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Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Titel: Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)
Autoren: Marie Lu
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auch erscheint, unsere Möglichkeiten sind ziemlich begrenzt. Nach unserer Flucht aus der Batalla-Zentrale, als Day bewusstlos und ich an der Schulter verletzt war, hatte ich die Patrioten gebeten, uns mit nach Vegas zu nehmen, in der Hoffnung, dass sie uns auch weiterhin helfen würden.
    Sie weigerten sich.
    »Du hast uns dafür bezahlt, dass wir Day vor seiner Hinrichtung retten. Nicht dafür, dass wir euch anschließend nach Vegas kutschieren und auf eure Wehwehchen pusten«, hat Kaede zu mir gesagt. »Das gesamte Militär der Republik ist hinter euch her, verdammt noch mal. Wir sind schließlich kein Wohlfahrtsverein. Wenn ich noch mal meinen Hals für euch riskieren soll, dann nur, wenn auch was dabei rausspringt.«
    Bis zu diesem Punkt hatte ich allen Ernstes geglaubt, dass den Patrioten etwas an uns lag. Aber Kaedes Worte holten mich gnadenlos auf den Boden der Tatsachen zurück. Sie haben uns nur geholfen, weil ich Kaede 200   000   Republiknoten dafür bezahlt habe, das Geld, das ich mir mit Days Gefangennahme verdient hatte. Und trotzdem hatte ich all meine Überredungskünste aufbieten müssen, bevor Kaede ihre Patriotenkameraden losgeschickt hatte, um uns zu helfen.
    Die Erlaubnis, Tess sehen zu dürfen. Ein Arzt für Days verletztes Bein. Informationen über Days Bruder. Das alles wird uns eine Menge Schmiergeld kosten. Wenn ich doch nur die Gelegenheit gehabt hätte, ein paar Noten mehr einzupacken, bevor wir Los Angeles verlassen mussten.
    »Vegas ist so ziemlich das gefährlichste Pflaster, auf das wir uns jetzt wagen könnten«, sage ich zu Day und streiche mir vorsichtig über die heilende Schulterwunde. »Und es kann sein, dass die Patrioten uns noch nicht mal zuhören. Ich will nur, dass wir uns das alles auch gut überlegen.«
    »June, ich weiß, du bist es nicht gewohnt, die Patrioten als Verbündete zu betrachten«, erwidert Day. »Dir ist von Anfang an beigebracht worden, sie zu hassen. Aber sie sind nun mal potenzielle Verbündete. Ihnen traue ich eher als der Republik. Du nicht auch?«
    Ich weiß nicht, ob er mich mit seinen Worten verletzen will. Auf jeden Fall hat Day nicht verstanden, was ich meinte: dass die Patrioten uns wahrscheinlich nicht helfen werden und wir dann in einer Militärstadt festsitzen. Day glaubt, dass ich zögere, weil ich den Patrioten nicht traue. Dass ich, tief in meinem Inneren, noch immer June Iparis bin, das gefeierte Wunderkind der Republik … dass ich der Regierung dieses Landes noch immer treu ergeben bin. Und, stimmt das denn? Ich bin jetzt eine Verbrecherin und werde niemals in mein altes, bequemes Leben zurückkehren können. Der Gedanke hinterlässt ein unangenehm hohles Gefühl in meinem Bauch, so als bedauerte ich es, nicht mehr der Liebling der Republik zu sein. Und vielleicht ist das sogar die Wahrheit.
    Wenn ich nicht mehr der Liebling der Republik bin, wer bin ich dann?
    »Okay. Wir versuchen, die Patrioten zu finden«, willige ich schließlich ein. Es ist offensichtlich, dass ich ihn nicht dazu werde bewegen können, nach einem anderen Weg zu suchen.
    Day nickt. »Danke«, flüstert er. Auf seinem schönen Gesicht zeigt sich der Anflug eines Lächelns, dessen Wärme eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf mich ausübt, doch er macht keine Anstalten, mich zu umarmen. Er greift nicht nach meiner Hand. Er rückt nicht näher an mich heran, bis unsere Schultern sich berühren, streicht mir nicht übers Haar, flüstert mir keine beruhigenden Worte ins Ohr oder lehnt seinen Kopf an meinen. Mir war gar nicht bewusst, wie wichtig diese kleinen Gesten für mich geworden sind. Aus irgendeinem Grund habe ich in diesem Moment das Gefühl, dass wir uns fern sind.
    Vielleicht ging es in seinem Albtraum ja um mich.
    Es passiert, kurz nachdem wir die Hauptstraße von Las Vegas erreicht haben. Eine Bekanntmachung.
    Wenn es in ganz Vegas einen Ort gibt, an dem wir uns nicht blicken lassen sollten, dann ist es dieser. JumboTrons (sechs Stück an jedem Häuserblock) säumen die Hauptstraße zu beiden Seiten und senden einen endlosen Fluss von Nachrichten. Grelle Suchscheinwerfer tasten ununterbrochen über die Mauern. Die Gebäude hier müssen doppelt so hoch sein wie die in Los Angeles. Das Stadtbild wird von riesigen Wolkenkratzern und gigantischen pyramidenförmigen Landungsdocks dominiert (acht Stück mit quadratischen Grundflächen und schrägen Seitenwänden in der Form gleichseitiger Dreiecke), auf deren Spitzen helle Lichter strahlen. Die Wüstenluft
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