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Lesereise Sizilien

Lesereise Sizilien

Titel: Lesereise Sizilien
Autoren: Natalie John
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errichtet: Eigentlich sollte das Küstenstück mit einer Straße zubetoniert werden. Als aber die ersten Bagger anrückten, gingen die Naturschützer auf die Straße. Die Medien beteiligten sich an dem Kampf, ein Protestmarsch durch das Gelände wurde organisiert, die Bauspekulanten konnten ihre Pläne eingraben. In der Folge wurde im Parlament ein Gesetz verabschiedet, das Enteignungen von landschaftlich besonders wertvollen Gebieten erlaubt, geradezu revolutionär für Sizilien. Das etwa fünfeinhalb mal zweieinhalb Kilometer große Gebiet steigt von der Küste bis zum Gipfel des Monte Speziale auf immerhin neunhundertdreizehn Meter Höhe. Es gibt keine Restaurants, keinen Kiosk, man muss Brotzeit und Getränke mitnehmen auf die Wanderschaft – und es gibt auch keinen anderen Weg zurück. Wer den zwölf Kilometer langen Weg an der Küste entlangmarschiert, muss ihn auch wieder zurückgehen! Er führt an einer prähistorischen Höhle und an einem kleinen Museum vorbei. Am Eingang erhält man Wanderkarten und Routenvorschläge in mehreren Sprachen.
    Einer der schönsten Zipfel Siziliens ist Scopello, das sich gut als Ausgangspunkt für Wanderungen eignet. Das hundert Meter über dem Meer gelegene Dorf hat noch Atmosphäre, am malerischsten ist es am Nachmittag, wenn die Sonne die Häuser golden färbt. Unterhalb der weiß getünchten Fischerhäuser liegt die Tonnara di Scopello: In die türkisblaue Bucht wurden früher Thunfischschwärme getrieben und gefangen.

Von großen und kleine Pannen
Touristisches
    In der Hotelhalle formiert sich eine Gruppe Widerstandskämpfer. Neuankömmlinge. Bleich, angespannt, hektisch, gehetzt. Der letzte Neuzugang ist Hans P. aus Rothenburg ob der Tauber. Vor zwei Tagen kam er nach stundenlanger Verspätung auf dem Flughafen Fontanarossa von Catania an. Voller Wut. Ohne Gepäck. Die Koffer seien versehentlich in Neapel gelandet, sagte ihm das freundliche Fräulein von der Fluggesellschaft. Aber er habe Glück, Neapel liege ja auch in Italien und sei gar nicht mal so weit weg. Ein, zwei Tage Geduld, pazienza, länger nicht. Vor der Ankunftshalle stand kein Hotelbus weit und breit, die Taxifahrt kostete ein Vermögen. Finsterste Schleichwege sei der Taxifahrer gefahren, um den Preis hochzutreiben, empört sich Hans P. Natürlich habe er ihn darauf angesprochen, sagt er. Doch der Beschuldigte zuckte nur mit den Schultern und erklärte, die anderen Straßen seien eben verstopft.
    »Tja«, meint Walter Z. aus Söchtenau, der neben ihm sitzt, »da haben Sie wohl ein Taxi ohne Konzession erwischt. Nur die echten, die mit dem Taxischild, können Sie nehmen, alles andere sind nur Schlitzohren«, sagt er. Selber schuld, sagt sein Blick. Offenbar ein Kenner.
    »Pah«, meint Andreas G. aus Salzburg, das sei noch gar nichts. Er hatte eine Verbindung mit Zwischenstopp auf dem Flughafen Milano Malpensa. Wegen des starken Nebels habe man den Anschlussflug nach Catania vorübergehend streichen müssen. Erst einige Stunden später ging’s weiter.
    »Linate!«, wirft der Experte dazwischen. »Wenn schon via Mailand, dann müssen Sie wenigstens den Linate-Flughafen nehmen. Noch besser ist die Verbindung über Rom. Da gibt’s wenigstens keinen Nebel.«
    »Gut zu wissen«, murmelt Andreas G.
    »Uns ging’s ähnlich«, nickt Peter S. aus Hamburg eifrig und erzählt vom Kai von Neapel, wo sich die Urlauber vor den Schaltern der Fährgesellschaften drängelten. Manche hatten hochrote Köpfe vor Wut, weil sie feststellten, dass ihre Reservierungszettel nur noch wertlose Papierfetzen waren. Peter G. und Familie erwischten auch erst einen Platz auf der nächsten Fähre.
    »Bei uns ging alles glatt, nich, Hans-Dieter«, meldet sich eine Hamburgerin vom Nebentisch. »Wir haben die Nachtfähre von Neapel genommen und einen herrlichen Sonnenaufgang über der Conca d’Oro vor Palermo erlebt«, schwärmt sie. »Als die Fähre so langsam einfuhr, hab ich mich auf den ersten Blick in die Insel verliebt!« Hans-Dieter scheint anderer Meinung. »In den größten Sturm aller Zeiten sind wir geraten«, korrigiert er. »So schlecht war mir noch nie!« Die bloße Erinnerung daran treibt noch Tage später jegliche Farbe aus seinem Gesicht. »Ach was«, seine Frau winkt ab. »Hans-Dieter übertreibt, wie immer. Ein bisschen geschaukelt hat es …«
    »Wir sind mit dem Auto da«, mischt sich jemand ein, der das Gespräch an der Rezeption mitbekommen hat. »Vom Festland nach Messina«, er schüttelt den Kopf. »Die reinste
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