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Lesereise Abu Dhabi

Lesereise Abu Dhabi

Titel: Lesereise Abu Dhabi
Autoren: Fabian Poser , Helge Sobik
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eine Oase, in die sich das geschäftige Abu Dhabi vor allem an den Wochenenden und noch mehr im Sommer zurückzieht, wenn sich in der Hauptstadt die Hitze der Wüste mit der Schwüle des Meeres vermengt, und beides zusammen unerträglich wird. Wenn die Straßen in Abu Dhabi Stadt flimmern vor Hitze, jeder Schritt zur Qual wird, wenn man auf seiner Motorhaube Spiegeleier braten könnte. In dieser Zeit ist es unter den Palmen der Oase angenehm kühl. Es gibt in Al-Ain keine Häuserschluchten, die die Hitze aufsaugen und unversehens wieder abstrahlen. Al-Ain ist grün, und Grün absorbiert die Hitze besser als Asphalt. Ganze Hänge haben sie von Sand zu Rasen verwandelt. Wer einmal auf dem Jebel Hafeet, dem mit tausendzweihundertneunundvierzig Metern höchsten Berg Abu Dhabis, stand, der kann es bezeugen. Einen ganzen Berg, ja eine ganze Landschaft haben sie mit enormem Aufwand begrünt wie Almwiesen. Nur wenige Hundert Meter sind die Dünen der Rub al-Khali entfernt. Bekannt ist die Parklandschaft Green Mubazzarah auch für ihre heißen Quellen – und für ihre Schwimmbäder und Jacuzzis, die sie speisen. Sie locken rund ums Jahr Tausende Besucher an.
    Jede Stadt hat ihren Rhythmus. Wenn sie morgens erwacht, sich das Leben langsam entwickelt, der Verkehr seinen Höhepunkt erreicht, sich am Vormittag ein arbeitsames Schweigen einstellt, die Menschen gegen Mittag ausschwärmen in die Restaurants und Lunch-Bars, sich am Nachmittag wieder in den Büros versammeln und alles im Feierabendverkehr kulminiert. Al-Ain hat das nicht. Die Menschen hier scheinen nicht zu arbeiten, sie scheinen nicht zu kaufen, und wenn sie es tun, dann tun sie es in klimatisierten Shoppingmalls wie der Al-Ain Mall. Dann fahren sie mit ihren Limousinen in die Parkgarage und mit dem Lift in die Mall. In jedem anderen Land auf der arabischen Halbinsel ist die Schönheit der Häuser nach innen gekehrt. Man würde erst sehen, dass die Menschen gepflegt und in Sauberkeit leben, wenn man ein Haus betritt. In Al-Ain sieht man es schon von außen. Nicht, dass alle Fassaden in unserem Sinne schön sind. Manche sind nüchtern, gar monoton. Aber alle sind gepflegt, sandgestrahlt. Man sieht, dass die Menschen hier Geld haben. In Abu Dhabi Stadt machen die Leute ihre Geschäfte, in Al-Ain leben sie. Abu Dhabi ist die Zukunft, Al-Ain die Vergangenheit.
    Im Gegensatz zur geschäftigen Hauptstadt und im Gegensatz zu dem nur etwas mehr als eine Autostunde entfernten Dubai ist Al-Ain ein gewaltiger Kontrast. Die Stadt ist ein starker Gegensatz zu den Orten, an denen Dinge gebaut werden, von denen man vor ein paar Jahrzehnten noch nicht einmal ahnte, dass sie jemals gebaut werden könnten. Al-Ain ist eine liebliche Stadt und längst nicht so künstlich wie die spiegelnden Glitzerwelten von Abu Dhabi und Dubai, die bei Nacht leuchten wie ein Juwelierladen, die gesäumt sind von großen Limousinen und exklusiven Geschäften. In Al-Ain fehlt die Hektik der Großstadt. Kaum jemand hier trägt seinen Reichtum zur Schau. In Al-Ain ist jeder der, der er ist. Man kommt nach Al-Ain, um mit der Familie zu sein. Das merkt man der Stadt an. Al-Ain riecht auch nicht, es duftet. Es duftet in den Lobbys der Hotels wie dem Hilton und dem Rotana. Es duftet nach Rosenwasser, nach Weihrauch, nach jeder Art orientalischer Parfüms und Duftstoffen. Die meisten sind künstlich in den Laboratorien arabischer Parfümhersteller produziert. Man mag das gutheißen oder nicht, aber Al-Ain ist eine angenehme Stadt. Beinahe jeder, der hierherkommt, fühlt sich wohl.
    Doch Al-Ain, man erwartet das kaum, beherbergt auch bis zu fünftausend Jahre alte Kulturschätze. Es sind die Gräber von Hili aus der Bronze- und Eisenzeit, die viele tausend Jahre alten Grabstätten rund um den Jebel Hafeet und die Gräber von Bida Bin Saud. Auch sie wurden zum Welterbe ernannt. Der Traditionen ist man sich bewusst in Al-Ain und führt das Erbe des alten Scheichs Zayed weiter. »Wir arbeiten hart daran, viele der archäologischen Sehenswürdigkeiten und Denkmäler zu schützen«, sagt Mohammed Khalaf al-Mazroui, Generaldirektor der Abu Dhabi Authority for Culture and Heritage ( ADACH ). »Ziel ist es, die Bauten wieder ihrem ursprünglichen Zweck zuzuführen.« Bei einer der größten Sehenswürdigkeiten, dem Al-Jahili-Fort, das an einer der Hauptverkehrsstraßen Al-Ains thront wie ein Sahnebaiser, wird das eher nicht der Fall sein. Erbaut 1898, war es einst eine Sommerresidenz der Scheichs und eines der größten
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