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Leonardo und der Fluch des schwarzen Todes (Da Vincis Fälle) (German Edition)

Leonardo und der Fluch des schwarzen Todes (Da Vincis Fälle) (German Edition)

Titel: Leonardo und der Fluch des schwarzen Todes (Da Vincis Fälle) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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war, überhaupt einen Ton herauszubringen.
    „Dann lasst uns doch eine der Mumien mit dem Storchenknochen vergleichen, die ich gesammelt habe!“, rief Leonardo.
    „Richtig, Doktor Petronius hat gesagt, dass die Wirkung der Heilsalbe darauf beruht, dass sie aus Mumien des Heiligen Ibis gewonnen wird!“, meldete sich der Schlachter Alessio zu Wort. „Wie soll sie gewirkt haben, wenn es kein Ibis war?“
    „Weil es keinen Kranken gegeben hat“, erklärte Alberto.
    „Glaubt doch dieses Geschwätz nicht!“
    „Dann zeigt uns eine der Mumien und lasst sie öffnen“, forderte Capelli.
    „Aber sie sind so wertvoll!“
    „Ihr zerquetscht sie ohnehin unter einer Saftpresse, um die Salbe zu gewinnen!“, rief Leonardo. „Was kann es da schaden, sie vorher zu öffnen.“

    Für ein paar Augenblicke herrschte Tumult. Alle redeten durcheinander. Capelli forderte nochmals lautstark, dass der Arzt eine der Mumien zur Verfügung stellen solle, um sie zu untersuchen, aber Doktor Petronius weigerte sich.
    „Er wird seinen Grund haben, dass er sich weigert“, sagte Capelli und steckte sein Schwert ein. „Wir sind offenbar getäuscht worden!“
    „Wenn Ihr eine Aussage unterzeichnet, die das bestätigt und in der Ihr außerdem bestätigt, dass Ihr von der Familie Bandini angeheuert worden seid, so wird man Euch in Florenz vermutlich straffrei lassen“, sagte Ser Piero. „Die Familie Bandini wird dann für den Schaden aufkommen müssen… Zufälligerweise bin ich Notar und kann eine solche Aussage aufschreiben.“
    „Lasst uns darauf eingehen“, raunte Capelli einer seiner Leute zu.
    „Wenn es gar keine Pest gegeben hat, kann es auch keinen Pesthauch aus der Erde geben und zumindest ich wäre dann nie mitgeritten.“
    Einige andere nickten zustimmend.
    Capelli wandte sich an Petronius. „Ich hätte nicht übel Lust, Euch mein Schwert spüren zu lassen, Betrüger! Aber die größte Strafe wird für Euch wohl sein, Euch denjenigen zu überlassen, die Ihr betrogen habt!“
    Die Waffen wurden nun endgültig gesenkt. Ser Piero setzte an Ort und Stelle ein Schriftstück auf, in dem bestätigt wurde, dass die Familie Bandini in Florenz die Männer beauftragt hatte. „Ihr werdet bei jemand anderen anheuern müssen“, meinte Ser Piero zu ihnen.
    „Ich nehme nämlich an, dass Cosimo de’ Medici dafür sorgen wird, dass die Bandinis aus der Stadt verbannt werden und man ihr Vermögen einzieht.“
    Nachdem Capellis Leute das Schriftstück alle unterzeichnet hatten, ritten sie davon.
    „Werden die überhaupt wieder in Florenz auftauchen?“, fragte Leonardo seinen Vater.
    „Nein, ich nehme an, sie fürchten, dass sie trotzdem bestraft werden und verschwinden deshalb über die Grenze. Deswegen war es so wichtig, ihre Aussage hier und jetzt aufzunehmen.“

    Um den Wagen von Doktor Petronius hatte sich unterdessen eine Menschentraube gebildet. Alle, die bei ihm von der Wundersalbe gekauft oder sich sogar eine ganze Mumie angeschafft hatten, wollten nun natürlich ihr Geld zurück. Ser Piero ließ einige der Stadtwachen dafür sorgen, dass die Rückgabe des Geldes wenigstens einigerma-
    ßen geordnet vonstatten ging.
    Als er dann mit Schimpf und Schande aus dem Dorf gejagt wurde, war von seinem Wagen sogar das Verdeck heruntergerissen worden.
    Nicht einen einzige Münze hatte Petronius da noch in der Tasche und er fuhr allein.
    Edoardo wollte offenbar nicht länger der Helfer eines Betrügers sein und blieb in Vinci. Zusammen mit Alberto ließ sie er sich bei einem Bauern der Umgebung als Knecht anstellen.
    Von Doktor Petronius hörte man jedoch in der Gegend um Florenz nie wieder etwas.

    Wochen später kehrte Ser Piero aus Florenz zurück, wo er für Cosimo de’ Medici tätig gewesen war. Er saß am Tisch in Großvaters Haus und berichtete von dem, was er dort erfahren hatte.
    Leonardo hörte interessiert zu.
    Die Bandinis hatten Florenz inzwischen verlassen müssen und ihr Vermögen verloren.
    „Es heißt, sie haben noch einen Palast in Siena“, sagt Ser Piero.
    „Und nun versuchen sie, von dort aus Cosimo zu stürzen.“
    „Aber doch sicher ohne Aussicht auf Erfolg“, sagte Leonardo.
    Ser Piero zuckte mit den Schultern. „Wer weiß? Cosimo selbst war ja auch mal für einige Jahre aus der Stadt verbannt worden und hat es geschafft, zurückzukehren und die Macht wieder zu erlangen.“
    „Und was ist mit dem Vermögen der Bandinis?“, wollte Großvater wissen. „Bekommen davon wenigstens etwas die Menschen, deren
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