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Leonardo und der Fluch des schwarzen Todes (Da Vincis Fälle) (German Edition)

Leonardo und der Fluch des schwarzen Todes (Da Vincis Fälle) (German Edition)

Titel: Leonardo und der Fluch des schwarzen Todes (Da Vincis Fälle) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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irgendwann hoffte, das Geheimnis des Fliegens von ihnen abschauen zu können.
    Und während Leonardo sorgfältig jedes Zeichen und jedes Bild auf das Papier bannte, rasten die Gedanken nur so in ihm. Fragen über Fragen eröffneten sich. Hatten diese Tiermenschen wirklich gelebt oder waren sie Götzenbilder, die von den Menschen verehrt wurden? Und hing das mit den Zeichen zusammen, die um sie herum angeordnet waren? Leonardo hatte nämlich keineswegs den Eindruck, dass auch nur irgendein Strich auf diesem Papyrus zufällig gesetzt worden war. Alles schien einer wunderbaren Ordnung zu entsprechen. Einer Ordnung, von der aber niemand mehr etwas wusste, sodass die Botschaft nicht mehr gelesen werden konnte.
    Ser Piero ging zunächst etwas unschlüssig auf und ab. Dann sagte er schließlich: „Es ist ohnehin schon später geworden, als ich gedacht hatte. Ich schlage vor, dass wir daher eine Nacht länger hier in Florenz bleiben und erst morgen früh uns auf den Weg nach Vinci machen.“
    „Mir ist das sehr recht“, sagte Leonardo. „Wir könnten auch zwei Tage noch hier bleiben, denn der Cosimo hat sicherlich noch eine Reihe anderer hochinteressanter Schriftstücke hier liegen...“
    „Also das kommt ganz bestimmt nicht in Frage“, erklärte Ser Piero klipp und klar.

    Am nächsten Morgen machten sich Leonardo und sein Vater auf, um zurück nach Vinci zu reiten. Leonardo ritt auf der Stute Marcella, die sein Vater mal von einem Schuldner als Pfand genommen hatte und nun seitdem von Leonardos Großvater im Stall gehalten wurde.
    Leonardo hatte die Zeichnung von dem Papyrus zusammengefaltet in einer Tasche, die er um die Schultern trug und die ansonsten noch ein paar andere Dinge enthielt, die Leonardo auf die Kurzreise von Vinci nach Florenz und wieder zurück mitgenommen hatte.
    Eigentlich hatte es einen besonderen Grund gehabt, dass Leonardo seinen Vater nach Florenz begleitet hatte.
    Ser Piero hatte nämlich gehofft, Leonardo noch einmal in der Bildhauer- und Malerwerkstatt des berühmten Andrea del Verrocchio vorstellen zu können.
    Dort, so sein Plan, sollte Leonardo in die Lehre gehen und alles über die Bildhauerei und die Malerei zu lernen. Andrea del Verrocchio war ein Meister seines Fachs und Leonardo hätte auch liebend gern bei ihm gelernt. Aber Meister Verrocchio konnte sich seine Schüler aussuchen, da es als große Ehre galt, bei ihm in die Lehre zu gehen. So war der Andrang an neuen Lehrlingen immer recht groß.
    Ser Piero hatte Leonardo bereits einmal vorgestellt und die Antwort bekommen, dass man noch warten sollte, bis Leonardo etwas älter sei. Es gab manchmal sehr früh begabte Lehrlinge, die dann zwölf oder dreizehn Jahre waren. Normalerweise aber hatten die Lehrlinge des Andrea del Verrocchio ein Alter von vierzehn oder fünfzehn Jahren, sodass sie dann mit spätestens neunzehn fertig waren und in die Malergilde von Florenz aufgenommen werden konnten.
    Leonardo allerdings war erst zehn.
    Und das war dem Meister einfach zu jung gewesen.
    Nun hatte Ser Piero allerdings gehört, dass einer der Lehrlinge an einer plötzlich auftretenden Krankheit gestorben war.
    Was für eine Krankheit das war, hatte niemand genau festgestellt, aber Ser Piero hatte sich natürlich Hoffnungen gemacht, dass sich der große Andrea del Verrocchio vielleicht doch erweichen ließ und Leonardo aufnahm. Dass der Junge begabt war, daran hatte er ja nie gezweifelt.

    Doch Ser Pieros Pläne hatten sich zerschlagen, denn Meister Verrocchio war für ein paar Wochen nach Pisa abgereist – einen Tag bevor Ser Piero und Leonardo in Florenz eintrafen!
    „Du wirst dich vielleicht gewundert haben, weshalb ich so darauf dränge, dass du doch schon früher in die Lehre gehen kannst“, sprach Ser Piero seinen Sohn während des Rittes an.
    Doch Leonardo hörte gar nicht richtig zu. Er beobachtete nämlich ein paar Vögel, die über den Himmel zogen. Große Vögel waren das
    – mit langen Beinen und sehr langen Schnäbeln. Vielleicht Störche oder Fischreiher. Genau ließ sich das aus der Entfernung nicht sagen, aber wenn sie weniger weit weg gewesen wären, hätte Leonardo sofort gewusst, um welche Vogelart es sich handelte. Inzwischen kannte er sich damit nämlich sehr gut aus.
    „Hörst du mir eigentlich zu?“, fragte Ser Piero. „Warum starrst du denn dauernd die Vögel da oben an?“
    „Ich habe an die Vogelköpfe auf dem Papyrus gedacht“, sagte Leonardo. „Die hatten auch lange Schnäbel. Soweit ich bisher gesehen
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