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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman
Autoren: Michael McBride
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Mitte zu erkennen, einen Vogel aus Feuer, der sich in den Himmel erhob, dann war das Bild verschwunden.
     
    Adam legte Missy auf den Boden zu Rays Füßen und bettete ihren Kopf vorsichtig auf den Asphalt. Erschöpft sank er auf die Knie, legte Zeige- und Mittelfinger auf ihre Halsschlagader und atmete erleichtert auf, als er das schwache Pochen fließenden Blutes spürte. Die klaffenden Wunden auf ihrem Hals hatten sich geschlossen und dicke, rosafarbene Narben zurückgelassen. Ihr ganzer Oberkörper war mit klebrigem Blut verschmiert, ihr Gesicht eine dunkelrote, geronnene Maske. Ihre Augen zuckten unter den Lidern, und die Wimpern zitterten, dann öffneten sie sich einen Spalt breit. Zwei blutrote Sicheln mit eisblauen Halbmonden darin leuchteten darunter hervor.
    »Phoenix?«, flüsterte sie mit einer Stimme, die klang, als wäre ihre Luftröhre verstopft mit zähem Schleim.
    Adam warf Evelyn einen Blick zu, dann schaute er wieder hinunter auf Missy. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
    Missy nickte schwach und ließ ihre Lider wieder sinken. Zwei einzelne, große Tränen lösten sich aus ihren Augenwinkeln und liefen ihr über die blutverschmierten Wangen.
    Jill kniete sich vor Missy auf den Boden und strich ihr die Haare aus der Stirn. Die Schmerzfalten auf ihrem Gesicht glätteten sich langsam, während Jill ihre eigenen Tränen wegwischte und wieder hinauf zu der leuchtenden Turmspitze schaute.
    »Ist es vorbei?«, fragte Ray.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Adam und strich mit seinen Fingern über die Narben an Missys Hals. Das Leuchten hinter ihm wurde noch stärker, ließ seinen Schatten über Missy hinweg an Rays Beinen hinaufklettern. Er drehte sich um und musste die Hände über seine Augen halten.
    Die äußere Hülle der Lichtkugel erzitterte, dann zog sie sich plötzlich auf die Hälfte ihrer Größe zusammen, und das Gleißen konzentrierte sich auf ein unfassbar helles Zentrum, das schließlich explodierte. Alle drehten sich weg, als ein heißer Wind über sie hinwegfegte, an ihnen vorbeijagte und jeden Tropfen Feuchtigkeit auf ihrer Haut zischend verdunsten ließ. Selbst hinter ihren geschlossenen Augenlidern konnten sie das pulsierende Licht sehen, das in Wellen über sie hinwegrollte und sie umfing wie eine warme Umarmung.
    Jill glaubte, Phoenix’ Geruch in der Brise wahrzunehmen, und schaute hinunter zu Missy, deren Lippen sich zu einem Lächeln formten.
    Der Lichtschein verblasste, und der Wind verebbte zu einem sanften Säuseln.
    Jake öffnete die Augen und lockerte seinen Würgegriff um Evelyns Hals. Das Licht auf der Spitze des Turms war verschwunden, über ihnen nichts als der endlose blaue Himmel. Etwas Grünliches schimmerte oben auf dem Dach, das sich über die Ränder ergoss wie ein gefrorener Wasserfall.
    »Kletterpflanzen«, sagte Jake. Er konnte regelrecht zusehen, wie sie länger wurden und sich nach dem Erdboden streckten. Dann schaute er auf die Schutthaufen um sie herum. Kleine smaragdgrüne Sprösslinge kamen aus den Spalten, drangen durch die Risse in dem aufgebrochenen Asphalt und bildeten einen scharfen Kontrast zu dem verbrannten Boden.
    »Jetzt ist es vorbei«, sagte Adam und stand auf. Er ging zu Evelyn hinüber, schlang seine Arme um sie und lehnte seine Wange an Jakes Kopf. »Zeit, nachhause zu gehen.«
    Aus einem Fleckchen Grün, das auf dem Schutt zu Füßen des blutverschmierten Kreuzes wuchs, spross eine kleine Knospe und entfaltete ihre Blätter zu einer purpurfarbenen Blüte unter dem azurblauen Himmel.

EPILOG
     

MORMON TEARS
     
    Mit dem Frühling war die Erneuerung gekommen. Kiefernsprösslinge reckten ihre stacheligen Hälse aus den Felsspalten um die Höhle herum und streckten sich zu Miniaturversionen dessen, was sie eines Tages sein würden. Seetangbeete säumten das weiße Ufer des Sees, so weit das Auge reichte, bis auf das kleine Fleckchen, das sie freihielten, um das Ruderboot zu Wasser lassen zu können, das drei Meter landeinwärts auf dem Strand lag. Anfang Mai waren die ersten kleinen Fische aufgetaucht, hielten sich zwischen den Seetangblättern versteckt, bis sie genug Mut gesammelt hatten, sich ins offene Wasser zu wagen, wo sie Adam mit ihren kleinen Wellen anlockten.
    Es war noch viel Arbeit zu erledigen, aber sie hatten es beinahe geschafft. Und jetzt, im späten September, als die Sonne schon merklich früher unterging und das Versprechen von neuerlichem Schneefall mit sich brachte, waren sie bereit für den Winter.
    Adam stand auf
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