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Leichensee

Leichensee

Titel: Leichensee
Autoren: Peter Mennigen
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konzentrieren sollten, statt den Provinz-Casanova raushängen zu lassen.«
    »Bevor Sie jetzt weiter die falschen Schlüsse ziehen: Die Kleine könnte uns womöglich nützlich sein.«
    »Ach ja? Und wie?«
    »Die Leute auf dieser Insel misstrauen uns. Für die sind wir ungebetene Schnüffler, die hier nichts verloren haben. Könnte vielleicht irgendwann von Vorteil sein, wenn wir eine der Einheimischen auf unserer Seite hätten. Außerdem wird das Mädchen von einem liebestollen Schnösel belästigt.«
    »Da konnten Sie ja wunderbar den Beschützer spielen und sich womöglich durch eine Prügelei in Szene setzen.«
    »Interessant, wie Sie mich einschätzen. Nein, ich habe nichts dergleichen getan. Ich habe dem Jungen lediglich ein paar gute Ratschläge mit auf den Weg gegeben. Obschon ich bezweifle, dass er sie befolgen wird.«
    »Hat er das Mädchen geschlagen?«
    »Keine Ahnung. Wieso?«
    »Solange er ihr nichts getan hat, haben wir es nur mit einer verbalen Belästigung zu tun. Er steckt bloß sein Revier ab und schüchtert jeden ein, der sich seiner Flamme nähert.«
    »So wie der gebaut ist, fällt ihm das Einschüchtern nicht schwer.«
    »Sie kehren also nicht aus privaten Gründen zu der Frau zurück?« Obwohl Decker es wie eine Frage klingen ließ, war es mehr eine Anordnung.
    »Nein, dazu ich sehe keine Veranlassung. Ihr Privatleben geht das FBI nichts an.«
    »Wo sind Sie überhaupt über die Frau gestolpert?«
    »Sie arbeitet in einem Coffeeshop. Und raten Sie mal, wen ich da noch getroffen habe.«
    »Den Yeti?«
    »Fast. Sheriff Pearce. Und wissen Sie was?«
    »Was?«
    »Nachdem wir gestern weg waren, hat er noch zwei Leichen ausgegraben.«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Sehe ich aus, als wollte ich Sie zum Lachen bringen?«
    »Und uns sagt dieser hinterhältige Kerl kein Sterbenswort davon.«
    »Da wäre noch etwas, das Ihnen auch nicht gefallen wird. Unser guter Sheriff hat sich offenbar durch einige Indiskretionen über die Leichenfunde dafür gerächt, dass wir ihm den Fall entzogen haben. Inzwischen gibt es wohl niemanden mehr in der Ortschaft, der nichts darüber weiß.«
    »Das darf doch nicht wahr sein!«
    »Wie wollen wir darauf reagieren?«
    »Darüber muss ich erst nachdenken. Vom Hotel aus rufe ich New York an. Bin gespannt, ob Pearce inzwischen wenigstens die Leichen zu unserem HQ überführen ließ.«
*
    Wieder im Hotel rief Cotton von seinem Zimmer aus die Forensik des G-Teams in New York an.
    Dort trat gerade Sarah Hunter die Nachtschicht an. Sie war auf dem Weg aus der Pathologie zu dem Kaffeeautomaten im Flur, da klingelte das Telefon auf ihrem Schreibtisch. Mit seinem Seufzer kehrte sie an ihren Arbeitsplatz zurück und nahm den Hörer ab. »Hallo? Oh, Cotton. Weshalb rufen Sie noch so spät an?«
    »Ich wollte mich nur erkundigen, wie es mit den Leichen aus Chappaquiddick bei Ihnen aussieht.«
    »Die Skelette kamen in einem ziemlich desolaten Zustand bei uns an«, antwortete sie.
    »Ja, der hiesige Sheriff kann uns richtig gut leiden, deshalb hat er beim Einpacken bestimmt entsprechende Sorgfalt walten lassen«, sagte Cotton sarkastisch.
    »Wie auch immer, wir sind noch dabei, die Knochenpuzzles anatomisch korrekt zusammenzulegen«, sagte Hunter. »Das wird ein paar Tage dauern.«
    »Ein paar Tage? Geht’s nicht ein bisschen schneller?«
    »Nun, das ist ein mühseliger Prozess. Allerdings kann ich Ihnen zwei Dinge schon mit Gewissheit nennen: Geschlecht und Todesursache der Opfer.«
    »Immerhin etwas. Ich höre.«
    »Die Opfer sind ausschließlich Frauen.«
    »Das weiß ich bereits.«
    »Wissen Sie auch, dass die Altersspanne bei den Opfern ungewöhnlich groß ist? Aufgrund der Abnutzung der Knochen sind die Frauen zwischen siebzehn und siebzig Jahre alt gewesen. Was ihre Identität angeht, hätte ich gerne ihre Zahnabdrücke an unseren Odontologen geschickt, damit er sie in seiner Datenbank abgleichen kann.«
    »Aber?«
    »Aber leider gibt es keine Zähne zum Verschicken. Der Mörder hat sie seinen Opfern aus den Kieferknochen gebrochen. Post mortem, hoffe ich. Jedenfalls wusste der Killer sehr genau, was er tun musste, um eine Identifizierung seiner Opfer nahezu unmöglich zu machen.«
    »Was ist mit der Todesursache?«
    »Die hätte sogar ein Laie diagnostizieren können. Alle wurden auf dieselbe makabre Weise getötet: Ihnen wurde der Schädel mit einem Hackbeil, wie es Schlachter benutzen, gespalten.«
    Cotton bedankte sich für die Auskunft und machte dann Schluss für heute.
    Er
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