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Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Titel: Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)
Autoren: Marie Lu
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stinkt nach Abgasen und ist quälend trocken; hier gibt es keine Hurrikans, die das Land mit Wassermassen tränken, keine Meeresküste, keine Seen. Truppen marschieren die Straßen auf und ab (in für Vegas typischen quadratischen Formationen), die Soldaten tragen schwarze Uniformen mit marineblauen Ärmelstreifen, die ein Zeichen dafür sind, dass sie entweder gerade an die Front geschickt werden oder von dort zurückkommen. Ein Stück weiter, jenseits der von Hochhäusern eingefassten Hauptstraße, rollen auf einem weitläufigen Flugfeld Reihen von Kampfjets in Position. Über unseren Köpfen gleiten Luftschiffe dahin.
    Das hier ist eine Militärstadt, eine von Soldaten beherrschte Welt.
    Die Sonne ist gerade untergegangen, als Day und ich das Stadtzentrum erreichen und uns auf den Weg zum anderen Ende der Hauptstraße machen. Day stützt sich schwer auf meine Schulter, während wir versuchen, uns unauffällig unters Volk zu mischen, sein Atem geht flach und sein Gesicht ist schmerzverzerrt. Ich helfe ihm so gut ich kann, ohne dabei zu viel Aufmerksamkeit zu erregen, doch sein Gewicht lässt mich unkontrolliert torkeln, so als hätte ich zu viel getrunken.
    »Na, wie machen wir zwei uns?«, murmelt Day mir ins Ohr, seine Lippen heiß an meiner Haut. Ich bin mir nicht sicher, ob es der Schmerz ist, der ihm die Sinne vernebelt, oder mein Aufzug, aber ich kann nicht sagen, dass mich seine unverfrorenen Flirtversuche stören. Nach all der Anspannung während unserer Zugfahrt sind sie eine willkommene Abwechslung.
    Day achtet darauf, den Kopf gesenkt zu halten, die Augen unter seinen langen Wimpern verborgen, und die Blicke der Soldaten zu meiden, die geschäftig die Bürgersteige entlangeilen. Er wirkt, als fühlte er sich unwohl in seiner Armeejacke und der dazugehörigen Hose. Sein hellblondes Haar ist unter eine schwarze Soldatenkappe gestopft, die auch einen Großteil seines Gesichts verdeckt.
    »Ganz okay«, antworte ich. »Denk dran, du bist betrunken. Und fröhlich. Und außerdem total hin und weg von deiner Begleitung, also versuch, ein bisschen mehr zu lächeln.«
    Day zaubert ein breites künstliches Lächeln auf sein Gesicht. So charmant wie immer. »Ach, komm schon, Süße. Ich würde sagen, ich schlage mich ganz gut. Immerhin habe ich das hübscheste Mädchen der ganzen Straße im Arm – wie sollte ich denn da nicht hin und weg sein? Sehe ich etwa nicht so aus? Warte – besser so?« Er klimpert übertrieben mit den Wimpern.
    Es sieht so albern aus, dass ich einfach lachen muss. Ein Passant wirft mir einen Blick zu. »Schon viel besser.« Ich erschaudere, als Day sein Gesicht in meine Halsbeuge schmiegt. Spiel deine Rolle. Konzentrier dich. Die goldenen Kettchen um meine Taille und Fußknöchel klimpern beim Gehen. »Wie geht’s deinem Bein?«
    Day löst sich ein Stückchen von mir. »Ganz gut, bevor du es erwähnt hast«, flüstert er und zuckt zusammen, als er über einen Riss im Gehweg stolpert. Ich umfasse ihn fester. »Bis zur nächsten Verschnaufpause halte ich durch.«
    »Denk dran, zwei Finger an Augenbraue heißen Stopp, wenn du willst.«
    »Jaja. Wenn’s Probleme gibt, mache ich mich bemerkbar.«
    Zwei Soldaten drängeln sich an uns vorbei. Sie haben ihre eigenen Begleiterinnen im Arm, zwei grinsende Mädchen mit glitzerndem Lidschatten und eleganten, aufgemalten Gesichtstätowierungen, die Körper in knappe Tänzerinnenkostüme mit roten Kunstfedern gehüllt. Einer der Soldaten sieht mich an, er lacht und seine glasigen Augen weiten sich.
    »Aus welchem Club bist du denn, meine Hübsche?«, lallt er. »An dein Gesicht erinnere ich mich gar nicht.« Seine Hand nähert sich meiner entblößten Taille, gierig nach nackter Haut. Doch bevor er mich berühren kann, schießt Days Arm vor und schubst den Soldaten grob zur Seite.
    »Fass sie nicht an.« Day grinst und zwinkert dem Soldaten zu. Er bemüht sich, unbekümmert zu wirken, doch die Warnung in seinem Blick lässt den anderen Mann zurückweichen. Er stiert uns noch einmal an, dann murmelt er etwas vor sich hin und torkelt mit seinen Freunden davon.
    Ich versuche, das Kichern der beiden Mädchen zu imitieren, und werfe mein Haar zurück. »Nächstes Mal spiel einfach mit«, zische ich Day ins Ohr, während ich ihm einen Kuss auf die Wange gebe, als wäre er der beste Kunde, den ich je hatte. »Das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können, ist eine Prügelei.«
    »Was denn? Ich habe doch gar nichts gemacht.« Day zuckt bloß mit den Schultern
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