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Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Titel: Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2
Autoren: Steve Sharon & Miller Lee
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mich mal!« Er schnappte sich den Brief und riss ihn zweimal durch, um die Fetzen dann wegzuwerfen. »Sie sagen, ich hätte es nicht verdient? Ich hätte nicht die richtige Ausbildung und müsste Unterricht nehmen? Wir werden es ihnen zeigen, die Daxflan und ich, wie ein wahrer Meister dieses Gewerbes Geschäfte macht!« Jählings drehte er sich um und sein Blick fiel auf den Schatten neben der Tür.
    »Sie da!«, bellte er auf Trade und durchquerte mit vier kurzen Schritten den Raum. »Was ist, Mendoza?«
    Priscilla verbeugte sich und überreichte ihm den Umschlag. »Ich wollte nicht stören, Sir«, antwortete sie in derselben Sprache. »Aber Shelly van Whitkin bat mich, Ihnen dies zu geben.«
    »Ach so!« Er riss den Umschlag auf, überflog gleichgültig das Schreiben und befingerte lässig die Münze, ehe er sie in seinen Gürtel steckte.
    Ein Cantra, bemerkte Priscilla, und ihr Mut sank. Für ihre Verhältnisse war die Summe so hoch, dass sie nicht im Traum daran denken konnte, Shellys Beispiel zu folgen. Wahrscheinlich wäre es möglich gewesen, in irgendeinem Hafen das Schiff einfach zu verlassen, aber allein bei der Vorstellung, diesen unehrenhaften Ausweg zu wählen, drehte sich ihr der Magen um.
    »Sie dürfen wegtreten, Mendoza«, schickte der Händler sie fort, und ehe sie sich entfernte, verneigte sie sich ein zweites Mal. Als sie den Korridor betrat, hörte sie, wie er sich wieder an Captain yo’Vaade wandte und auf Hochliaden irgendeinen Kommentar abgab; es ging darum, dass er soeben einen Cantra verdient habe und einen großmäuligen Esser losgeworden sei.

SCHIFFSJAHR 32 , REISETAG 151 , ERSTE SCHICHT , 1.3 0 Uhr

     
    D ie Daxflan war vor zwei Tagen von Alcyone abgeflogen, und das Abendessen sah fürchterlich aus. Frachtmeisterin Mendoza nahm bescheiden ihr Tablett entgegen und trug es in die überfüllte, dampfige Messe für Terraner. Aus dem Augenwinkel bekam sie mit, wie der Zweite Maat, Dagmar Collier, ihr von einem Tisch neben der Tür zuwinkte. Das Gesicht abgewandt, steuerte Priscilla auf einen gerade frei gewordenen Ecktisch zu. Ihr Selbsterhaltungstrieb verbot es ihr, sich so hinzusetzen, dass sie den lärmenden Menschen im Raum den Rücken zukehrte, aber die Versuchung war groß.
    Stirnrunzelnd beäugte sie die ölige Suppe und legte den Löffel wieder hin, dann griff“ sie nach dem schadhaften Plastikbecher. Vor sich hin schmunzelnd nippte sie an dem lauwarmen Ersatzkaffee und dachte an Shelly, die jedes Mal, wenn sie sich auf der Daxflan zu einer Mahlzeit hinsetzte, zu einer hingebungsvollen Schimpftirade ausholte, die stets in der Klage gipfelte, wie schäbig es wäre, wenn ausgerechnet auf einem Handelsschiff Ersatzkaffee statt richtiger Bohnenkaffee serviert würde.
    Shelly war fest davon überzeugt, dass der Händler die Terraner absichtlich mit Ersatzkaffee versorgte, um ihnen noch einen Dämpfer zu versetzen. Aber Priscilla hatte zufällig ein Gespräch belauscht, in dem Mitglieder der Liaden-Crew sich beschwerten, dass das Getränk, das an Bord der Daxflan als Tee durchging, niemals Solcintra auch nur gesehen hatte.
    Shelly beherrschte nur ein paar Brocken Raumfahrerslang in Hoch- und in Niederliaden und hatte über Priscillas Vermutung, dass vielleicht die gesamte Mannschaft schlecht behandelt würde, nur den Kopf geschüttelt.
    Resolut setzte die Frachtmeisterin den Becher mit dem Ersatzkaffee ab und nahm den Löffel wieder in die Hand. Obwohl die Suppe ekelhaft aussah, stellte sie das Abendessen dar und würde nicht schmackhafter werden; die einzige Alternative zu diesem Fraß wären ein matschiges Brötchen und ein klebriger Klumpen Käse, und aus Erfahrung wusste sie, dass ihr von beidem schlecht würde. Also musste sie die Suppe hinunterwürgen.
    Während sie einen Löffel voll gelierter Suppe an den Mund führte, kreisten ihre Gedanken, wie schon in den beiden letzten Schichten, abermals um die beiden Container, die sie auf Alcyone Prime geladen hatten. Eine versiegelte Fracht. Daran war an sich nichts Ungewöhnliches; sie hatte die Frachtbriefe erhalten, in denen die Artikel aufgeführt waren, die sich in den Containern befanden, außerdem das Gewicht der einzelnen Güter und die Verteilung auf die Behälter. Alles entsprach den Vorschriften. Und trotzdem kam ihr etwas merkwürdig vor …
    Mit einem scharrenden Geräusch und einem lauten Wumm! ließ sich der Zweite Maat ihr gegenüber auf einen Stuhl fallen. Priscilla erschrak und verschüttete fette Suppe auf ihren
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