Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman
Autoren: Michael McBride
Vom Netzwerk:
weder an Erde noch Himmel gebunden. So schraubte er sich hinauf in den Himmel und blickte schließlich hinab auf das reptilienhafte Wesen unten auf dem Dach. Die scharlachroten Augen der Kreatur waren angsterfüllt, doch schon im nächsten Augenblick ließ Tod seine messerscharfen Klauen aufblitzen und fletschte knurrend sein fürchterliches Gebiss.
    Phoenix konnte nur an Missy denken. Jede Sekunde, die er verlor, würde nie wieder zurückkommen. Bei diesem Gedanken packte ihn die Raserei, und er stürzte sich auf Tod. Er packte seinen Gegner an beiden Seiten des mit dicken Schuppen gepanzerten Schädels. Rauch quoll unter seinen Händen hervor.
    Tod fauchte und schnitt mit seinen Krallen quer über Phoenix’ Gesicht, spaltete seine Nase und zerfurchte die Wangen. Phoenix zuckte nicht einmal. Er spreizte seine Daumen ab und grub sie in Tods glühende Augen, die sofort Blasen warfen. Tod brüllte, dass selbst der Himmel erzitterte.
    Mit seinen Krallen tastete Tod nach Phoenix’ Kehle, schloss sie um den Adamsapfel des Jungen und drückte zu, bis sie durch Haut, Muskeln und Knorpel schnitten, doch der Junge lockerte seinen Griff nicht, sondern drückte nur noch fester zu, bis er die knöcherne Rückwand der Augenhöhlen spürte, die krachend barst und gleißende Schmerzimpulse an Tods Gehirn sandte.
    Und in diesem Moment roch Tod sein eigenes Scheitern, roch sein brennendes Fleisch und das kochende Blut.
    Er zog seine Krallen aus Phoenix’ Hals und schlug nach allem, das in seiner Reichweite war. Blut spritzte aus Gesicht und Brust des Jungen, aber sein Griff wurde nur noch fester. Der Schmerz in seinem Kopf explodierte, als Tod spürte, wie er hochgehoben wurde. Mit den Füßen in der Luft strampelnd schlug er um sich, während seine Wirbelsäule sich immer weiter spannte bis zum Zerreißen. Er schnappte mit seinen Kiefern, fand aber kein Ziel. Er war blind, und was von seinen zerquetschten Augäpfeln noch übrig war, lief tropfend über seine geschuppten Lippen.
    Phoenix stieß einen Schrei aus, einen Ausbruch des Zorns, in dem Verlust und Schmerz, Wut und Sehnsucht gleichermaßen lagen, dann riss er seine Hände auseinander.
    Tod hörte ein Knacken in seinem Kopf. Ein Riss breitete sich über seine Schädeldecke aus.
    Phoenix kannte keine Worte mehr, nur noch ein wildes Karussell aus Gedanken und Bildern. Missy, die in einer Lache aus ihrem eigenen Blut lag. Mare, nur noch ein schwelendes Gerippe, das auf der verbrannten Feuerbestie lag. Grabsteine am Strand, die Wache hielten über die letzte Ruhe der Toten. Die Silhouette eines Mädchens im Licht der Sonne, das seine Füße in einen glitzernden See baumeln ließ.
    Hass erfüllte ihn und verbrannte ihn von innen wie siedendes Öl. Er wollte Tod nicht nur umbringen, er wollte ihn in Stücke reißen, ihm das noch schlagende Herz aus dem Körper reißen, seine Gedärme ausweiden, ihn die Schmerzen spüren lassen, die er so vielen zugefügt hatte, sein Sterben unendlich lange hinauszögern als Strafe für all das Leid, das er in die Welt gebracht hatte. Er zerrte und riss an Tods Schädel, grub seine Finger noch tiefer hinein, zermalmte Knochen und beschwor eine Symphonie aus Schmerzenslauten herauf. Der berauschende Gestank brennender Schuppen stieg in seine Nase.
    Er blickte auf seine Hände, auf die Sehnen, die an seinen blutverschmierten Handgelenken hervortraten. Seine Zähne schmerzten, so fest hatte er sie zusammengepresst, jeder einzelne Muskel in seinem Körper war ein Knoten aus Hass und Wut. Die Bestie schnappte nicht mehr nach ihm. Ihre Klauen zuckten nicht mehr, sondern steckten leblos in Phoenix’ Brust.
    »Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erfahren«, flüsterte er und ließ sich wieder auf das Dach sinken.
    Phoenix ließ Tods Schädel los, und das schwarze Ungeheuer sank auf die Knie, das Kinn leblos auf der Brust.
    Phoenix schaute über seine Schulter in Adams Richtung. Der goldene Lichtschein um ihn herum verblasste, und er konnte die Angst in Adams Augen sehen. Er schaute ihn direkt an, erfüllt von Furcht. Hinter Adam sah er Evelyn in der offenen Tür stehen. Auch sie hatte denselben Ausdruck auf ihrem bleichen Gesicht. Blut tropfte von seinen Händen, als er sie vor seine Augen hob und die Werkzeuge studierte, die dieses Blutbad angerichtet hatten, als gehörten sie nicht zu seinem Körper.
    Was war aus ihm geworden?
    Sein starrender Blick fiel auf Tod, der sein nicht mehr vorhandenes Gesicht hob. Von seinen Augen war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher