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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman
Autoren: Michael McBride
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auf der Welt. Sie verschlang einen vollkommen. Nichts auf der Welt zählte mehr außer diesem einen Menschen. Man verbrachte jede Sekunde mit ihm, sezierte jedes Gefühl wie unter dem Mikroskop. Es war wunderbar und geradezu magisch, es bei jemand anderem zu beobachten. Es selbst zu durchleben war die reinste Qual.
    Evelyn wusste nicht, wie sie das bezeichnen sollte, was zwischen ihr und Adam war. Wenn sie ihn ansah, begann ihr Herz zu flattern, und ständig erwischte sie ihn dabei, wie er sie anschaute. Sie küssten sich ab und zu, und oft schliefen sie gemeinsam unter einer Decke neben dem Feuer, aber darüber hinaus war noch nichts passiert. Bei allem, was um sie herum vorging, hatte sie schlichtweg keine Zeit, über ihre Beziehung nachzudenken – falls es tatsächlich eine Beziehung war -, und sie war sicher, dass es ihm genauso ging. Unter normalen Umständen könnten sie vielleicht den nächsten Schritt wagen, aber im Moment war es genug zu wissen, dass er da war und etwas für sie empfand. Es war kein Feuer, das in ihr brannte, aber es war das Einzige, das ihr über die schrecklichen Momente hinweghalf, wenn sie ihren Vater vermisste oder die Angst sie überwältigte. Sie wusste nicht, ob das das Fundament war, aus dem einmal eine Liebe entstehen würde, aber für den Moment war es genau das, was sie brauchte.
    Missy rieb eines der Seetangblätter zwischen ihren Fingern, um zu sehen, ob es schon durchgetrocknet war, und sofort rieselten ihr die Krümel auf die andere Hand. Sie zeigte Evelyn den kleinen Haufen, die sich ein kleines braunes Klümpchen herauspickte und es an die Lippen führte.
    »Runter damit«, sagte sie und legte es auf ihre Zunge.
    »Und?«, fragte Missy, die ihre Krümel immer noch in der Hand hielt und zusah, wie Evelyn zu kauen anfing. Schließlich stopfte auch sie sich etwas davon in den Mund.
    »Nicht schlecht«, meinte Evelyn.
    »Aber auch nicht besonders gut.«
    Evelyn lachte. »Furchtbar, um ehrlich zu sein, oder?«
    Missy fiel mit ein, und gemeinsam lachten sie, bis alle in ihre Richtung schauten. Sogar Mare und Jill streckten ihre Köpfe aus der Dachluke des Pueblos.
    »Kommt und holt euch auch was!«, rief Missy, die gar nicht mehr aufhören konnte zu lachen.

V
     
    SALT LAKE CITY
     
    Die Wolken hingen tief am Himmel und rasten an ihnen vorbei, während sie darauf warteten, dass die Wärme der morgendlichen Sonne sie auflöste. Die Reiter begannen ihren Sinkflug, der See hinter ihnen wurde immer kleiner, und der salzige Geruch wurde von einem weitaus unangenehmeren verdrängt. Zunächst dachte Adam, der Gestank käme von einer Müllhalde, deren aufgetürmter Unrat sein stinkendes Aroma verbreitete, während der Schnee schmolz und der gefrorene Abfall langsam auftaute, aber von hier oben, Hunderte Meter oberhalb der Stadt, konnte er nur zu deutlich erkennen, dass das nicht die Ursache sein konnte. Riesige Lagerhäuser zogen unter den wirbelnden Hufen ihres Reittiers vorbei. Die Dächer waren teilweise eingestürzt unter der Last des plötzlichen Schneefalls, der immer noch in großen Haufen die in der Dunkelheit liegenden Trümmer bedeckte, und es waren diese eingestürzten Dächer, unter denen der Gestank hervorkroch, der wie Smog über der ganzen Stadt hing.
    Der Hengst legte seine Flügel an und tauchte nach unten ab, mitten hinein in ein Industriegebiet, in dem zu allen Seiten nackte, braune Betonklötze aufragten. Die straff gespannte Haut des knochigen Tieres flatterte wie Schiffswimpel in einer steifen Brise, bis seine Hufe klappernd über den mit Schlaglöchern übersäten Asphalt fegten. Auf einer freien Kreuzung kam der Hengst schließlich zum Stehen, begann aber sofort nervös hin und her zu tänzeln, trabte auf und ab und schüttelte immer wieder seinen mächtigen Kopf.
    »Es hat Angst vor irgendetwas«, sagte Phoenix und verstärkte seinen Griff mit der einen Hand, sodass er mit der anderen den Hals des Pferdes streicheln konnte, um es, wenn auch nur ein bisschen, zu beruhigen.
    »Hast du irgendeine Idee, vor was?«, fragte Adam und bemühte sich, Phoenix mit seiner ängstlichen Umklammerung nicht zu erdrücken.
    »Ich weiß nicht …« Phoenix sah sich um. Alles um sie herum war vollkommen still und reglos. Hier und da stand eine Flügeltür oder ein Garagentor offen, doch dahinter waren nur Schatten. Der Wind hatte mitten auf der Straße nasses, braunes Laub zu großen Haufen aufgetürmt. Autos, deren Besitzer geflüchtet waren, standen kreuz und quer herum und
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