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Legion der Morgenroete

Legion der Morgenroete

Titel: Legion der Morgenroete
Autoren: Michael Moorcock
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Bruder bestand darauf, daß wir uns nach Dnark begeben. Aber ich hatte andere Verpflichtungen, Orland Fank - Verpflichtungen gegenüber meiner Frau, die ich schon seit Monaten nicht mehr gesehen habe, gegenüber meinem Schwiegervater, der auf meine Rückkehr wartet, gegenüber meinen Freunden."
    „Die Leute von Burg Brass? Ja, ich habe von ihnen gehört. Sie sind im Augenblick durchaus sicher, wenn Euch das beruhigt."
    „Das wißt Ihr ganz bestimmt?"
    „Ganz bestimmt. Ihr Leben verläuft ziemlich ereignislos, wenn man von ihren Schwierigkeiten mit diesem Elvereza Tozer absieht."
    „Tozer? Was ist mit diesem Renegaten?"
    „Soviel ich weiß, hat er sich irgendwie seinen Ring wieder verschafft und ist fort." Orland Fank machte eine ausholende Bewegung mit seiner Rechten.
    „Fort? Wohin?"
    „Wer weiß das schon? Ihr habt doch selbst Erfahrung mit Mygans Ringen."
    „Sie sind ziemlich unberechenbar."
    „Das habe ich auch gehört."
    „Nun, wenn er weg ist, brauchen sie sich zumindest nicht mehr mit ihm herumzuärgern", meinte Hawkmoon. Dann runzelte er die Stirn. „Ihr macht mir nichts vor? Meine Verwandten und Freunde sind wirklich nicht in Gefahr?"
    „Ihr Sicherheit ist im Augenblick nicht bedroht."
    Hawkmoon seufzte. „Wo ist dieses Boot? Und was ist mit meiner Besatzung?"
    „Ich verstehe ein wenig vom Schiffsbau. Ich werde ihnen helfen, ihr Schiff wieder instand zu setzen, damit sie nach Narleen zurückkehren können."
    „Und weshalb sollen wir sie nicht dabei begleiten?" fragte d'Averc.
    „Wenn ich recht verstanden habe", erwiderte Fank mit Unschuldsmiene, „dann seid ihr ein recht ungeduldiges Paar und möchtet so schnell wie möglich weiter. Es kann Tage, ja Wochen dauern, bis das Schiff repariert ist."
    „Gut. Wir nehmen das Boot", resignierte Hawkmoon. „Täten wir es nicht, würde der Runenstab - oder welche Macht es sonst auch immer war, die uns hierher trieb - uns nur noch weitere Unannehmlichkeiten bereiten."
    „Das wäre sehr leicht möglich", pflichtete Fank ihm lächelnd bei.
    „Und wie wollt Ihr von der Insel fort, wenn wir Euer Boot nehmen?" erkundigte sich d'Averc.
    „Ich fahre mit den Seeleuten nach Narleen. Ich habe viel Zeit."
    „Wie weit ist es bis zum Festland?" wollte Hawkmoon noch wissen. „Und wie kommen wir dorthin? Habt Ihr einen Kompaß für uns?"
    Fank schüttelte den Kopf. „Es ist nicht weit, und ihr benötigt keinen Kompaß, ihr braucht nur auf den richtigen Wind zu warten."
    „Was soll das wieder heißen?"
    „Der Wind in dieser Gegend ist ein wenig eigenartig. Ihr werdet noch verstehen, was ich meine."
    Hawkmoon zuckte resigniert die Schultern. Sie folgten Orland Fank zum Ufer.
    „Es sieht ganz so aus, als hätten wir selbst nicht mehr viel zu sagen", murmelte d'Averc, als das Boot vor ihnen lag.

5. STADT DER GLÜHENDEN SCHATTEN
    Hawkmoon lag mit finsterer Miene ausgestreckt in dem kleinen Boot, und d'Averc stand vor sich hin pfeifend am Bug, ohne den Gischt zu beachten, der ihm ins Gesicht sprühte. Einen ganzen Tag schon trieb der Wind sie auf einem offensichtlich recht eigenwilligen Kurs dahin.
    „Jetzt verstehe ich, was Fank meinte", brummte Hawkmoon. „Das ist kein natürlicher Wind. Es gefällt mir absolut nicht, daß uns irgendeine übernatürliche Macht wie Marionetten tanzen läßt."
    D'Averc grinste und deutete geradeaus. „Nun, vielleicht haben wir eine Gelegenheit, uns bei dieser übernatürlichen Macht zu beschweren. Schau, da vorn ist Land in Sicht."
    Widerwillig erhob sich Hawkmoon und sah die vagen Umrisse am Horizont.
    „So kehren wir also nach Amarehk zurück." D'Averc lachte.
    „Wenn es wenigstens Europa wäre und ich dort Yisselda fände", seufzte Hawkmoon.
    „Oder sogar Londra, wo mich Flana trösten würde." D'Averc zuckte die Schultern und hustete theatralisch. „Doch ist es besser so, sie würde es nicht verdienen, mit einem Kranken, ja Sterbenden verbunden zu sein."
    Allmählich nahm die ferne Küste Form an. Sie sahen Klippen, hellen Strand, Hügel, und sogar ein paar Bäume. Da, plötzlich, im Süden bemerkten sie einen eigenartigen goldenen Schein - ein Licht, das in gleichmäßigem Rhythmus auf- und abflammte, wie im Gleichklang mit einem riesigen Herzen.
    „Das beunruhigendste Phänomen, das ich je gesehen habe", murmelte d'Averc.
    Der Wind blies heftiger, und das Boot brauste nur so dahin, geradewegs in Richtung auf den Schein zu. Sie tauchten in eine Bucht, die durch das Festland und eine herausragende Insel gebildet
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