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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman
Autoren: Michael McBride
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würden sich nie wieder bewegen. Einige hatten eingeschlagene Scheiben, bei anderen war die Karosserie von der Schneelast eingedrückt, doch alle waren leer. Diese Stille, das völlige Fehlen jeglicher Bewegung machte die Situation noch unheimlicher, als wenn sie irgendetwas entdeckt hätten. Es war, als müsste jeden Moment etwas Schwarzes, Böses aus seinem Versteck hervorspringen, doch es geschah nichts. Nur der Gestank verrottender Lebensmittel in den Lagerhäusern und aufgedunsener Körper, die unter den Trümmern verwesten, war um sie herum.
    Lediglich der Wind heulte, von den Häuserschluchten gebündelt, durch die Straßen. Ihr geflügeltes Seepferd stampfte mit den Vorderhufen auf. Das war das Zeichen zum Aufbruch. Das Tier benahm sich, als könnte es diesen Ort nicht einen einzigen Augenblick länger ertragen. Adam sprang als Erster von seinem Rücken und hatte kaum Zeit, einen Schritt zur Seite zu machen, als Phoenix ihm auch schon folgte. Das wunderliche Geschöpf zögerte nicht länger und raste in die Richtung, aus der sie gekommen waren, die Straße entlang, breitete seine Schwingen aus und erhob sich in den Himmel. Bald war es nur noch ein kleiner Fleck unter den grauen Wolken, der immer kleiner wurde, bis er schließlich gänzlich verschwand.
    »Mann, das Biest war ja richtig außer sich vor Panik«, sagte Adam, während er sich im Kreis drehte, um sich umzusehen. Hier draußen fühlte er sich völlig exponiert, umgeben von buchstäblich Tausenden von möglichen Verstecken.
    »Spürst du es nicht?«, fragte Phoenix. »Man kann den Tod in der Luft förmlich greifen.«
    Adam spürte tatsächlich etwas. Es war, als hätte die Schwerkraft zugenommen, als presse sie den Himmel auf die Erde, um alles darunter zu ersticken. Selbst die tote Stadt um sie herum schien den Atem anzuhalten. Adam konnte die Blicke unsichtbarer Augen regelrecht spüren, obwohl er instinktiv wusste, dass nichts um ihn herum mehr am Leben war. In seinem Bewusstsein verwandelte sich der Verwesungsgestank zusehends in den Geruch, den er aus dem Flüchtlingslager im Irak noch lebhaft in Erinnerung hatte: die Fäulnis, die jedes Mal in ihre Zelte kroch, wenn der Wind die Richtung änderte und sie auf diese Weise an den immer weiter fortschreitenden Zersetzungsprozess der in ihren seichten Gräbern verwesenden Leichen erinnerte. Er verspürte denselben Impuls wie wenige Momente davor das Pferd. Der Drang, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden, war überwältigend. Sein Puls spielte verrückt, und seine Beine begannen zu zittern. Er schaute in den Himmel hinauf, in der Hoffnung, das fliegende Pferd wäre bereits auf dem Weg zurück zu ihnen, aber er sah nichts als das gähnende, leere Firmament.
    »Lass uns einfach holen, weshalb wir hier sind, und dann abhauen«, sagte er schließlich und ging los. Zunächst mussten sie einen fahrtüchtigen Laster auftreiben, am besten einen Sattelschlepper mit Anhänger. Als Nächstes würden sie ihn so schnell wie möglich mit allem vollladen, was sie brauchen konnten …
    Eine Bewegung in Adams Augenwinkel zog seine Aufmerksamkeit auf sich.
    Er drehte sich um und starrte nach links die Straße hinunter. Zunächst sah er nichts Besonderes: ein Hotel, das einer mittelalterlichen Burg nachempfunden war. Es war ein Gebäude, wie er schon viele gesehen hatte, graue Mauersteine und rote Zinnen, drei Stockwerke hoch. Das erste ungewöhnliche Detail, das seine Neugier weckte, war die Tatsache, dass alle Fenster mit Brettern vernagelt waren. Nicht dass die Maßnahme irgendetwas genützt hätte. Die zersplitterten Bretter hingen lose herab, torkelten im Wind und schlugen klappernd gegen leere Fensterrahmen und geborstene Scheiben. Der schmiedeeiserne Zaun, der das Grundstück begrenzte, war mit Stacheldraht umwickelt. Zwei Trucks standen schräg vor dem Haupteingang.
    »Hier sind sie gestorben«, flüsterte Phoenix, der Adams Blick gefolgt war. »Sie hatten nicht die geringste Chance.«
    Adam nickte. Sie hatten immer noch gehofft, dass die anderen den Angriff des nach Westen walzenden Schwarms überlebt haben könnten, doch tief in ihrem Inneren waren sie sich immer bewusst gewesen über das Schicksal, in das die anderen sich unwissentlich ergeben hatten, als sie mit Richard von Mormon Tears aufgebrochen waren. Jetzt, da sie die Auswirkungen mit eigenen Augen sahen, würden sie mit ihren Gefühlen zurechtkommen müssen, mit dem Wissen, dass sie die anderen davon hätten abhalten können, ihren
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