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Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Titel: Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2
Autoren: Steve Sharon & Miller Lee
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Ärmel. Mit zusammengebissenen Zähnen betupfte sie vorsichtig den Fleck, ohne Dagmar eines Blickes zu würdigen. Der Zweite Maat grinste, lehnte sich in dem Stuhl zurück und streckte die Beine vor sich aus.
    »Hab ich dich erschreckt, Prissy?«
    Priscillas schmale Schultern strafften sich, und Dagmars Grinsen zog sich in die Breite.
    »Ich war in Gedanken.« Die sanfte, ruhige Stimme der Frachtmeisterin klang völlig emotionslos.
    »Typisch Prissy«, meinte Dagmar nachsichtig. »Immer tief in Gedanken versunken.« Sie beugte sich über den winzigen Tisch und berührte Priscillas Handrücken; sie schien entzückt, als die Frachtmeisterin ihre Hand ein wenig zurückzog. »Sollen wir uns nach dem Abendessen treffen? Ich bringe was mit, das deine Gedanken garantiert verscheucht, und wir haben ein bisschen Spaß.«
    »Tut mir leid«, erwiderte Priscilla und hoffte, sie möge überzeugend klingen, »aber ich bin mit den Verteilungstabellen im Rückstand. Ich muss diese Freischicht dazu nutzen, wenigstens einen Teil aufzuarbeiten.«
    Dagmar schüttelte den Kopf, während sie sich insgeheim über Prissys anscheinend unerschöpflichem Vorrat an Ausflüchten amüsierte. Dieses Spiel lief nun schon seit drei Monaten. Dagmar fand, dass es sich lohne, dieser Beute längere Zeit nachzupirschen. Vielleicht hätte sie eher auf Erfolg hoffen können, wenn dieses Mädchen ihre Arbeit nicht so ernst genommen hätte und bei der Crew weniger beliebt gewesen wäre. Die junge Frau berauschte sich nicht mit wie auch immer gearteten Drogen und machte sich offenbar nicht viel aus Sex. Jedenfalls führte sie einen keuschen Lebenswandel. Doch Dagmar wusste, dass Priscilla sich eines Tages gehen lassen und eine Schwachstelle zeigen würde – und wenn sie sich dann Prissy schnappen könnte, schmeckte der Sieg umso süßer.
    »Das ist ja in Ordnung«, entgegnete sie verständnisvoll. »Arbeite, so viel du willst. Bei einem Neuzugang ist das immer gern gesehen. Und am Ende dieser Fahrt – wenn du dich wirklich bewährt hast – kriegst du von mir eine Belohnung.« Sie kniff die Augen leicht zusammen und forschte im Gesicht der anderen Frau nach Anzeichen für Unbehagen. Als sie keine entdeckte, spielte sie ihre Trumpfkarte aus.
    »Eine Belohnung«, wiederholte sie und fasste über den Tisch, um Priscillas kühle, schmale Hand zu ergreifen. »Was hältst du davon … wenn wir nach der Fahrt einfach irgendwohin reisen – nur du und ich – und hundert Stunden zusammen verbringen? Wäre das nicht schön? Hundert Stunden, in denen wir uns lieben, kuscheln, lauter leckere Sachen essen und tolle Getränke zu uns nehmen … klingt das nicht verlockend?«
    Es klang tatsächlich reizvoll, gestand Priscilla sich ein; bis auf die Partnerin, die sie auf den Tod nicht ausstehen konnte.
    Diskret entzog sie dem Zweiten Maat ihre Hand. »Du bist sehr großzügig«, murmelte sie, »aber ich bin nicht …«
    Dagmar schnappte sich abermals ihre Hand. »Denk darüber nach. Zeit genug hast du ja.« Sie drückte Priscillas Hand, bis sie die Knöchel knacken hörte, erst dann gab sie sie frei. »Schöne lange Finger. Du solltest Schmuck tragen.« Sie lächelte und bog ihre eigene Hand nach unten, damit das Licht matt auf den schmutzigen Juwelen schimmerte, die ihre feisten Finger zierten, wobei an jedem Finger drei Ringe steckten. »Ich kaufe dir einen Ring«, schloss sie mit einschmeichelnder Stimme, »wenn die hundert Stunden vorbei sind.«
    Priscilla atmete tief durch und bemühte sich, nicht völlig auszurasten. Am liebsten hätte sie mit den Fäusten auf den Zweiten Maat eingedroschen. Sie stand auf.
    »Du gehst schon?«
    Die Frachtmeisterin nickte. »Es wird eine Weile dauern, bis ich mit den Kalkulationen fertig bin.« Sie flüchtete aus der Messe.
    Ein Ring! Heilige Mutter! Priscilla merkte, dass sie schwer atmete und beinahe im Laufschritt den niedrigen Korridor hinunterrannte. Sie verlangsamte das Tempo, zwang sich dazu, die Hände locker an den Seiten baumeln zu lassen, und setzte äußerlich gelassen den Weg zu ihrem Quartier fort.
    In ihrem Inneren schäumte sie weiterhin vor Zorn. Dass sie sich tagein, tagaus gegen die Nachstellungen des Zweiten Maats wehren musste, war schon schlimm genug, aber Dagmar ließ sich wenigstens mit Ausreden abwimmeln. Doch erst während der letzten Schicht war der Erste Maat, Pimm tel’Jadis zu ihr in das kleine Frachtmeisterbüro gekommen, und je weniger sie an diese unerquickliche Begegnung dachte, umso
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