Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lesereise Sizilien

Lesereise Sizilien

Titel: Lesereise Sizilien
Autoren: Natalie John
Vom Netzwerk:
Seefahrer bauten Städte, bestellten Äcker, betrieben Handwerk und Handel. Die griechischen Kolonien überflügelten bald die Heimat an Macht und Reichtum. »Großgriechenland« nannte man Sizilien und den Fuß des italienischen Stiefels. Immer wieder blitzte die Hoffnung auf, dass auf Sizilien ein griechischer Gesamtstaat entstehen könnte, doch die Zwietracht war zu groß. Vom Mutterland unabhängig, wurden die Kolonien von Athen mit Argwohn und Missgunst betrachtet. Die griechischen Siedlungen schoben sich von Naxos an der Ostküste allmählich über die ganze Insel. Sie wurden erst von aristokratischen Familien regiert, später von Tyrannen. Karthago beobachtete die Entwicklung mit der Faust in der Tasche und verbündete sich mit den Persern. 480 vor Christus gingen die beiden Großmächte aufeinander los. Griechenland siegte. Es folgte eine einzigartige Blütezeit. Gewaltige Tempel entstanden, gebaut von Sklaven aus Karthago. Syrakus entwickelte sich zur mächtigsten Metropole des westlichen Mittelmeers. Athen wurde immer misstrauischer, schließlich griff es während des Peloponnesischen Krieges Syrakus an – und wurde vernichtend geschlagen. Syrakus beherrschte Sizilien und war eine der mächtigsten Städte der damaligen Welt. In der Folgezeit kamen Tyrannen ans Ruder, der Streit mit Karthago loderte wieder auf, die Zeit der griechischen Hochkultur auf Sizilien neigte sich dem Ende zu. Und es lauerte eine neue Gefahr: Die Römer machten sich im 3. Jahrhundert vor Christus daran, das Mittelmeer zu erobern. Nach dem ersten Punischen Krieg, der in der Meerenge zwischen Marsala und der Insel Favignana entschieden wurde, begannen sie mit der Eroberung. Karthagos Macht war dahin, die griechischen Städte wurden entmachtet. Dreißig Jahre später marschierten die Römer in Syrakus ein. Die größte Stadt der griechischen Welt wurde Provinz Roms, zum Weizenlieferanten degradiert.
    Spuren der griechischen Kultur ziehen sich auch heute noch wie ein roter Faden über die Insel, nicht nur in Syrakus. Nirgendwo findet man eine eindrucksvollere Ansammlung griechischer Kultbauten als in Agrigent, der Concordia-Tempel gehört zu den besterhaltenen Tempeln der Antike. In Segesta steht ebenfalls ein Tempel in hervorragendem Zustand. In unvergleichlicher Lage am Meer liegt Selinunte, die westlichste hellenische Kolonie. Wenn die feuerrote Sonne langsam im Meer versinkt, scheinen die Ruinen zu leben, in den langen Schatten zu wachsen.
    Als sich im Mittelmeerraum herumsprach, dass die Tage des Römischen Reiches gezählt waren, machte man sich wieder auf den Weg nach Sizilien. Barbaren aus dem Norden, Wandalen aus Afrika. Es war ein wahrer Glücksfall für Sizilien, als die Araber im 9. Jahrhundert einmarschierten. Sie liebten das fruchtbare Land, pflanzten Mandelbäume an, Palmen, schufen kleine Höfe, auf denen Bauern frei arbeiten konnten, bauten moderne Städte mit Wasserleitungen und Kanalisation, lehrten Lesen und Schreiben. Zwei Jahrhunderte lang hatte Sizilien Anteil an der Blüte der islamischen Welt. Mit ihrem einzigartigen Bewässerungssystem errichteten die Herren aus dem Orient am Fuß des Monte Pellegrino einen Paradiesgarten, in dem die zartesten Gemüsesorten wuchsen. Arabische Baumeister schufen einzigartige Kunstwerke, verbanden in ihrer Wohnkultur Stein, Wasser und Pflanzen miteinander. Palermo zählte damals dreihunderttausend Einwohner. Es wurde in einem Atemzug mit Kairo genannt, es gab Basare voller Waren, Gewürze und edler Stoffe, prächtige Paläste und Moscheen. Dreihundert Minarette ragten zu arabischen Zeiten in den sizilianischen Himmel. Aus der Zeit der Araber blieb nicht viel erhalten, vermutlich wurde ein Großteil von den Normannen zerstört. Nur ein paar Namen erinnern noch daran, das Viertel Kalsa etwa – Halisah heißt »der Auserwählte« –, hier stand das Stadtschloss des Emirs. Die Capella Palatina glänzt noch heute in arabischer Pracht, auch in vielen anderen Bauten ist der orientalische Einfluss noch sichtbar. Das ganze Abendland verdankt Sizilien unter den Arabern viel: Seide, Baumwolle, die Orange, die Zitrone, den Pfirsich- und den Granatapfelbaum. Auch das Zuckerrohr brachten die Araber nach Sizilien und es gedieh prächtig. Schon bald wurde es immer kostbarer, fast in Gold aufgewogen, als Geschenk dargebracht. Die Zuckerindustrie hat Sizilien reich gemacht, die Vorliebe für Süßes hat sich bis heute erhalten. Allah sei Dank!
    Nach den Arabern gaben sich die Eroberer weiter die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher