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Letzte Ausfahrt Neckartal

Letzte Ausfahrt Neckartal

Titel: Letzte Ausfahrt Neckartal
Autoren: Thilo Scheurer
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schnell.
    »Ich habe Ihre Waffe gesehen.«
    »Welche Waffe?« Erneut nestelte Paschl an seinem Blouson.
    »Die, die Sie auch im Augenblick in einem Holster unter Ihren Achseln tragen. Ich nehme mal an, es ist ein großkalibriger Revolver.«
    »Gut beobachtet: ein Colt-Python .357   Magnum.«
    »Wollen Sie Elefanten jagen?«
    »Nein. Aber jemand muss die Scheißarbeit machen.« Paschl reckte das Kinn und verschränkte die Arme vor der Brust. Er war so weit.
    »Welche Scheißarbeit?«
    »Dinge, die niemand in Deutschland wissen will. Dinge, die größer sind als Ihr begrenzter, kleiner Verstand.« Paschl sprach leise und voller Zorn.
    »Meinen Sie solche Dinge wie die Verstrickungen des BKA in Kriegsverbrechen? Die Sie dann versuchten zu vertuschen?«
    Paschl presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und stierte vor sich hin.
    »Und falls erforderlich, Zeugen dafür zu töten?« Jetzt fehlte nur noch die eine entscheidende Antwort.
    »Möglicherweise. Aber es spielt ohnehin keine Rolle. Sie können es nicht beweisen.«
    »Ich benötige nur Ihre Waffe. Auch wir auf dem Dorf können mit unserem begrenzten, kleinen Verstand nachweisen, dass Markovic mit dieser Waffe erschossen wurde.«
    »Das könnten Sie vermutlich. Aber Sie werden keine Gelegenheit dazu bekommen. Ich gehe nämlich jetzt.«
    »Paschl, Paschl.« Treidler schüttelte den Kopf. »Der größte Fehler, den man machen kann, ist, andere zu unterschätzen. Und Sie sind ein wahres Talent darin.«
    »Was wollen Sie damit sagen?« Paschls Mundwinkel zuckten ganz leicht.
    Treidler zog sein Mobiltelefon aus der Hosentasche und hielt es ihm vor die Nase. Paschl wollte danach greifen, doch Treidler zog das Gerät blitzschnell weg.
    »Unser kleines Gespräch wurde aufgezeichnet«, sagte Treidler. »Und in dieser Akte da sind die Vorgänge im Kosovo genauestens aufgeführt. Da gibt es ein halbes Dutzend Einsatzberichte mit Ihrer Unterschrift, einen Lebenslauf von Markovic und vieles andere mehr. Damit sind Sie geliefert. Oder wollten Sie etwa Beweismittel unterschlagen?«
    Ein erschrockener Zug legte sich um Paschls Mund. Er tastete nach seiner Waffe und schaute sich um. Im nächsten Moment schwang die Tür auf, und Melchior trat ein.
    »Du, Carina?« Paschl riss die Augen auf. »Ich dachte, du bist …«
    »Ich muss dich festnehmen, Rüdiger.«
    »Niemand nimmt mich fest«, schrie Paschl. Mit einem Mal hatte er seine Waffe in der Hand und zielte auf Melchior.
    Treidler starrte auf den Revolver. Paschl richtete den mächtigen Lauf aus poliertem Edelstahl abwechselnd auf ihn, dann wieder auf Melchior. Niemand sagte ein Wort. Ganz leise drangen die Straßengeräusche an sein Ohr.
    Treidler atmete langsam aus. »Geben Sie auf. Wir sind in einem Gebäude der Polizei. Sie haben keine Chance, hier rauszukommen.«
    »Maul halten!«, befahl Paschl. Seine Hand mit dem Revolver zeigte schnell zwischen Treidler und Melchior hin und her. »Ich nehme jetzt die Aktenmappe mit.«
    »Was willst du damit? Das ist nur eine Kopie.« Melchior schaltete schnell, das musste Treidler ihr lassen.
    »Du lügst.«
    »Nein.«
    Draußen fuhr ein Lastwagen vorbei. Das dumpfe Geräusch ließ die Scheiben erzittern. Blitzschnell richtete Paschl den Revolver auf sich selbst. Der mächtige Lauf aus Edelstahl bohrte sich in seinen Hals. Nie hätte Treidler eine solche Reaktion für möglich gehalten.
    »Tu das nicht, Rüdiger.« Melchior trat einen Schritt auf ihn zu.
    »Bleib, wo du bist. Oder ich drücke ab.« Paschl wirkte zu allem entschlossen. Wild hämmerte sein Puls durch die Halsschlagader.
    »Es gehört viel dazu, abzudrücken«, sagte Treidler so sachlich wie möglich.
    »Was Sie nicht sagen.« Paschl drückte die Mündung noch fester an seinen Hals.
    »Und Sie, Sie haben nicht den Mumm dazu.«
    »Täuschen Sie sich nicht, Treidler.«
    »Ich täusche mich nicht.« Er trat einen Schritt auf Paschl zu. PYTHON 357 , entzifferte Treidler die Gravur auf dem Lauf. Darunter, in etwas kleiner Schrift, stand: 357 MAGNUM CTG .
    »Für Sie gilt das Gleiche: Bleiben Sie stehen, oder ich drücke ab.«
    »Nein, tun Sie nicht.« Treidler hoffte inständig, dass er mit seiner Einschätzung recht hatte. Er machte noch einen langsamen Schritt. Jetzt trennte ihn nur noch eine Armlänge von Paschl.
    »Ich warne Sie.« Paschls wich mit dem Kopf ein winziges Stück zurück.
    Treidler starrte in seine Augen, die nervös hin und her zuckten. Schweiß trat ihm aus den Poren. Der Mann würde nicht
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