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Letzte Bootsfahrt

Titel: Letzte Bootsfahrt
Autoren: Herbert Dutzler
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mit einem derartigen Unsinn die Ohren vollgejammert hätte.
    „Ich glaub“, sagte der Friedrich mit einem Blick auf die Frau Schnabel, „es ist jetzt allerhöchste Zeit, dass wir einen Arzt holen, der sich Ihren Vater einmal anschaut.“ Mit einem warnenden Seitenblick zu Gasperlmaier hin fuhr er fort. „Wahrscheinlich hat er eben einen Herzinfarkt gehabt, oder einen Schlaganfall, und ist über dem Klo zusammengesackt. Aber, wie gesagt, ein Arzt sollte uns bestätigen, dass kein Fremdverschulden vorliegt.“ Eine kluge Finte, so dachte Gasperlmaier bei sich. Der Friedrich wollte die Frau Breitwieser in Sicherheit wiegen. Diese aber lachte hämisch auf. „Fremdverschulden! Wer so viel Schuld auf sich geladen hat wie mein Mann, der braucht keine Fremden dazu, dass er hinweggefegt wird!“
    Gasperlmaier dachte bei sich, dass es mit der Ehe der Breitwiesers nicht zum Allerbesten gestanden haben konnte. Immerhin war der Ferdinand vor einer Viertelstunde noch „fortgegangen“, jetzt war er schon „hinweggefegt worden“. Wenn hier Fremdverschulden vorlag, würden sie nicht lang nach dem Täter suchen müssen.
    Inzwischen hatte der Friedrich den Doktor Walter, den Gemeindearzt, angerufen. „Gehen wir einmal kurz an die frische Luft, Gasperlmaier“, sagte er, erhob sich und winkte Gasperlmaier, ihm zu folgen. „Sie beide bleiben bitte hier im Raum, bitte das Klo nicht betreten.“ Die Frau Schnabel nickte, stand ebenfalls auf und wandte sich dem Fenster zu, das in den Garten führte.
    Draußen vor der Tür lüpfte der Friedrich erst einmal seine Mütze und fächelte sich ein wenig kühle Luft zu. „Puh!“, stöhnte er. „Mit der möchte ich nicht gern allein in einem Zimmer sein. Die ist ja zum Fürchten.“ Gasperlmaier ging davon aus, dass er die Mutter, nicht die Tochter meinte. „Was denkst du? Der ist doch nicht von selber gestorben!“, sagte Gasperlmaier zum Friedrich, der mit dem Fächeln sofort innehielt. „Ich sag dir was, Gasperlmaier. Du hörst die Flöhe husten. Wegen ein paar Flecken und einem abgerissenen Hosenknopf! Was glaubst du, wie oft mir schon ein Knopf auf dem Klo abgerissen ist? Erst die Tage ist mir einer im Wirtshaus in die Pissoirschüssel gefallen! Von so was hätt ich ja noch nie gehört. Dass einer in seinem eigenen Klo ersäuft wird. Da warten wir jetzt einmal auf den Doktor, da gibt es sicher andere Erklärungen dafür.“ Gasperlmaier fror, hatte aber keine Lust, alleine wieder zu den beiden Frauen ins stickige Wohnzimmer zurückzugehen. Und vor dem Klo wollte er erst recht nicht warten. Und dass dem Friedrich dann und wann einmal ein Hosenknopf abriss, das kam einfach davon, dass er ständig zunahm. Darauf aber wollte Gasperlmaier jetzt nicht herumreiten.
    Zu seinem Glück kam aber schon der Doktor Walter mit seinem Allrad die Straße heraufgeröhrt. „Grüß Euch!“, meinte er aufgeräumt, als er die beiden Polizisten vor der Haustür stehen sah. „Gibt’s was zu feiern, Gasperlmaier? Du bist so elegant heute! Und anscheinend außer Dienst!“ Gasperlmaier blickte überrascht an sich hinunter. Er hatte völlig darauf vergessen, dass er noch im Steireranzug steckte und keine Uniform trug. „Nein, nein. Ich war mit der Mutter bei der Beerdigung von der Voglreiterin.“ Gasperlmaier fiel siedend heiß ein, dass er seine Mutter einfach im Stich gelassen hatte, die im Wirtshaus wohl darauf wartete, heimgebracht zu werden. Handy hatte die Mutter auch keins, also konnte er im Moment gar nichts tun. Außer, sich schnell auf den Weg zu machen, sobald der Doktor mit seiner Arbeit fertig war. Der wollte schon zur Tür hinein, als ihn der Friedrich am Arm zurückhielt. „Sagen Sie, Herr Doktor, kennen Sie die Breitwiesers?“ Der nickte. „Ja, sind Patienten bei mir. Er ist zweiundsiebzig, pumperlgesund, er war erst im Jänner bei mir zum Durchchecken. Sie ist fünfzehn Jahre jünger und abgesehen von ihrem Esoterikfimmel auch ganz gesund.“ Gasperlmaier überlegte, ob er den Doktor wegen des energetisierten Wassers fragen sollte, entschloss sich aber, dafür einen besseren Zeitpunkt abzuwarten. Er folgte dem Doktor hinter dem Friedrich ins Haus.
    „So. Was haben wir denn da.“ Trotz des für Gasperl­maier immer noch etwas gruseligen Anblicks der Leiche ging dem Doktor Walter seine gute Laune nicht verloren. Er besah sich die Hände, die schlaff neben der Klomuschel hinunterhingen, beugte sich über das Becken und fühlte nach dem Puls des Mannes. „Tot“, stellte er etwas
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