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Lesereise Mallorca

Lesereise Mallorca

Titel: Lesereise Mallorca
Autoren: Helge Sobik
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Gefolge zahlreiche Hollywood-Helden hier auftauchten.
    Aus dem kleinen Bonsol, damals vierzehn Zimmer stark und in einer Villa untergebracht, ist mittlerweile eine verschachtelte Burg mit zweihunderteinunddreißig Betten und Privatstrand geworden. Immer wieder kaufte die Familie Xamena angrenzende Grundstücke bis hinunter zum Strand hinzu und erweiterte das Haus, dessen Salons aus einem Freibeuter- oder Ritterfilm stammen könnten: mit Natursteinverblendungen im Festungslook, mit Ritterrüstungen, Schwertern, alten Ölgemälden, schweren großen Sofas. Flynn hätte seine Freude daran.
    Dem Hollywood-Star folgten viele weitere Prominente. Martin Xamena lächelt – und wahrt Diskretion: »Manche Gesichter kamen mir bekannt vor. Aber wir haben nie nachgefragt, wo sie mitgespielt haben, wie berühmt sie sind. Sie waren im Urlaub hier, wollten ihre Ruhe. Und diesen Wunsch haben wir immer erfüllt.«
    Im Formentor erzählt Toni Cifre von Sandra Bullock, die sich irgendwann bei einem Kellner erkundigt habe, warum sie denn keiner erkenne und nicht mal einer nach einem Autogramm frage. »Manche Stars«, sagt er, »erkennen wir wirklich nicht. Entweder sind ihre Filme in Spanien keine großen Erfolge – oder sie sehen im Kino ganz anders aus als in der Freizeit auf der Hotelterrasse. Diejenigen, die wir erkennen, wollen wir nicht stören. Da gehört es sich nicht, dass wir nach einem Autogramm fragen.«
    Für die Mitarbeiter waren die Berühmtheiten aus Film und Politik jahrzehntelang absoluter Alltag – und sind es noch heute. Sie wechseln ganz genauso wie die Gäste in anderen Häusern nach ein paar Tagen oder Wochen. Die einen reisen ab, andere kommen an. Und zwischenzeitlich sollen sie sich ganz genau wie anderswo möglichst wohl fühlen. Das Team im Formentor wirkt dabei seltsam geerdet. Der langjährige Besitzer Miguel Buadas hat es gemeinsam mit seiner Frau Beatriz geschafft, eine familiäre Atmosphäre herzustellen, die auf Hollywood-Stars ebenso wirkt wie auf die Leute aus Pollença, Alcudia und den umliegenden Ortschaften, die hier Arbeit gefunden haben. Manche, die sich hier in der Küche oder im Service kennenlernten, haben später geheiratet. Und bei einigen sind es die erwachsenen Kinder, die inzwischen im selben Hotel arbeiten. Viele sind eine halbe Ewigkeit dabei, die Fluktuation ist niedrig: »An meinem ersten Arbeitstag hier«, erinnert sich Tomeu Palou, »bin ich dem Dalai Lama in die Arme gelaufen.« Danach kann nicht mehr viel kommen. Fast alles, fast jeder wird mit seiner noch so überraschenden Anwesenheit an diesem Weltende im Nordwesten Mallorcas plötzlich selbstverständlich.
    Und es sind nicht nur die Leute aus Hollywood, die hier ihren Rückzugswinkel gefunden haben. Selbst Schimon Peres und Jassir Arafat haben sich hier zu vertraulichen Gesprächen getroffen. Michail Gorbatschow blieb gleich einen ganzen Monat. Dichter Carlos Fuentes war hier, und Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa nahm erst kürzlich eine mehrwöchige Auszeit vom Alltag in diesem Hotel – um in aller Ruhe schreiben zu können.
    Der Besitzer hat inzwischen gewechselt, Barkeeper Pedro Cifre ist in Ruhestand gegangen. Aber den Kinosaal gibt es noch immer, dazu all die Geschichten und Erinnerungen. Und eine Peter-Ustinov-Suite ist neu hinzugekommen. Dafür waren keine Umbauten nötig. Nur eine Plakette musste man neben der Tür des einstigen Lieblingszimmers dieses Hollywood-Granden schrauben – und drinnen möglichst alles so lassen, wie er es geschätzt hat. Mit Stehlampe, Sitzecke und Karotagesdecke. Und mit diesem Blick über Pool und Pinien aufs Mittelmeer. Nur ein gerahmtes Schwarz-Weiß-Foto mit Passepartout ist neu, eine Ehrerweisung an den Namenspatron quasi: Es hängt neben der Stehlampe an der cremefarbenen Wand und zeigt das Porträt Ustinovs während der Arbeiten zur Agatha-Christie-Verfilmung »Das Böse unter der Sonne«, im Original »Evil Under the Sun«. Gedreht wurde in der Nähe von Valldemossa nur eine halbe Autostunde vom Hotel entfernt.
    Fast nebenan, in Deià, lebt inzwischen David Templeton, bei dem es für eine Schauspielkarriere nicht gereicht hat. Er lacht inzwischen darüber – und fachsimpelt lieber mit Fastkollegen wie James-Bond-Darsteller Pierce Brosnan über moderne Malerei, wenn er sie gleich gegenüber seines Wohn- und Atelierhauses in der Bar des Luxushotels La Residencia in Deià trifft. Viele der aktuellen Stars bevorzugen wie Tom Hanks heute dieses Luxuslandhaus im Finca -Stil
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