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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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auftreten.«
    »Und der Medicom?«
    »Den kann nachher Gemma durchsehen, die versteht mehr davon.«
    Mira nickte - das war richtig, Gemma hatte als zweites und drittes Fach Raumfahrtmedizin und kosmische Biologie.
    Der Durchlauf stoppte zuerst bei Toliman, und zwar an der Stelle, wo die Automatik den Weckauftrag für den Kapitän erteilt hatte. Das war sonderbar, denn eigentlich hätte ja vorher eine Abweichung bei Mira auftreten müssen, irgendeine Meldung der Sensoren, die den Grund für das Wecken angezeigt hätte.
    Mira stoppte ihr Protokoll auch. Jetzt mußte sie suchen. Das war nicht einfach, denn das Protokoll war zwar genau, aber es erfaßte selbstverständlich nicht alle Vorgänge innerhalb und außerhalb des Raumschiffes, insbesondere nicht die Informationsströme in der Steuerung - eine Anlage, die dazu imstande gewesen wäre, hätte tausendmal so groß sein müssen wie die Steuerung. Denn von einem gewissen Grad der Kompliziertheit an wird die Beschreibung eines Vorgangs viel umfänglicher als der Vorgang selbst.
    In diesem Zusammenhang bedeutete das: Wenn es irgendeine Veränderung in den Meßwerten gegeben hätte, die für die direkte Verarbeitung wichtig gewesen wäre, also etwa zur Kurskontrolle, dann hätte das Protokoll sie vermerkt. Also mußte die Veränderung, die zweifellos stattgefunden hatte, außerhalb dieser Bereiche liegen, aber doch so groß sein, daß sie registriert und verarbeitet worden war. Dann aber konnte sie alles Mögliche betreffen.
    »Ich lass’ mal ganz durchlaufen, damit wir einen Überblick haben«, sagte Toliman, und auch das war eigentlich überflüssig, denn was zu tun war, wußte einer so gut wie der andere.
    Die Navigation war, wie immer, auf bestimmte Sterne orientiert gewesen - auf weit entfernte für die Kontrolle der Richtung und auf einige nahe Objekte für die Kontrolle der Geschwindigkeit, wobei die weit entfernten voraus lagen und die nahen seitlich. Bei diesen suchte Mira zuerst. Es dauerte ziemlich lange, bis sie alle denkbaren Parameter kontrolliert hatte. Schließlich kam sie zu dem Schluß, daß hier wohl nichts zu finden sei.
    Nun, dann also die fernen Richtsterne. Im Grunde genommen erwartete Mira nicht mehr, überhaupt irgend etwas zu finden, und überlegte schon, ob nicht ein interner Fehler der Automatik denkbar sei. Trotzdem ging sie gewissenhaft alle Möglichkeiten durch, und plötzlich fand sie ihre Geduld belohnt.
    Mit Mühe unterdrückte sie einen Aufschrei. Das Licht der Richtsterne war nach violett verschoben! Nicht viel freilich - aber halt, korrigierte sie sich, was heißt hier: nicht viel. Um diese Verschiebung hervorzurufen, hätte der KUNDSCHAFTER seine Geschwindigkeit verzehnfachen müssen, aber eine Änderung des Antriebs hatte bis dahin nicht stattgefunden. Oder aber der Stern hätte seine Bewegung innerhalb der Galaxis umkehren müssen, was noch unsinniger war.
    Und der zweite Fixpunkt, ein Stern, der im Winkel von etwa zehn Grad zum ersten stand und eventuell Drehungen des Schiffs um die Achse Erster Fixpunkt - Sensor signalisiert hätte - was war mit dem? Ja, der zeigte die gleiche Violettverschiebung.
    Mira kamen Hypothesen in den Sinn, nach denen irgendwann einmal die expansive Bewegung des Weltalls umschlagen sollte in eine kontrahierende, was durch eine allgemeine Violettverschiebung anstelle der heutigen Rotverschiebung der Spektrallinien sichtbar würde. Aber auch die kühnsten Spekulationen erwarteten so etwas erst in Jahrmilliarden. Und außerdem müßte das dann an allen Sternen zu beobachten sein, isotrop, also unabhängig von der Richtung, abhängig nur von der Entfernung. Die seitlichen Sterne dagegen für die Nahorientierung., aber die waren eben auch nah.
    Immerhin brachte diese ziemlich müßige Spekulation Mira auf die Idee, alle von den Sensoren erfaßten Sterne zu kontrollieren und dann das gleiche zu tun an einem späteren Zeitpunkt des Protokolls, etwa zur Zeit der Erweckung des Kapitäns.
    Das Ergebnis war verblüffend: Die Violettverschiebung wuchs weiter an, sie ergriff, allerdings viel später und in kleinerem Maße, auch die Nahorientierungssterne.
    Ein Seitenblick zu Toliman zeigte ihr, daß der auch zu einem gewissen Abschluß gekommen war. Er nickte ihr zu, gleich würde auch Rigel wach werden. Mira rief schnell noch mal die im Protokoll vermessenen Sterne direkt vor die Geräte und vermaß sie erneut - nichts, jetzt hatte keiner mehr eine Violettverschiebung.
    »Bist du soweit?« fragte Toliman. »Hier ist
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