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Letzte Fischer

Titel: Letzte Fischer
Autoren: Volker Harry Altwasser
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der Kleinen Königslibelle, die seit neunzehnhundertfünfundsiebzig als ausgestorben galt und im Jahre zweitausendzehn bei Plön in Deutschland wieder aufgetaucht ist. Reden wir mit Leviathan und Stagg ; lassen wir sie – singen.‹

Anhang
    ›Nichts klappt, wie ich es mir vorstelle, aber ich halte wenigstens durch‹ (Christoph Kolumbus); trotz aller Versuche gelang es mir nicht, folgende Information über Muttersöhne einer der Figuren beizugeben. Sie lehnten alle dankend ab.
    Ich möchte daher doch zuletzt auf die Melvillesche Technik zurückgreifen und diese Information anfügen, die sonst so verwaist auf meinem riesigen, nierenförmigen, höhenverstellbaren Schreibtisch zurückbleiben würde.
    Ihr Verständnis vorausgesetzt und im vollen Bewusststein, dass der Schöpfer von Bartleby und Moby-Dick verarmt, verlacht, vereinsamt verstarb:
    Von den Rowdys werde der Peter Pan ignoriert, weil er zu wenig Kontra gebe. Von den Chauvies werde er abgelehnt, weil er sensibler als sie selbst sei. Die Paradiesvögel werden von ihm auch nichts halten, weil er nicht in ihre Glitzerwelt passe. Auch die Streber werden ihn nicht zur Kenntnis nehmen, weil ihm Ehrgeiz fehle. Es bleibe also nur die Rauschgiftszene, aber da werde man ihm einfach nicht trauen, weil er sich so wenig offenbare.
    Der Pubertierende werde Mädchen wahrnehmen und neue Verhaltensmuster ausprobieren. Aber schnell werde er dabei an seine Grenzen stoßen. Seine Unsicherheit werde ihn zurück zur Mutter treiben, weil sie doch der einzige Mensch sei, dem er vertrauen könne. Einen Vater gebe es ja nicht, der hier helfend einspringen könne. So werde aus dieser Unsicherheit eine Untätigkeit werden. Dieser Junge werde seinen sexuellen Rollenkonflikt aussitzen wollen. Seine Sexualität werde ihn nicht euphorisieren, sie werde ihn aber auch nicht hemmen. Er werde nur einfach nicht mit ihr fertig werden. Er werde in der Entwicklung stehen bleiben. Sein Reifungsprozess werde sich extrem verlangsamen, weil er weiter am Rockzipfel der Mutter kleben bleibe und weil er kaum ein Mädchen finden werde, das ihn als eine erfahrene Frau leiten könne. Das ihn von der Mutter weglocken, ihm Vertrauen einflößen und sein männliches Ego zum Erblühen bringen könne. Und wenn er viel Glück habe, dann werde ihm irgendein Typ von der Straße raten, eine Hure aufzusuchen. Bei ihr lerne er dann zwar viel über sich, aber eines werde er nicht erleben: Liebe. Er werde die Liebe nicht kennen lernen als Jugendlicher, und so stehe dieser Peter Pan auf dem Weg zum Erwachsenen vor einem riesigen Problem. Mädchen und andere Jungs werden dieses Problem überwinden, aber Peter Pan werde davor zurückschrecken und sitzen bleiben. Er werde sagen: ›Ich möchte lieber nicht!‹
    Sicherlich, alle Jugendlichen haben Probleme, wenn sie herausfinden, was es heißt, sexuelle Triebe zu haben. Ein unheimliches aber eben auch erregendes Abenteuer. Und in den letzten Jahrzehnten hat dieser Konflikt zugenommen. An Häufigkeit und Intensität. Sicherlich, Mädchen haben auch große Schwierigkeiten damit, aber gerade Jungs erfahren doch einen Konflikt zwischen Angst und Verlangen, der sie geradezu lähmt. Mädchen können emanzipiert sein, sie haben einen neuen Text in die Hand bekommen, aber dummerweise haben die Jungs noch das alte Drehbuch! Niemand hat ihnen einen neuen Text gegeben! So werden für die Peter Pans unter den Jungs die Gefahren nur noch größer, abgelehnt zu werden. Und Ablehnung ist gerade das, was sie unter allen Umständen vermeiden. Dann lieber gar nichts tun! Heute verfügen Mädchen zwar auch über männliche Verhaltensmuster, aber den Jungen ist nicht gesagt worden, was sie tun sollen, wenn sie weibliches Terrain betreten, um den neuen Mädchen und Frauen Platz in ihrem Gebiet zu geben. Mädchen, die sich selbstbewusst und fordernd geben, verhalten sich konform, Jungs, die sich abwartend und gebend verhalten, werden verschrien und verlacht. Das alles ist zu einseitig, auch Jungs müssen sich emanzipieren von den Erwartungen der Frauen. Gerade dann, wenn es Peter Pans sind. Solche Jungs werden sich immer für Wendys entscheiden, weil die Wendys sie vor den eigenen Konflikten beschützen. Diese Art Mädchen geben jeder Laune Peter Pans nach, sie bemitleiden ihn für seine emotionale Schwäche, obwohl sie enttäuscht über seine Unreife sind, halten sie zu ihm. Sie vermeiden es ängstlich, den Peter Pan wegen seiner Sprunghaftigkeit zur Rede zu stellen, der Sprunghaftigkeit der
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