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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman
Autoren: Michael McBride
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Pullovers über die Nase und hielt den Stoff mit seinen Zähnen fest, dann stieg er durch das Loch in der Bretterbarrikade. Seine Stiefel knirschten auf den Glassplittern, die den blutverschmierten Boden zumindest ein wenig griffiger machten. Die gesamte Eingangshalle war bis hinter zur Rezeption mit Werbeprospekten für die örtlichen Sehenswürdigkeiten übersät, die aus dem umgestürzten Regal an der Rückwand gefallen waren. Sämtliches Papier am Boden war mit einer klebrigen, roten Schicht überzogen. Adam stapfte über das Durcheinander hinweg, warf einen Blick hinter die Rezeption und schwenkte dann nach links in die Lobby.
    Bei dem Anblick, der sich ihm dort bot, schnappte er unwillkürlich nach Luft. Der Pullover rutschte von seiner Nase und ließ den Gestank ungehindert in seine Atemwege dringen.
    »O mein Gott«, stöhnte er und drehte sich weg. Er musste sich die Hände vor den Mund halten, um sich nicht zu übergeben.

VI
     
    MORMON TEARS
     
    Sie saßen zu sechst um das Feuer herum und genossen den ersten Moment ohne Anspannung seit langem, und das nur, weil sie gerade herausgefunden hatten, welches die am wenigsten geeignete Art war, Seetang zuzubereiten. Sie waren zusammengekommen, und jeder von ihnen probierte. Kauend standen sie da, lächelten und nickten, während sie versuchten, irgendetwas Positives zu finden, das sie sagen konnten, und die Nachteile tunlichst zu ignorieren. Mare war der Erste, der sich nicht mehr zurückhalten konnte.
    »Hmm. Lecker«, sagte er, während sich bereits Lachtränen in seinen Augen bildeten. »Wenn ich gewusst hätte, dass verschwitzte Socken so gut schmecken, hätte ich meine schon längst aufgegessen.«
    Das spontane Gelächter, das folgte, war eine willkommene Erleichterung von ihrer ständigen Anspannung und gestattete ihnen, wenn auch nur für kurze Zeit, die Schrecken um sie herum zu vergessen. Wie sich herausstellte, nahmen die Blätter, wenn man sie nach dem Trocknen eine Weile in kochendes Wasser legte, die Konsistenz von Trockenobst an, was gar nicht so schlecht war. Mit den richtigen Gewürzen würde es vielleicht sogar ganz gut schmecken.
    Mare saß mit dem Rücken zu dem Pueblo und warf Brocken eines phosphoreszierenden Mooses, das er von den Höhlenwänden gekratzt hatte, ins Feuer. Sobald sie in Berührung mit den Flammen kamen, sprühten sie Funken wie kleine Silvesterknaller. Jill saß neben ihm, wenn auch mit so viel Abstand, dass es jedem auffiel. In den letzten Tagen hatte sie nicht viel gesprochen, und es war wunderbar, das Leuchten in ihren Augen zu sehen, während sie das kleine Schauspiel beobachtete. Evelyn und Missy kicherten, als würden sie sich schon ihr ganzes Leben lang kennen. Der einfache Umstand, dass sie das Essen komplett ruiniert hatten, schien sie irgendwie zusammengeschweißt zu haben. Jake saß rechts neben Missy und hielt seine Füße ins Feuer. Das tat er so lange, bis der Gummi an den Sohlen seiner Stiefel zu schmelzen begann, dann zog er sie gerade lange genug wieder heraus, dass seine Zehen etwas abkühlen konnten, und begann die Prozedur wieder von vorn. Auch er kicherte die ganze Zeit. Nur Ray schien irgendwie abgelenkt, als wäre lediglich sein Körper anwesend. Manchmal fiel er zwar in die Konversation mit ein, aber die meiste Zeit saß er stumm dem Feuer zugewandt da, die Stirn mal in Falten gelegt, mal entspannt, kaute auf seiner Unterlippe herum und spannte sichtbar seinen ganzen Körper an in dem Versuch, die Flammen erkennen zu können, so wie es ihm zuvor mit Jakes Hilfe gelungen war. Die Hitze auf seinem Gesicht konnte er spüren, aber er sah absolut nichts.
    Schließlich drang die Realität wieder zu ihnen durch, das Gelächter verebbte nach und nach, Schweigen breitete sich aus.
    »Würmer«, sagte Mare plötzlich. Der Klang seiner Stimme zerriss die Stille beinahe wie eine Explosion. »Ich wette, jetzt da der Schnee weg ist, könnten wir nach Würmern graben.«
    »Warum?«, fragte Missy. »Seetang ist mir hundertmal lieb…«
    »Nein, nein«, fiel Mare ihr ins Wort. »Ich könnte mir eine Angelrute basteln und einen aufgebogenen Ohrring oder so was als Haken verwenden. Ich habe nur überlegt, was als Köder geeignet wäre.«
    »Das klingt großartig«, meinte Ray. »Nimm’s nicht persönlich, Evelyn, aber von Seetang allein kann ein Mensch nicht überleben.«
    »Du brauchst dich gar nicht bei mir zu entschuldigen. Ich glaube, für ein schönes, saftiges Steak würde ich …«
    Jill beugte sich vornüber,
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