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Lesereise Normandie - der Austernzüchter lädt zum Calvados

Lesereise Normandie - der Austernzüchter lädt zum Calvados

Titel: Lesereise Normandie - der Austernzüchter lädt zum Calvados
Autoren: Picus-Verlag
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Leben auseinandergetrieben wird. Geneviève, gespielt von der Deneuve, heiratet auf Drängen ihrer Mutter den reichen Diamantenhändler Roland, obwohl sie von ihrem Liebsten Guy schwanger ist. Doch dessen Rückkehr aus dem Algerienkrieg lässt auf sich warten, und eine gute Partie ist der Automechaniker sowieso nicht. So tröstet der sich zurück in Cherbourg mit Madeleine, und alle werden nur so glücklich, wie es das wechselhafte Wetter der Normandie eben erlaubt.
    Cathérine Deneuve, die 1963 bereits ein knappes Dutzend Filme gedreht hatte, gelang mit den »Regenschirmen von Cherbourg« der internationale Durchbruch. 1964 erhielt das Filmmusical in Cannes die Goldene Palme. Plötzlich wusste die ganze Welt, wo Cherbourg ist. Jean-Pierre Yvon, der als Zwölfähriger die Dreharbeiten besuchen durfte, wusste noch mehr: Er würde einmal ein Regenschirmgeschäft in seiner Heimatstadt eröffnen, wie es im Film die Mutter von Geneviève betreibt. Zwar besaß seine Familie seit Generationen eine lukrative Gerberei in Cherbourg. Aber dass Schirme gut gehen würden, dafür sprach neben der werbenden Wirkung des Filmes schon ein Blick aus dem Fenster.
    Denn an den Gestaden des Ärmelkanals sind sich Frankreich und England, die sich bisweilen an unterschiedlichen Enden des Universums wähnen, plötzlich sehr ähnlich. Steinerne Häuschen ducken sich vor lieblichen grünen Hügeln, auf die Apfelbäume und Schafe getupft sind. Das Wetter wechselt schnell. Und häufig regnet es: leise, versöhnlich, ausdauernd. Oder peitschend, wenn in Herbst und Winter schwere Stürme das Meer aufwühlen. So ist kaum verwunderlich, dass ein Geschäft für Regenschirme, wie man es vielleicht eher an der Themse vermuten würde, bestens ins normannische Hafenstädtchen Cherbourg passt.
    Jean-Pierre Yvon erfüllte sich seinen Traum auf Umwegen. Zunächst entschloss er sich, als Fotograf in Paris zu arbeiten. Mit dreißig Jahren eröffnete er dann in der Rue des Portes in Cherbourg die Boutique Ecaille, ein Geschäft für exklusive und exotische Accessoires. Fünf Jahre später ließ er den »véritable Cherbourg«, den einzig wahren Cherbourg, als Markenzeichen eintragen – und machte seine Heimatstadt damit zum Synonym für den Regenschirm. Die erste Kollektion umfasste drei belastbare Modelle in zeitlosen, klassischen Designs.
    Das Geschäft ging gut – so gut, dass die Schirme den Taschen und Seidenschals mehr und mehr Platz nahmen. »Le véritable Cherbourg« wurde zur probatesten Waffe im Kampf gegen alle Formen des Niederschlags. Nieselnder, strömender, von allen Seiten prasselnder Regen – mit allem nimmt es dieses solide gefertigte Stück auf. Wiege der Wertarbeit ist Yvons 1996 in Cherbourg eröffnete Fabrik, in der die Schirme komplett hergestellt werden: vom Hand geformten Ahorn- und Kastanienholz der Stöcke über die eingenähten Embleme bis zu den Verstrebungen aus rostfreiem Stahl.
    Neben strengen Belastungstests – ein wahrer Cherbourg muss Rückenwind mit einer Geschwindigkeit von hundertzwanzig, Gegenwind mit einer Geschwindigkeit von vierundfünfzig Stundenkilometern unbeschadet überstehen –, sorgt auch die Ästhetik für Langlebigkeit: klare Farben und das unverwechselbare aufgestickte Wappen bleiben viele Schlechtwetterperioden lang ansehnlich. Für Echtheit bürgt ein in den Griff eingelassener gravierter Ring aus rostfreiem Stahl oder vergoldetem Messing. Zum Schirm gehört die Hülle mit zwei Trägern, die den Transport über einer oder beiden Schultern während trockener Abschnitte erlauben. Und wiewohl Cathérine Deneuve heute mit allem möglichen, aber nicht mit schlechtem Wetter assoziiert wird – ihre klassische Eleganz ist auch diesem Regenschirm eigen.
    Designs für Damen, für Herren, für die Stadt, für zwei, für den unwandelbaren Geschmack des Adels (bei diesen Modellen ist der Messingring im Griff vierundzwanzigkarätig vergoldet) sowie besonders große Schirme für Golfer, die eine Partie im Regen nicht unterbrechen wollen, gehören zur Kollektion. Bei jedem Stück hat der Kunde die Wahl zwischen über einem Dutzend Farben.
    Ein Jahr Garantie gibt der Hersteller auf jeden Cherbourg. Nimmt ein solches Stück Schaden, endet es auch hernach nicht im Papierkorb an einer Bushaltestelle, sondern wird zur Reparatur ins Geschäft zurückgebracht.
    Heute gibt es zwölf autorisierte Cherbourg-Händler in der Normandie sowie diverse im übrigen Frankreich. Und auch in den USA ist der Cherbourg zu haben. Vor allem
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