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Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Titel: Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2
Autoren: Steve Sharon & Miller Lee
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Zehnbit.
    Die beiden Angehörigen des Innersten Zirkels entfernten sich von der Treppe; Lärm kam auf, und die Menge begann sich zu zerstreuen. Die Beobachterin verdrückte sich still und leise durch das schmale Gässchen und versuchte, einen halbwegs vernünftigen Plan für ihre Zukunft zu schmieden.
    Moonhawk ist tot. So möge es sein.
    Am Ende der Passage bog die Beobachterin nach links ab und steuerte auf ein fernes, rötliches Licht zu.
    Ich könnte, dachte sie zaghaft, zu den Schweigenden Schwestern von Caleitha gehen. Sie fragen mich weder nach meinem Namen, noch woher ich komme, oder aus welchem Grund ich bei ihnen sein möchte. Wenn ich bei ihnen bliebe, brauchte ich kein einziges Wort zu sprechen, müsste das Schwesternhaus niemals verlassen, wäre nie wieder genötigt, ein anderes menschliches Wesen zu berühren …
    »Lieber wäre ich tot!«, schnauzte sie die hereinbrechende Nacht an, sich selbst für ihre Gedanken verwünschend, und fing unbändig an zu lachen.
    Das Gelächter klang fürchterlich in ihren eigenen Ohren, unnatürlich, als wäre sie betrunken. Mit den Fingern griff sie in ihren albernen Lockenschopf und riss an den Haaren, bis dieses irre Gelächter von Tränen abgelöst wurde. Danach setzte sie ihren Weg fort, in Richtung auf den rosigen Glanz, dessen Helligkeit stetig zunahm.

SCHIFFSJAHR 32 , REISETAG 148 , ZWEITE SCHICHT , 1 0 .3 0 UHR

     
     
    L iaden! Von den Göttern verdammte, glattgesichtige, verlogene Söhne und Töchter räudiger Köter!«
    Ein zusammengeknülltes Bündel Kleider wurde mit mehr Temperament als Zielgenauigkeit in die Richtung des weit geöffneten Reisesacks geworfen. Priscilla, die sich auf ihrer Koje rekelte, fing im Liegen das Knäuel auf und ließ es behutsam in die Tasche fallen. Doch dieses Mal verzichtete Shelly auf ihre üblichen boshaften Kommentare, Priscilla würde ihre Talente verschwenden und nichts daraus machen, dass sie von der Natur mit derart schnellen Reaktionen gesegnet war.
    »Elender, kleiner, schrottreifer Kahn!«, schimpfte Shelly in höchsten Tönen weiter, und ihr Stimmvolumen war beachtlich. »Alles wird nur nach Schichten eingeteilt! Terraner haben das Maul zu halten, und wenn wir mal mit einem Liaden sprechen, dann bitte in einem höflichen Ton! Bußgelder für dies und Bußgelder für das … kein verdammter Landurlaub, keine verdammte Privatsphäre, nichts zu tun, außer eine Schicht zu arbeiten, eine Schicht zu schlafen, wieder eine Schicht zu arbeiten und so weiter und so fort. Zum Kotzen ist das!«
    Sie stopfte den Rest ihrer Kleidung rücksichtslos in den Beutel, knallte eine Box mit Audiobüchern drauf und schloss die Tasche mit einer Heftigkeit, die Priscilla zusammenzucken ließ.
    »Der Erste Maat ist ein Gauner; der Zweite Maat ein Filou … hier!« Sie drückte Priscilla einen dicken braunen Umschlag in die Hand.
    Die jüngere Frau blinzelte verdutzt. »Was ist das?«
    »Eine Kopie meines Vertrags und die Gebühr, mit der ich mich loskaufe, in Cantra, wie vorgeschrieben. Das kriegen der Erste und der Zweite nicht in ihre schmierigen Pfoten. Jetzt bin ich natürlich völlig pleite, aber ich schwöre dir, lieber stehe ich ohne Ersparnisse und ohne Arbeit da, als noch einen einzigen Hafen auf diesem Dreckskahn anzulaufen!« Sie legte eine Pause ein, beugte sich über die andere Frau und unterstrich dann jedes einzelne Wort, indem sie mit ihrem langen Zeigefinger auf Priscilla einstach. »Diesen Umschlag gibst du dem Händler, Mädchen, und sagst ihm, dass ich weg bin. Und wenn du wirklich so schlau bist, wie ich glaube, reichst du deine eigene Kündigung gleich mit ein.«
    Priscilla schüttelte den Kopf. »Ich hab nicht genug Geld, um mich freizukaufen, Shelly.«
    »Aber wenn du es hättest, würdest du auch abhauen, stimmt’s?« Die groß gewachsene Frau seufzte. »Na ja, wenigstens bist du gewarnt. Hältst du es noch bis zum Ende dieser Fahrt aus, Mädchen?«
    »Es sind ja nur noch sechs Monate; Standardzeit.« Sie drückte kurz Shellys Arm. »Das schaff ich schon.«
    »Hmmm.« Shelly schwang sich den Beutel über die Schulter und durchmaß mit zwei Schritten den Raum von der Koje bis zur Tür. Im Korridor drehte sie sich noch einmal um. »Pass gut auf dich auf, Mädchen. Tut mir leid, dass wir uns nicht unter besseren Umständen kennen gelernt haben.«
    »Gib gut Acht auf dich, Shelly«, erwiderte Priscilla. Es schien ihr, als habe dieser Abschied eine besondere Bedeutung, doch ehe sie noch etwas sagen konnte, machte die
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