, du musst deine Nase massieren, damit du keine Schwellung bekommst. Das ist das Einzige, was hilft.«
    Das stimmt, Leute. Zufällig kenne ich mich mit Schwellungen bestens aus. Als mir nämlich bei der Vereinsmeisterschaft vor drei Jahren so ein Volltrottel seinen Tennisball gegen die Stirn geballert hat, habe ich auch sofort losmassiert und das hat wirklich geholfen.
    Papa massiert also los und Mama lächelt freundlich weiter. »Soll ich dir nicht doch etwas Eis holen?«
    »NEIN!«
    Eins ist klar: Die Situation ist gerade etwas angespannt. Endlich hört mein Handy auf zu klingeln und vermutlich quatscht Johannes jetzt irgendeine Lüge auf meine Mailbox. Von wegen: »Sorry, Lelle. Ich dachte, du kommst erst heute Nachmittag am Bahnhof an.«
    Helmuth steht von seinem Platz auf und fragt, so als sei nichts geschehen: »Wo finde ich denn bei euch die Sektgläser?«
    Endlich bietet sich für Mama eine Gelegenheit, doch noch aufzustehen und in die Küche abzuwandern. »Warte, ich zeige sie dir.«
    Helmuth folgt ihr ins Haus, und das ist wiederum für mich die Chance,
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