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Letzte Fischer

Titel: Letzte Fischer
Autoren: Volker Harry Altwasser
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Gedächtnis.
    Luise bemerkte den Halbkreis, den die Rimbaud fuhr, und entsicherte das Gewehr.
    Sie sagte: »Also Jungs, wir bieten ihnen den Arsch und hoffen, dass sie reinklettern. Dann Schließmuskeln zu und ab nach Hause.«
    Die drei Männer lachten aus voller Kehle, und fast liebevoll sahen sie ihre Teamleiterin an.
    Luise schaltete das Sprechgerät ein und befahl: »Team Fünf verlässt sofort das Heck und geht geduckt zum Bug. Dort wartet es auf weitere Befehle. – Team Sechs und Team Sieben ziehen sich von der Bughälfte zurück und postieren sich geschützt und versteckt auf Höhe Mittelschiff. Behalten Sie zusammen mit Team Acht das Heck im Auge, gehen Sie aber auf keinen Fall selbständig vor! Warten Sie auf meine Befehle, egal, was passiert!«
    Luise beobachtete die Truppenverschiebung zufrieden. Die alten Seebären bemühten sich redlich, gute Soldaten zu sein. Sie erkannte es an, und sie hoffte, es gebe keine Einzelaktionen.
    Jedoch war Luise Rösch lange genug im Geschäft, um zu wissen, es gebe immer unplanmäßige Aktionen, dies sei in jedem Krieg so. Sie hoffte nur, es werde nichts Gravierendes sein.
    »Team eins«, sagte sie: »Nehmen Sie jetzt mit fünf Knoten Kurs auf die Schlauchboote. Zwanzig Meter vor den Booten verringern Sie auf drei Knoten und drehen gleichfalls ab. Erhöhen Sie das Tempo dann nicht, bieten sie den Geiern da einfach das blanke Heck dar.«
    »Was soll das?«, fragte Sir : »Bitte um Erklärung!«
    Einige Sekunden lang überlegte Luise, ob sie die Walfängermannschaft von der neuen Strategie in Kenntnis setzen solle, unterließ es dann aber. Schließlich sei ein Krieg keine Schwätzerdemokratie !
    Als sie das Walkie-Talkie wieder abgestellt hatte, sagte Thomas: »Vergiss aber nicht, dass es nicht wirklich Piraten sind. Die tun nur so, als wenn sie welche wären!«
    »Wer im Dreck wühlt, darf nicht überrascht sein, wenn er stinkt!«, sagte sie, ehe sie befahl, das Sprechen einzustellen.
    Handeln sei besser als Hoffen; Luise bekreuzigte sich.
    Sie sah keine andere Chance, um aus der Falle zu kommen. Sie musste die Bunten zwingen, an Bord zu kommen, um sie zu überrumpeln und mit ihnen als Geiseln durch die Reihen derer zu marschieren, die an Land auf sie warteten. Luise Rösch war noch nie gefangen genommen worden, und das sollte sich auch heute nicht ändern. Sie murmelte ein kurzes Gebet: »Geht mit Gott – aber geht!«
    Dann sah sie wieder zu ihren Gegnern. Das hatten sich diese Friedensstifter bestimmt einfacher vorgestellt! Luise grinste und dachte: ›Ein Krieg ohne Verletzte und Tote, eine nette Vorstellung ist das. Ein Kreuzzug ohne Schwerter.‹
    Die Rimbaud fuhr langsam auf die drei Schlauchboote zu, die sich zu einer Linie formierten. Sie lagen dicht nebeneinander. Hinter ihnen stand die Sonne über dem Wasser, so dass Luise trotz des Seestechers nicht in den Mienen lesen konnte.
    Sie musterte noch einmal das Deck des Walfängers, fand aber nichts Störendes mehr.
    Ihr schien alles gut vorbereitet.
    »Erst schießen, wenn sie an Bord sind! Und nur leichte Verletzungen! Wir brauchen sie alle lebendig!«, sagte die Kommandantin. Ihre Untergebenen nickten stumm, ehe sie die halbaufgerauchten Zigaretten ausdrückten.
    Die Greenpeace -Aktivisten standen auf ihren Booten und beobachteten ihrerseits die Walfänger. Luise zählte dreizehn Leute, alles Männer.
    Drei von ihnen hockten hinter den aufgestellten Maschinengewehren, aber es sah Luise nicht so aus, als wären sie entsichert. Die Rimbaud kam immer näher, kurz vor den Booten drehte der Walfänger und verharrte einen Moment, ehe er sich langsam entfernte. Mit dem Seestecher behielt Luise den Anführer im Blick. Der Mann hob die linke Hand und drehte sie in der Luft.
    Die Schlauchboote folgten dem Schiff, und endlich gaben sie Spiet. Schnell waren sie auf gleicher Höhe, und erneut forderte der Anführer, die Mannschaft der Rimbaud solle sich ergeben.
    »Ganz dumme Idee!«, sagte Thomas und sah zu Luise, die die Hand hob.
    Die drei Boote umkreisten erneut den Walfänger, die Motoren heulten auf, und die Bunten riefen Parolen herüber. Luise ignorierte dies, bemerkte aber, wie das gegenseitige Lauern auf einen Fehler des Anderen an den Nerven der Hochseefischer zerrte.
    Sie sagte: »Team Drei: Erledigen Sie ein Boot Ihrer Wahl mit einem Schuss ins Plastik. Geben Sie der Besatzung aber Gelegenheit, von Bord zu gehen!«
    »Aber immer! Nichts lieber als das!«, sagte der Harpunier durchs Sprechgerät, drehte sich zu
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